Die TRANSSYLVANIANS sind zwar in Berlin ansässig, haben ihre Wurzeln aber in Ungarn. Beides hatte einen Einfluss auf den Sound, den die Band auf Igen! (zu deutsch Ja!) fabriziert. Unter dem Label Hungarian Speedfolk mischt man ungarische Folklore mit Rock, Ska und einer gewissen Punkattitüde zu einem sehr eigenwilligen Sound. Die in ungarischer Sprache gesungenen Texte tun ihr übriges, um Igen! zu einem sehr gewöhnungsbedürftigen Klangerlebnis zu machen. Ohne den Gesang fiele der Zugang sicherlich leichter. Der seltsame Sprechgesang von Bandkopf Tiborcz András sowie der von Szilvana und Nagy Isabel, der alten beziehungsweise neuen Frontfrau (auf dem vorliegenden Album sind beide gemeinsam zu hören sind) klingt stellenweise unfreiwillig komisch und zerrt an den Nerven. So ist es kein Zufall, dass die leider viel zu kurzen Instrumentalstücke, in denen die Folklore-Anteile außerdem um einiges ausgeprägter sind und die entsprechenden Instrumente, insbesondere die Geige, eine größere Rolle spielen, zu den Highlights der Scheibe zu zählen sind.
Interessanterweise erinnert der abgedrehte weibliche Gesang bei Stücken wie Ki Ki Ki, Apa Cuka oder Igen stark an die neueren HEDNINGARNA, und im Grunde sprechen die TRANSSYLVANIANS auch eine ähnliche Zielgruppe an wie die Schweden, denn beide Bands erfordern schon eine große Offenheit und Toleranz gegenüber verschiedensten musikalischen Genres, weder der normale Rockfan noch solche Leute, die mit Folk nur irische Klänge verbinden, dürften mit dem Sound der Band klarkommen. Wer jedoch musikalisch offen ist, wird die Musik der TRANSSYLVANIANS als besonders reizvoll empfinden, zumal die Musik bei aller Exotik größtenteils äußerst tanzkompatibel gestaltet wurde. Bei kurzen und knackigen Speedfolk-Kompositionen wie Jánoska, Legényes oder dem Opener Debrecen, bei dem übrigens STOPPOK einen Gastauftritt an der Elektro-Mandoline hat, fällt es jedenfalls schwer, nicht das Tanzbein zu schwingen. Wo HEDNIGARNA als filigrane Musiker mit Anspruch erscheinen, herrscht bei den TRANSSYLVANIANS aber trotz technisch sicherlich nicht einfacher Violinensoli stets eine rotzige und punkige Live-Atmosphäre vor.
Beim mehrsprachigen und orientalisch angehauchten Berlin Babylon, einer Hommage an unsere Hauptstadt und das dortige Nebeneinander verschiedenster Kulturen, experimentiert die Band mit Rap-Elementen, eingebracht durch die jungen deutschen und türkischen Rapper Rack und Sonic. Leider wirkt dieses Loblied ziemlich naiv und durch eine rosarote Brille gesehen.
Igen! ist ein Album, das nahezu sämtliche Genregrenzen ignoriert und wohl nur für extrem vielseitige und tolerante Musikhörer einen Hörgenuss darstellen dürfte. Gewarnt werden sollte in jedem Falle davor, sich den Song Zengö ABC anzuhören, einem Kinderreim des ungarischen Alphabets, der musikalisch so dermaßen simpel und billig ist, dass man ihn eigentlich hassen müsste, von dem man aber leider unverzüglich einen Ohrwurm bekommt.
Auf der CD befindet sich übrigens noch ein Videoclip zu einem Remix von Jánoska, bei dem aber Bild und Ton nicht besonders gut synchronisiert sind beziehungsweise teilweise überhaupt nicht zusammenpassen.
Veröffentlichungstermin: 17.05.2004
Spielzeit: 46:04 Min.
Line-Up:
Tiborcz András – Violin, Vocals, Citera, Double Bass, Rhodes
Szilvana – Double Bass, Vocals,
Hendrik Maaß – Guitar, Vocals
Thomas Leisner – Drums, Vocals
Nagy Isabel – Double Bass, Vocals
Gäste:
Stoppok – Electric Mandolin, Vocals
Tiborcz Dénes – Tenor Sax, Soprano Sax
Christian Gerber – Accordion
Andreas Hirche – Organ
Rack & Sonik – Rap
Denis Jabusch – Vocals
Label: Westpark Music
Hompage: http://www.transsylvanians.de
Tracklist:
1. Debrecen
2. Igen
3. Jánoska
4. Mini Suite No. 1
5. Ki Ki Ki
6. Mini Suite No.3
7. Apa Cuka
8. Dunántúli
9. Zengő ABC
10. Mini Suite No. 5
11. Berlin Babylon
12. Sír A Kis Galambom
13. Legényes
14. Betyárnóta
15. Sukar