TORTURED SPIRIT: The mentally ill

Schaltet man das mit der Musikerpolizei weg, dann macht "The mentally ill" viel Spaß und sollte durchaus in die Sammlung traditioneller Doom-Freaks wandern.

Mit ihrer EP Broken soul hatten TORTURED SPIRIT durchaus überrascht. Reverend Odd, die Labertante des Doom, hatte mit seinen Kollegen einen guten Einstand abgeliefert.
Auch der erste Longplayer, mittlerweile schon eine Weile am Start, kann den ersten Eindruck bestätigen. Tief im traditionellen Doom verwurzelt mit reichlich Kauzigkeit und rumpeligem Charme macht die Scheibe durchaus Spaß. Natürlich orientieren sich die Drei wie gehabt an Bands wie SAINT VITUS und PENTAGRAM, eine modernere oder gar anspruchsvolle Ausrichtung langsamer Klänge ist TORTURED SPIRIT egal. Dabei hat man das Glück, Teil der Doomszene zu sein, wo gern mal über dezent unreifere Musikalität hinweggeschaut wird, wenn die Atmosphäre stimmt. An allen Ecken rumpelt es mächtig, wird fröhlich geeiert oder mal ein Einsatz versemmelt. Auch Bandkopf Oddy sollte sich mit dem Solospiel etwas zurückhalten, da fehlt es noch hörbar. Das macht er dann aber wieder mit seiner kauzigen Stimme wett, die nicht gut oder gar schön, aber zum Gesamtbild absolut passend rüberkommt. Am besten gefällt er mir, wenn er in Scott Reagers-Manier hysterisch auf einem SAINT VITUS-Riff thront wie beim coolen Halls of the blind. Beim kurzen Akustiksong TSMOTAAGT überrascht er sogar mit zartem Gitarrenspiel. Ansonsten wird zäh gedoomt, geschrammelt und gejammert oder auch mal treibend nach vorn gegroovt wie bei Message from hell, PENANCE kommen in den Sinn. Das könnte nicht nur daran liegen, dass hier Ex-PENANCE-Fronter Butch Balich seine Stimme erklingen lässt und auch die Lyrics verfasst hat. John Brenner (REVELATION, AGAINST NATURE) steuerte ein paar Leads bei und verpasste der Scheibe einen ansprechenden Sound, John Gallo (ORODRUIN) lieferte das passende Artwork.

Beim ersten Durchgang schüttelt man durchaus erstmal mit dem Kopf. Nein, kein Slowbanging, eher wegen der Unreife, die sich manchmal breit macht. Erkennt man die Ehrlichkeit dahinter (so sind wir, nicht mehr und nicht weniger) und gibt der Scheibe ein paar Chancen, dann entwickelt sie durchaus eine Größe, die man ihr Anfangs nicht zutraut. Schaltet man das mit der Musikerpolizei weg, dann macht The mentally ill viel Spaß und sollte durchaus in die Sammlung traditioneller Doom-Freaks wandern. Da auch bereits eine neue Scheibe in den Startlöchern steht, darf man gespannt sein, ob sich TORTURED SPIRIT weiterentwickelt oder sich jetzt schon zufrieden gibt mit den ersten Lorbeeren. Jungs, da geht noch was!

Veröffentlichungstermin: Juni 2008

Spielzeit: 51:03 Min.

Line-Up:
Thorsten Reverend Odd Frahling: Vocals, Guitars
Michael Bolle: Bass
Markus Etienne: Drums

Produziert von John Brenner
Label: Bland Hand Records
MySpace: http://www.myspace.com/torturedspiritdoom

Tracklist:
1. Sorrow in the stone
2. The man and the spider
3. Halls of the blind
4. Me and my booze
5. TSMOTAAGT
6. Skullsun
7. Message from hell
8. Archetype

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner