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VANDEN PLAS: Christ 0

Ein atmosphärisches Progressive Metal Album, aber kein Theaterstück.

Wenn zwischen zwei Alben einer Band 4 Jahre liegen, dann ist es oft der Fall, dass sich große stilistische Veränderungen auftun. Im Falle von VANDEN PLAS lässt sich diese These nur eingeschränkt bestätigen. Beyond Daylight liegt mit Veröffentlichungsjahr 2002 exakt 4 Jahre zurück. Jedoch markierte dieses Album seiner Zeit bereits einen Schritt zur Selbstfindung. Die Band war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit dem großen Schatten DREAM THEATER vergleichbar. Warum also sollte man mit Christ 0 diese eigene Identität wieder verwässern? Genau diese Frage haben sich die Jungs rund um Sänger Andy Kuntz wohl auch gestellt und sind zu dem Schluss gekommen, lieber ihre musikalischen Qualitäten zu verfeinern als erneut einen neuen Kurs zu suchen.

Christ 0 stellt die ausgebildeten Merkmale von VANDEN PLAS in einem anderen Gewand dar – im Zentrum der Geschichte des Grafen von Monte Christo, eine Geschichte die ebenso episch, düster wie tragisch ist. Ein Konzeptalbum kann man daran messen, wie deutlich die umgesetzte Geschichte für den Hörer wird und ob die atmosphärischen Assoziationen gelungen sind. Mit Hilfe von wuchtigen, orchestralen Arrangements wie im Openers Christ 0 oder den ruhigen Piano-Klängen in Fireroses Dance versucht die Band, die atmosphärischen Eckpunkte musikalisch zu verbinden. Zu sehr lassen sich VANDEN PLAS von dem Korsett eines Konzepts dabei allerdings nicht einengen. Auf Christ 0 bleibt genügend Platz für ansprechende Instrumentalpassagen, wie im Mittelteil von Somewhere Alone In The Dark, die im typischen Stil der Band nicht zu lang und ausgefallen sind. Dieser Track beheimatet auch das Nu-Metal Interlude, welches in der Listening-Session als urbaner Part deklariert wurde. Danach geht es mit gutem Gitarrenton weiter. Wer diese Aussage auf das Nu-Metal-Interlude beziehen möchte, darf das gerne tun. Es sollte seitens des Autors aber lediglich der merklich verbesserte, transparente Ton der Gitarren in den Solopassagen hervorgehoben werden. In das Thema Geschmackssache passen noch die balladesken Elemente, von denen es auf Christ 0 – natürlich auch mit Hinblick auf die Umsetzung der Geschichte – einige gibt. Es ist einerseits verständlich, dass diese für ein Konzeptalbum von Nöten sind, andererseits kommt man der Grenze zum Kitsch manchmal ziemlich nahe. Zumindest in Fireroses Dance löst sich dieses Gefühl jedoch in Wohlgefallen auf, denn die Streicher im Refrain sind wahrlich erhaben. Diese klassischen Elemente durchdringen das Album tief und sind fest in der Musik verankert. Nichts ist schlimmer als ein nebenher spielendes Orchester. Weniger im Vordergrund des Komponierens schien die Idee den Verlauf der Story hörbar zu machen. In einer klassischen Umsetzung, wie sie ja alleine durch die Zusammenarbeit mit einem Orchester gewählt wurde und im Kontext der Geschichte von Dumas absolut passend ist, hätte auch die Möglichkeit bestanden, vielleicht mit mehrere Personen, vertreten durch Gastsänger, zu arbeiten, um dem ganzen einen erzählerischen Charakter zu verleihen. Das ist kein Angriff auf Andy Kuntz, aber es hätte durch die stärkeren Kontraste die inhaltlichen Eckpunkte der Story deutlicher gemacht. Durch das Fehlen der erzählerischen Komponente wird der Fokus von der gesamten Geschichte eher auf die einzelnen Tracks gelenkt. Dort zeigt das Album allerdings keinerlei Schwächen. Silently hat einen geradezu bezaubernden Refrain. Gemeinsam mit Wish You Were Here und January Sun bildet dieses Epos den Kern des Albums. Diese an der 10 Minuten Grenze kratzenden Tracks können durch wechselnde Themen, spannende Instrumentalpassagen und einprägsame Refrains überzeugen. Hier verlassen sich VANDEN PLAS auf ihre selbst entwickelten Stärken und zeigen sich sogar gereift. Die Arrangements wirken kompakter, klarer, vielseitiger, einfach um diese kleinen Nuancen verbessert, die manchmal so schwierig zu erreichen sind.

Zu den am Anfang aufgeworfenen Fragen möchte ich die Überlegung hinzufügen, wann ein Konzept die Musik limitiert und wann ein Konzept die Musik bereichert. Ich denke, dass VANDEN PLAS es geschafft haben, ihre Musik durch die Zusammenarbeit mit dem Orchester am Pfalztheater, mit dem die Band über die letzten Monate neben der ABYDOS Bühnenumsetzung auch an einem Nostradamus Stück gearbeitet hat, zu bereichern und nicht den Fehler gemacht hat durch das Thema ihrer Musik die Spontanität zu nehmen. Christ 0 ist ein spannendes Progressive Metal Album, die atmosphärischen Assoziationen gelungen, aber kein Theaterstück.

Veröffentlichungstermin: 31.03.2006

Spielzeit: 67:20 Min.

Line-Up:
Andy Kuntz – Vocals

Andreas Lill – Drums

Stephen Lill – Gitarre

Torsten Reichert – Bass

Günter Werno – Keyboards
Label: InsideOut Music

Homepage: http://www.vandenplas.de/

Email: band@vandenplas.de

Tracklist:
1. Christ 0

2. Postcard To God

3. Wish You Where Here

4. Silently

5. Shadow I Am

6. Fireroses Dance

7. Somewhere Alone In The Dark

8. January Sun

9. Lost In Silence

10. Gethsemane

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