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TOMAHAWK: Oddfellows

"Oddfellows" ist vielleicht kein Rockalbum für die Ewigkeit, aber es wirkt spontan, frisch und macht dank seiner hemmungslosen Kreativität einfach eine Menge Spaß.

Sie schauen bedrohlich aus, sie blicken skeptisch drein, diese tierischen Gesellen auf dem Cover, diese pelzige und geflügelte Geheimloge, um die es sich nicht zwangsweise auf TOMAHAWKs viertes Album dreht, die das Album aber hervorragend zieren. TOMAHAWK, die vor zehn Jahren mit Mit Gas brillierten, vier Jahre später den nicht minder gelungenen Nachfolger Anonymous präsentierten, versuchen es noch einmal: Auf Oddfellows ist wieder diese unnachahmliche Komposition gelungen, aus experimentell orientierten Musikern, die einfach eingängige, mitreißende Rocksongs schreiben wollen. Und natürlich kommt hier nichts dabei raus, das Freunde von NICKELBACK oder FREI.WILD auch nur ansatzweise verstehen – die werden sicherlich kotzen und entrüstetet ausrufen, was das soll, aber heimlich mit dem Fuß wippen.

TOMAHAWK, eine sogenannte All-Star-Truppe, vereint alles, was die vereinten Musiker erwarten lassen, Überraschungen halten sich also in Grenzen. Das ist natürlich egal, denn Oddfellows hat eine riesige Ladung erstklassiger Duane Denison-Riffs, smoothe bis brachiale Grooves von John Stainer, subtile Basslinien von Kevin Ruthmanis und natürlich den manischen, unglaublich facettenreichen Gesang von Mike Patton parat. Mit dieser Basis könnte jeder Song allen Mainstreambands die Unterlippe über den Kopf stülpen, doch TOMAHAWK wollen das scheinbar nicht. Da wird mal herb und wild gerockt, dann gibt es jazzige Momente, Verneigungen vor FRANK ZAPPA, ein bisschen Bodenständigkeit, aber auch die unvermeidliche Extravaganz.

Oddfellows ist also mehr als nur ein saugutes Rockalbum, es muss nicht totgehört werden, damit du feststellst, dass hier allerhand trickreiches Songwriting geboten ist. Und genau dann, wenn TOMAHAWK ein bisschen von der Norm abweichen, wird Oddfellows ganz groß. I.O.U. mit seinem anfänglichen LoFi-Dumming und dem schweren Klavier, Rise Up Dirty Waters, das teilweise aus den Fünfzigern zu sein scheint, die Angelo Badalamenti-Hommage Baby Let´s Play, das dissonante The Quiet Few zeigen: Immer wieder bricht die Experimentierwut bei TOMAHAWK aus, die sie einfach nicht verstecken können. Trotzdem bleibt Oddfellows fast immer nachvollziehbar, schafft den Spagat zwischen scheinbar simplen Rocksongs und experimenteller Musik mit Niveau. Natürlich hat Mike Pattons unglaublich variable Stimme großen Anteil an der Klasse des Album, aber auch die Instrumentalisten beeindrucken durch ihre Performance, die sich mal in Zurückhaltung übt, dann wieder im richtigen Moment für Kopfschmerzen sorgt. Deshalb werden auch etwas direktere Songs wie die treibenden Stone Letter, White Hats / Black Hats und Typhoon oder das hinterhältige Waratorium nie langweilig.

Überhaupt, jeder der dreizehn Songs ist ein eigenes kleines Universum, mal dunkel-brodelnd, dann wieder voller Zerstörungskraft. Dass bei so einem kunterbunten Potpourri nicht alles funktioniert, kann auch eine Band wie TOMAHAWK nicht vermeiden. Hier und da gibt es ein paar Längen, ebenso wie einige Momente, die am Hörer vorbei rauschen, ohne Spuren zu hinterlassen. Vielleicht schauen die sieben Gestalten auf dem Cover ja deshalb so ernst. Doch diesen Momenten zum Trotz sind TOMAHAWK gut in Form, auch trotz sechs Jahren Pause. Oddfellows mag kein Album für die Ewigkeit sein, aber es wirkt spontan, frisch und macht dank seiner hemmungslosen Kreativität einfach eine Menge Spaß.

Veröffentlichungstermin: 8. Februar 2013

Spielzeit: 40:38 Min.

Line-Up:
Mike Patton – Vocals
Duane Dennison – Guitar
Kevin Ruthmanis – Bass
John Stainer – Drums

Label: Ipecac Recordings
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Tomahawkband

Tracklist:
1. Oddfellows
2. Stone Letter
3. I.O.U.
4. White Hats / Black Hats
5. A Thousand Eyes
6. Rise Up Dirty Waters
7. The Quiet Few
8. I Can Almost See Them
9. South Paw
10. Choke Neck
11. Waratorium
12. Baby Let´s Play
13. Tyophoon

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