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WALLS OF JERICHO: Redemption [EP]

Sein wir doch mal ehrlich – auch in jedem megaharten Metalhead steckt hin und wieder auch ein ganz kleines Weichei – hier kann man es zeigen.

Ich gebe es ja zu, vor Shouterin Candace Kucsulain bekommt man als Mann Angst. Das wird sich nun aber vorübergehend ändern, denn WALLS OF JERICHO haben ein seit gut sechs Jahren geplantes Projekt umgesetzt. Die Band aus Detroit Rock City hat ihr Geballere eingetauscht gegen ruhigen Rock der zarten Art, völlig andere Gefühle werden hier geweckt als beim extremen Hardcore-Metal, für den WALLS OF JERICHO sonst stehen. Statt vom Kettensägensound und dem Angst einflößenden Gebrülle von Frau Kusculain erschlagen zu werden, kann man sich bei Redemption beruhigt und entspannt zurücklegen und einfach die Musik genießen.

Hier lässt Candace die Frau in sich erkennen, ihre angenehme Singstimme kommt nicht zu hoch, etwas zurückhaltend und damit passend zum meist akustischen Sound der fünf Songs. Der Opener lullt einen schnell ein, mit dem Streichersound und dem schönen Refrain ist der Alltags-Schalter schnell umgelegt und der Stress des Tages vergessen. Noch eine Ecke melancholischer kommt My last stand, der Song erinnert mich an frühe XANDRIA. No saving me tendiert etwas zur Gothic-Pop-Ballade, Anleihen an LACUNA COIL sind unverkennbar. Den Oldie-Schnulz-Klassiker House of the rising sun von den ANIMALS kann wirklich jeder nachspielen – ihm Ausdruck und Feeling zu verpassen, daran scheitern fast alle. WALLS OF JERICHO gelingt dies hingegen, selten war ein Cover dieses Klassikers so gefühlvoll, ohne kitschig zu wirken. Addicted spielt erfolgreich mit nachdenklichen und leicht treibenden Momenten.

Produzent Corey Taylor, mit dem WALLS OF JERICHO ja schon länger zusammenarbeiten, hat diesmal auch gelegentlich zum Mikro gegriffen und harmoniert dabei erstaunlich gut mit dem Gesang von Candance, besonders bei Addicted. Sicher gibt es genug gute oder bessere Bands, die im soften Rock zuhause sind, aber für eine Hardcore-Band ist dieses Experiment absolut gelungen. Der Eindruck, von diesem Markt auch ein paar Dollars mitnehmen zu wollen, der entsteht eigentlich nicht. Hier wollte man einfach mal etwas Anderes ausprobieren, und das ist erfreulich gut gelungen. Ob es gereicht hätte, die Atmosphäre über einen Longplayer aufrecht zu erhalten, hm…? Also war die Beschränkung auf eine EP sicher eine gute Wahl.

Da auch der Sound wirklich gelungen ist, kann man Redemption wirklich jedem nahe legen, der gern mal ruhigere Rockmusik hört. Wer sich allerdings bisher als WALLS OF JERICHO-Fan bezeichnet hat, der wird mit dieser EP wohl seine Probleme haben. Aber sein wir doch mal ehrlich – auch in jedem megaharten Metalhead steckt hin und wieder auch ein ganz kleines Weichei – hier kann man es zeigen. Und Ende des Sommers folgt ja schon das neue Album, dann wird es sicher wieder ordentlich auf die Glocke geben und man darf wieder Angst haben vor Candace Kucsulain.

Veröffentlichungstermin: 25.04.2008

Spielzeit: 22:33 Min.

Line-Up:
Candace Kusculain – Vocals
Chris Rawson – Guitar
Mike Hasty – Guitar
Aaron Ruby – Bass
Dustin Schoenhofer – Drums

Produziert von Corey Taylor
Label: Trustkill/SPV

Homepage: http://www.wallsofjericho.tv

Tracklist:
1. Ember drive
2. My last stand
3. No saving me
4. House of the rising sun
5. Addicted

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