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VAN CANTO: Hero

Mehr Cover-Versionen, mehr Midtempo, überhaupt mehr Vielfalt, mehr Druck, mehr Spielzeit, mehr Video, etwas weniger eigene Lieder, weniger Speed Metal-Futter und somit im Endeffekt etwas (aber nicht viel) weniger als das Album des Jahres.

VAN CANTO haben einen Sturm angekündigt, liefern jetzt aber erst einmal einen Helden ab. Mehr Cover-Versionen, mehr Midtempo, überhaupt mehr Vielfalt, mehr Druck, mehr Spielzeit, mehr Video, etwas weniger eigene Lieder, weniger Speed Metal-Futter und somit im Endeffekt etwas (aber nicht viel) weniger als das Album des Jahres. Letzteres liegt natürlich auch daran, dass diese Auszeichnung bereits für Music Of The Spheres von MIKE OLDFIELD reserviert ist. VAN CANTO sind freilich in anderen stilistischen Gewässern unterwegs, wenngleich auch sie ein Gespür für beeindruckende Melodien besitzen. Beispiele gefällig?

Mit Take To The Sky hat das Sextett mal eben den besten Melodic Speed Metal-Song der letzten vier Jahre am Start. Hier zeigt sich eine erstaunliche kompositorische Reife, da die Melodien eingängig, aber nicht simpel, vielschichtig, aber nicht überfrachtet klingen. Dass BLIND GUARDIAN-Frontmann Hansi Kürsch hier einen Gastauftritt hat, verkommt fast zur Nebensache, da VAN CANTO mehr denn je für geballte Gesangspower stehen. Verschlungene Stimmen schmiegen sich an das treibende Schlagzeug, kraftvolle Chöre geben dem Ganzen Hymnen-Charakter, während bei der Strophe noch Raum bleibt für geschmackvolle Hintergrundgesänge. Der Opener Speed Of Light schlägt in eine ähnliche Kerbe. Speziell Fans von SONATA ARCTICA müssen den Song einfach mögen. Trotz des vermeintlich ausgereizten Musikstils finden VAN CANTO immer wieder die richtigen Töne, die aufhorchen lassen. Die Bassstimme slidet gekonnt in die Bridge, die Gitarrensoloimitation bereichert die Musik und der Lead-Gesang begeistert mit Charisma, Können und Leidenschaft.
Alleine diese beiden Stücke rechtfertigen den Kauf des Albums. Aber natürlich gibt es noch mehr hörenswerte Stücke: Quest For Roar zeigt, dass das musikalische Konzept von VAN CANTO auch im Midtempo funktioniert, während bei den Coverversionen Stormbringer (DEEP PURPLE) aufhorchen lässt. Sicherlich fällt der 70er-Jahre-Song etwas aus dem Rahmen. Doch die Gesangsstimmen vermitteln ein Gefühl der Weite, das im Original noch nicht vorhanden war, und textlich passt die Nummer perfekt zu VAN CANTO. Ebenfalls sehr passend ist freilich The Bard`s Song: In The Forest (BLIND GUARDIAN).
Hier zeigt sich allerdings das potenzielle Manko von Hero: Bei den Coverversionen wird eine enorme Bandbreite abgedeckt (vier Jahrzehnte harte Musik!). Da ist es fast schon ein Wunder, dass das Album noch relativ schlüssig klingt. Abhängig vom eigenen Musikgeschmack sind Hänger aber vorprogrammiert. Ich persönlich finde beispielsweise Wishmaster von NIGHTWISH einfach langweilig und bevorzuge entsprechend die VAN CANTO-Version einzig, weil der Gesang nicht ganz so schrill klingt. TARJA-Fanatiker dürften dagegen genau darin einen blasphemischen Akt sehen, während normale NIGHTWISH-Fans die Coverversion vielleicht gelungen finden. Auch an Fear Of The Dark (IRON MAIDEN) scheiden sich die Geister; zumindest meine. Die choralen Gesänge geben dem Lied eine neue, beeindruckende Dimension. Gleichzeitig zerstört das statische (sprich Click-geleitete) Schlagzeug die rumpelige Dynamik des Originals.

Trotz diverser Ausflüge in die Geschichte des Metal bleiben VAN CANTO klangtechnisch im Hier und Jetzt verwurzelt. Eingefleischten Metallern klingt die Musik deswegen vermutlich zu gutartig. Da hilft es auch nicht, dass beim abschließenden Titeltrack eine etwas geheimnisvollere, elegischere Stimmung aufkommt. Immerhin rocken VAN CANTO härter als HAMMERFALL, STRATOVARIUS und Co., nicht zuletzt weil Lead-Sänger Dennis Sly Schunke eine überragende Leistung abgeliefert hat, von der Cans und Kotipelto nicht mal zu träumen wagen.
Als Bonus gibt es zum Album noch eine DVD mit den bisherigen Video-Clips, sowie Aufnahmen vom Drumherum der Band. Dabei zeigt sich einmal mehr die Mischung aus jugendlichem Leichtsinn (Sly und Rob filmen sich und den Brasilien-Ausflug der Band) und künstlerischem Ernst (Stef und Inga kommentieren die neuen Stücke), die einen großen Teil des Reizes von VAN CANTO ausmacht. Wer das Debüt noch nicht kennt, bekommt außerdem weiteres Ohrenfutter (drei alte Songs, darunter das fabelhafte Rain), dessen optische Aufmachung von bescheiden (eben jenes Rain) bis exzellent (The Mission) reicht.

Veröffentlichungstermin: 26.09.2008

Spielzeit: 44:27 Min.

Line-Up:
Dennis P. Schunke: Gesang
Inga Scharf: Gesang
Ross Thompson: höherer Rakkatakka-Gesang
Stefan Schmidt: tieferer Rakkatakka-Gesang
Ingo Sterzinger: tiefer Dandan-Gesang
Bastian Emig: Schlagzeug

Produziert von Charlie Bauerfeind
Label: GUN / SonyBMG

Homepage: http://www.vancanto.de

MySpace: http://www.myspace.com/vancanto

Tracklist:
CD:
1. Speed Of Light
2. Kings Of Metal (MANOWAR-Cover)
3. Pathfinder
4. Wishmaster (NIGHTWISH-Cover)
5. Bard`s Song – In The Forest (BLIND GUARDIAN-Cover)
6. Quest For Roar
7. Stormbringer (DEEP PURPLE-Cover)
8. Take To The Sky
9. Fear Of The Dark (IRON MAIDEN-Cover)
10. Hero

DVD:
1. The Mission Videoclip
2. Battery Videoclip
3. Making Of Battery
4. Speed Of Light Videoclip
5. Making Of Speed Of Light
6. Rain Videoclip
7. Brazil Video
8. Studiobericht
9. Track by Track
10. Photo Gallery

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