TRIST: Willenskraft

Ambient Black Metal, der seinen Namen verdient, allerdings auch sehr langatmig sein kann.

Tristan, früher genannt Aran, braucht nach LUNAR AURORA nach wie vor eine Aufgabe, und mit TRIST scheint es so, als habe sich der Musiker einen Kokon gesponnen, in dem er von niemandem gestört werden kann. Das dritte Album Willenskraft ist ein einsames Werk, eines für Eigenbrötler, für Waldschrate. TRIST begibt sich auf mentale Wanderschaft durch die unterschiedlichsten Landschaften der Seele, betrachtet werden diese mit vorlieb im Zwielicht der Dämmerung oder noch davor, in der dunkelsten Stunde, der vor dem Morgengrauen.

LUNAR AURORA-Freunde, die stets die nachdenkliche Seite der Band zu schätzen gewusst haben, werden bei TRIST genau hinhören. Denn nach Bewusstsein, einem zwölfeinhalbminütigem Intro, das nur aus Wellenrauschen und leisen Synthesizern besteht, beginnt mit Wagemut langsam die Musik. Und die ist ziemlich monoton, immer wieder wiederholen sich die Riffs, die Rhythmen sind treibend und bleiben beständig, nur das wild gewordene Kreischen und Knurren gibt sich nicht dem Fluss hin und ist unberechenbar. Ambient Black Metal ist für Stücke wie eben Wagemut, aber auch Herzenswunsch und Wandlung die perfekte Bezeichnung, denn hier ist nichts mit plattem Hass, billigen Riffs und bewusst schlechter Produktion, hier geht es ein paar mentale Ebenen weiter.

Umso trauriger ist der Umstand, dass Tristan seine Songs bewusst nicht weiter ausbaut, dass er minutenlang auf denselben Riffs herumreitet und sich die langen Kompositionen nur im Schneckentempo entfalten. Das ist bei Songlängen von bis zu 15 Minuten schon mehr einschläfernd als hypnotisierend. Und da auch regelmäßig Wellenrauschen und flächige Keyboards zum Einsatz kommen, hält sich die Spannung in Grenzen und diese Stunde nachdenklichen, tiefgehenden Black Metals wirkt äußerst lang, auch wenn man sich in die eigenwillige Atmosphäre einlullen kann und TRIST fasziniert folgen mag.

Gegen Ende wird Willenskraft dank eingestreuter Sprachsamples und geschickterer Arrangements zwar spannender, aber mitreißend und verschlingend will dieses Album einfach nicht werden, hier wurde zu viel Potenzial verschenkt, auch wenn Tristan sicherlich dieses Album gar nicht anders geplant hat. Für ihn selbst vielleicht sein Opus Magnum, für die Hörer ist dies leider eine anstrengende Reise mit Längen, die nicht immer Sinn macht.

Veröffentlichungstermin: 3. April 2009

Spielzeit: 59:58 Min.

Line-Up:
Tristan – Musik
Label: Cold Dimensions
MySpace: http://www.myspace.com/tristambient

Tracklist:
1. Bewusstsein
2. Wagemut
3. Zweifel
4. Herzenswunsch
5. Verhinderer
6. Wandlung

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