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TIMES OF GRACE: The Hymn Of A Broken Man

Jesse Leach und Adam Dutkiewicz? Das klingt nicht nur auf dem Papier gut.

Von dem Vorhaben, die eigene Seele in die Musik fließen zu lassen, berichten Jesse Leach und Adam Dutkiewicz, wenn sie über das Debüt ihres neuen Projekts TIMES OF GRACE sprechen – von Katharsis und Seelenreinigung. Gewichtige Worte, die angesichts des Titels “The Hymn Of A Broken Man” eine pechschwarze Erfahrung in Aussicht stellen. Doch das entpuppt sich schnell als Irrglaube, denn wie bei ihren Hauptbands zieht sich ein positiver Grundgedanke, ein Schimmer der Hoffnung, wie ein roter Faden durch das Album – nicht nur in textlicher Hinsicht, sondern auch in der Musik selbst ist dieses Element wiederzufinden.

Dass mit THE EMPIRE SHALL FALL die neue Band von Jesse Leach ebenso Einfluss auf “The Hymn Of A Broken Man” hatte wie die gemeinsame KILLSWITCH ENGAGE-Vergangenheit der Beiden, steht außer Frage. TIMES OF GRACE sind dem Status einer Kopie dennoch deutlich entwachsen, auch wenn Adams prägnanter Gitarrenstil unverkennbar auszumachen ist, ganz gleich ob nun “Willing” oder der Titeltrack herangezogen wird.

Leach und Dutkiewicz harmonieren auch gesanglich wunderbar

Vor diesem Hintergrund entspinnt das Duo ein faszinierendes Album, welches den kleinsten gemeinsamen Nenner, die Stützpfeiler des Genres, als Grundlage nimmt, eine eigenständige Vision weiter zu formen. “The Hymn Of A Broken Man” ist nicht wirklich Metalcore und nicht wirklich Modern Metal, sondern ein unverkrampfter und ehrlicher Versuch, beides unter einen Hut zu bekommen, während die musikalische Evolution unablässig fortschreitet.

Im Klartext bedeutet das eine Abkehr vom üblichen Schablonencore und stattdessen eine Schwerpunktsetzung in Richtung lockerer Gitarrenarbeit, gesanglicher Vielfalt und atmosphärischer Sinnsuche. Jesse Leach hat das Schreien zwar nach wie vor nicht verlernt, zeigt auf “The Hymn Of A Broken Man” aber endlich ausgiebig, was für ein fantastischer Sänger er über die Jahre geworden ist. Von zerbrechlich und einfühlsam bis laut und eindringlich ruft er das komplette Programm ab und harmoniert zudem hervorragend mit Adam Dutkiewicz, der es sich nicht nehmen ließ, wie etwa in “Until The End Of Days”, selbst einen Teil des Backgroundgesangs beizusteuern.

TIMES OF GRACE haben Charakter und Seele

Die härtere Seite kehren TIMES OF GRACE schließlich beim stark von KILLSWITCH ENGAGE geprägten “Live In Love” heraus, hauen außerdem in “Strength In Numbers” und “Hymn Of A Broken Man” auf den Putz, vergessen aber nie die unvergleichlichen Harmonien, die stets ein wichtiges Element in Adam Dutkiewicz’ Schaffen waren. Hervorzuheben ist außerdem die Southern Rock-Ballade “The Forgotten One”, bei der dank mehrstimmigem Gesang und entsprechender Gitarrenuntermalung fast schon Singer / Songwriter-Feeling aufkommt.

Diese Vielschichtigkeit ist gleichzeitig ein Sinnbild für “The Hymn Of A Broken Man”, das an sich das Genre nicht neu definiert, aber ihm ohne Scheuklappen und mit offenem Horizont wichtige und unverbrauchte Impulse liefert. Sollten TIMES OF GRACE in der finalen Version – zur Rezension lag eine ungemasterte Fassung vor – nicht noch den Weichspüler auspacken, dann ist das Debüt des Duos nicht nur das Authentischste seit langem, sondern auch ein ernsthafter Konkurrent für die eigentlichen Arbeitgeber der beiden Musiker. Insofern haben die Beteiligten nicht gelogen: Mehr Seele und Charakter als hier findet man im Modern Metalcore aktuell vermutlich kaum noch.

Veröffentlichungstermin: 14.01.2011

Spielzeit: 53:28 Min.

Line-Up:
Jesse Leach – Vocals
Adam Dutkiewicz – Guitars, Vocals

Produziert von Adam Dutkiewicz
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.timesofgraceband.com

TIMES OF GRACE “The Hymn Of A Broken Man” Tracklist

01. Strength In Numbers (Video bei YouTube)
02. Fight For Life
03. Willing
04. Where The Spirit Leads Me
05. Until The End Of Days
06. Live In Love
07. In The Arms Of Mercy
08. Hymn Of A Broken Man
09. The Forgotten One
10. Hope Remains
11. The End of Eternity
12. Worlds Apart
13. Fall From Grace

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