WHITE BUZZ: Book Of Whyte

Man kann wohl nur begeistert sein, sofern man sich im Dreieck Sludge-Doom, Psychedelic- und Stoner-Rock wohl fühlt.

Wow, und ich dachte immer, Hannover wäre tot, was langsame Dröhnungen angeht. Dort passende Musiker für ein entsprechendes Projekt zu finden erwies sich bisher als erfolglos. Da haben sich wohl die drei Knaben von WHITE BUZZ gut versteckt, denn deren Sound fegt diese Gedanken zur Nachbarstadt sofort weg. Aufgenommen wurde Book Of Whyte direkt im Proberaum der Kollegen HERMELIN in Eigenregie, mit irgendwelchen reinredenden Studiotypen wäre so ein homogenes Werk vielleicht gar nicht möglich gewesen.

Vier Songs plus Hidden Track gibt es, wobei wir bei den vier Hauptsongs von einer Größenordnung von 14-20 Minuten reden. Allerdings muss man sich über die einzelnen Songs gar nicht so sehr auslassen, dazu ist das Gesamtwerk viel zu groß. Die Songs bäumen sich auf mit der Macht eines fetten Sludge-Doomers, drücken dann mit einem simplen, aber unabwendbaren Groove, der Drang zum Zeitlupendoomdancing setzt unmittelbar beim Zuhörer ein. Wenig überraschend, aber immer treffsicher bricht der Groove zusammen, macht Platz für ein hypnotisches Nichts, zarte Gitarrenmelodien erstrahlen wie eine verirrte Sonnenblume im Mittelstreifen einer verdreckten Autobahn. Diese psychedelischen Momente werden ausgiebig ausgelebt, verfeinert, aufgelöst, bis zum musikalischen Dauertrip ausgebreitet, um dann doch wieder in dröhnenden Riffs, zerrenden Basslinien und simplen, höchst effektiven Drums zu explodieren. Nöö, innovativ ist das nicht, aber sehr fesselnd umgesetzt. Lässt man sich davon mitreißen, was unvermeidbar ist, dann erkennt man fast nicht mehr, mit wie viel Liebe zum Detail die Jungs vorgehen. Jeder der Songs für sich ist ein kleines Meisterwerk, das von organischer Dynamik, psychedelischer Tiefe und der Macht von fetten Doom-Wänden und der Leichtigkeit bekifftem Stoner-Rocks getragen wird. Die gefälligen Vocals lassen anfangs schmunzeln, bei der Aussprachen muss man sofort an die Nachbarn SCORPIONS bzw. deren Klaus Meine denken. Nicht nur bei den Gesangsmelodien kommt gelegentlich der Verdacht auf, dass der Hannoveraner Dreier gern mal MIRROR OF DECEPTION hört. Und gerade, weil der Gesang nicht zu perfekt kommt, fügt er sich schlüssig ein in die Klänge von WHITE BUZZ. Man hat eigentlich keine Chance, nicht ab den ersten Tönen zu versinken in den Welten, die sich vor einem auftun. Nichts wirkt kopflastig wie bei manchen Psychedelic-Bands, so aufgesetzt cool wie bei einigen Stoner-Bands, oder so gewollt brachial wie bei manchen Sludge-Doomern, hier stimmt einfach alles. Wo unnötige Hidden Tracks gern mal genutzt werden, um die Spielzeit auf ein nötiges Mindestmaß zu ziehen, gibt es hier bei der Länge des Albums keinen Grund zu nörgeln, der unbenannte Songs ist einfach ein kurzer Spaßsong. Zugedröhnte T.REX spielen eine Sludge-Version von ROBERT PALMERS  Addicted To Love rückwärts trifft es vielleicht ganz gut. Da auch der selbstgebaute Sound sehr fett, ausreichend differenziert und harmonisch aus den Boxen drückt, kann man wohl nur begeistert sein, sofern man sich im Dreieck Sludge-Doom, Psychedelic- und Stoner-Rock wohl fühlt. Dass das Album bereits 2007 aufgenommen wurde und bereits 2009 erschien, das sollte Freunde entsprechender Klänge nicht davon abhalten, sich das Book Of Whyte zu sichern.

PS: Trotz vielen Shows gemeinsam mit namhaften Doom-Acts waren die schönsten Shows bisher immer die gemeinsam mit den Dröhnbacken VERSUS THE STILBORN MIND und SPANCER. Die Beiden gemeinsam mit WHITE BUZZ auf einer Bühne, das wäre sicher ein Fest!

Veröffentlichungstermin: 20.11.2009

Spielzeit: 70:01 Min.

Line-Up:

Cris – Guitar, Vocals
André – Bass
Tim – Drums

Label: Meteor City Records

Homepage: http://www.whitebuzz.net

MySpace: http://www.myspace.com/whitebuzz

Tracklist:

1. Pentaprisma
2. Return Of Phoenix
3. A Journey Through The Orchestral Labyrinth Of The Wide Plateau
4. Antipocalypse
5. (Untitled)

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