Feuer frei schien das Motto von Sascha Blach beim Komponieren des Songmaterials für Shamanic… gewesen zu sein. Nachdem der Vorgänger sich thematisch mit den Facetten des Elements Wasser auseinander gesetzt hatte, geriet nun das Feuer als zweites Element in Saschas lyrisches Visier. Doch auch die musikalische Umsetzung hat sich gewandelt, statt ruhiger Dark-Pop-Hymnen wird nun die Gitarre ausgepackt, in den Verzerrer eingestöpselt und malträtiert. Dazu pumpen synthetische Beats die Songs nach vorne, sodass deutlich wird, dass trotz der nach wie vor vorhandenen Achziger-Pop-Schlagseite die Energie des lyrischen Gegenstands auf die klangliche Seite abgestrahlt hat. Doch auch ein akustischer Abend vorm Kamin ist in Gestalt der Ballade La Grande Mer Silencieuse vertreten, wodurch die Abwechslung endgültig zum größten Trumpf des Albums wird. Denn schon zuvor reiht Sascha treffsicher spannende Sounds auf immer neue Art und Weise aneinander und veredelt das Ergebnis mit seiner dunklen Stimme. Allerdings scheint er sich nach Music For The Night von seiner Hauptband DESPAIRATION nun auch bei TRANSIT POETRY in den mittleren Stimmlagen wohl zu fühlen, was angesichts seines enorm charismatischen Bassgesangs etwas schade ist und dem ein oder anderen Track Tiefe raubt. Zudem geizt er nach der Fülle an grandiosen Hooklines auf dem Debüt nun manchmal mit unwiderstehlichen Refrainmelodien. Dritter Kritikpunkt: Die enorm vielen reichhaltigen Ideen, die in den Songs stecken, wirken gelegentlich wie ungeschliffene Diamanten – soll heißen, dass man mit Reduktion und Arrangieren noch mehr aus dem Material hätte herausholen können. Doch genug gemosert, Shamanic… ist ein enorm ambitioniertes Album mit eigenem Gesicht, einer Fülle an druckvollen Riffs und Loops und der Einladung, sich eine Platte mal wieder intensiver zu erarbeiten, statt nur dem oberflächlichen Hörgenuss zu frönen. Dann eröffnen die Geschichte von Prometheus (Retaliation Of Prometheus), die versehrenden Liebesbeteuerungen von Venus Embodiment und die Transzendenz von Shamanic Invocation dem Hörer ganz eigene Fantasiewelten.
Veröffentlichungstermin: 08.08.2005
Spielzeit: 60:08 Min.
Line-Up:
Sascha Blach – Gesang, alle Instrumente auf der Platte
Andrei Alexandru – Gitarre (live)
Melanie Starklauf – Bass (live)
Stefan Siegl – Synthies (live)
Produziert von Sascha Blach
Label: Avasonic/Rough Trade
Homepage: http://www.transitpoetry.de
Email: info@wintersolitude.de
Tracklist:
Retaliation Of Prometheus
The Sunvoyager
Warpaint Of The Butterfly
Venus Embodiment
Solstice
Reverie Circles
Love In Aeon´s Joy
Shamanic Invocation
Locust Pilgrimage
The Dionysian Dancers
Lethe
Paradise Apocalypse
Firefly Garden
La Grande Mer Silencieuse
Blueprint