VINDER: Vertigo

Hier herrscht solider Power Metal. Stellenweise schimmern in den Gitarren Hard-Rock-Wurzeln durch, doch meistens gibt es klassischen Metal, dem man seine internationalen Vorbilder anhört, ohne dass man das Gefühl hat, eine bloße Kopie zu hören.

Früher hätte es so etwas nicht gegeben! Damals hätte so ein Album todsicher einen von Andreas Marshall gezeichneten Ritter auf dem Cover gehabt. Oder ein Motorrad. Oder ein simples Foto mit reichlich Feuer und Funken im Stil von Gates Of Purgatory. VINDER präsentieren ihr Konzeptalbum Vertigo dagegen mit einer blutigen Spiegelbildzeichnung, deren Farbwahl subtile Gothic-Einflüsse vermuten lässt. Moment mal, Konzeptalbum? Hätte es früher auch nicht gegeben. Nun ja, es gibt hier zumindest einen simplen Handlungsfaden, der die Stücke zusammenhält und – wie der Untertitel verrät – The Story Of Vincent O`Leary erzählt. Dazu gesellt sich ein großformatiges Inlay, in dem die einzelnen Stationen der Selbsterkenntnis des Protagonisten illustriert werden. Wo etwa die Fernsehserie Dexter allerlei Facetten und Finessen bereithält, beschränkt sich das Textgut auf Vertigo auf simple Reime mit anschaulichem Vokabular. Lieder über Blut, Spiegel und das Böse sind im Heavy Metal freilich nichts Neues.

Nichts Neues beschreibt auch die Musik des Quintetts gut. Von Gothic-Einflüssen keine Spur. Nein, hier herrscht Power Metal. Stellenweise schimmern in den Gitarren Hard-Rock-Wurzeln durch, doch die meiste Zeit über gibt es klassischen Metal, dem man seine internationalen Vorbilder anhört, ohne dass man das Gefühl hat, eine bloße Kopie zu hören. JUDAS PRIEST tauchen in den Riffs und den sporadischen Kopfstimmeneskapaden auf, während US-Metal-Kapellen wie JAG PANZER oder VICIOUS RUMORS im kraftvollen Lead-Gesang und in den aggressiven Gitarrensoli durchschimmern. Gerade die flotteren Double-Bass-Nummern wie der Opener Dark Horizon erinnern auch ein wenig an zeitgemäße Power-Metal-Bands wie BRAINSTORM. Die Art und Weise, wie zwischendurch immer mal wieder sehr melodische, fast schon fröhliche Stimmungen eingeschoben werden, könnte man als typisch deutsch bezeichnen. Dabei ist etwa der Refrain von Funny Games letztlich handelsüblicher AOR mit ordentlich verzerrten Gitarren und reichlich Volumen auf der Stimme. Diese rockigeren Einschübe, wie man sie beispielsweise bei Diary Of A Child findet, sorgen beim Anhören für Abwechslung, wobei der Handlungsfaden nur noch Alibi-Funktion hat. Das Ganze fühlt sich ein bisschen so an, als würde Harry Conklin auf halben Weg durch eine Power-Metal-Hymne plötzlich auf die Idee kommmen, BON JOVI zu imitieren.

Zu den Höhepunkten des Albums zählen klar die kraftvollen Riffs, die passend von treibenden Schlagzeugteilen unterstützt werden. Der souveräne Gesang lässt nichts anbrennen und ergänzt die Heaviness der Instrumente angenehm. Die Verbindung von traditionellen Stilmitteln und frischer Spielfreude lässt sicher aufhorchen. Aber letztlich mangelt es dem Songmaterial leider an Eingängigkeit und Originalität, so dass unterm Strich die Veröffentlichungsflut um ein durchschnittliches Album reicher ist.

Veröffentlichungstermin: 28.01.2011

Spielzeit: 47:52 Min.

Line-Up:

Dirk Schäffner: Gesang
Oli Kaufmann: Gitarre
Foti: Gitarre
Huyz: Bass
Ralf Schulz: Schlagzeug

Label: Music Buy Mail

Homepage: http://www.vinder.de

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/httpwwwmyspacecomvinder

Tracklist:

1. The Letter
2. Dark Horizon
3. Where Evil Dwells
4. Face In The Mirror
5. In My Head
6. Vertigo
7. Funny Games
8. Secret Door
9. Diary Of A Child
10. The Reckoning
11. It`s Me

 

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