VELVET ACID CHRIST: Hex Angel (Utopia – Dystopia)

Kaum ein anderes Industrial/Elektroalbum verzichtet so konsequent auf übertriebene Glattheit und auf angeberische Soundspielereien, kaum ein anderes Album vermag es, so zu packen, durchzuschütteln und dabei auch noch Begeisterung zu wecken.

Ich bin versucht, anhand von „Hex Angel“ die Schwächen anderer Bands aus dem Industrial/Elektrobereich auszutappen, aber das wäre dem Album gegenüber nicht gerecht, denn es genügt sich völlig sich selbst, indem es eine bizarre, kalte, brachiale, skurrile und surreale Welt entwirft, die manchmal erschreckend der unseren ähnelt. Wie das? Durch wüste Beats, die fernab jeglicher Technolastigkeit wüten, verzerrte Stimmen, die direkt aus der Unterwelt oder auch dem eigenen Wahnsinn stammen könnten, und synthetische Klangteppiche, die nicht sanft vor sich hinwabern, sondern dem Hörer direkt an die Kehle gehen mit ihrer beklemmenden Atmosphäre. „Hex Angel“ rührt an etwas Tieferem als das Gros der Finstermucke, die tagtäglich das Licht der Welt erblickt. Dieses Album fesselt, quält, begeistert und fasziniert. Es ist Folterkammer und Himmelreich zugleich, da verspricht der Untertitel „Utopia – Dystopia“ nicht zuviel. Dabei benützen VELVET ACID CHRIST nicht mal unbedingt völlig genrefremde oder extrem innovative Elemente, aber es gelingt ihnen, packende Strukturen aufzubauen, die bei Bedarf auch einfach mal eingerissen werden dürfen. Hier ordnet sich jeder Klang der großen Vision unter, die Euphorie und Verzweiflung in einem ist. Doch bevor es zu philosophisch wird: VELVET ACID CHRIST ist mit „Hex Angel“ ein vieldimensionales Meisterwerk gelungen, das man erst Schicht um Schicht enthüllen muss, um seinem Kern nahe zu kommen. Kaum ein anderes Industrial/Elektroalbum verzichtet so konsequent auf übertriebene Glattheit und auf angeberische Soundspielereien, kaum ein anderes Album vermag es, so zu packen, durchzuschütteln und dabei auch noch Begeisterung zu wecken. Womit ich doch wieder bei den Alben anderer Bands gelandet bin, verdammt…

Spielzeit: 56:45 Min.
Label: Al!ve/Dependent

Tracklist:
Haunted

Collapsed

Pretty Toy

Hypoxia

Misery

East (Meaningless Life Mix)

Dead Tomorrow

Convex

Eva

Crawl

Exit (Diseased World)

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