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TIME MACHINE: Evil (Re-Release)

Es geht doch: weitestgehend klischeefreier Progressive Power Metal aus Italien.

Das Stichwort Italien mag ja den ein oder anderen im Zusammenhang mit Progressive Power Metal dazu verleiten schon mal die Fluchtwege zu überprüfen. Es ist schon schlimm, dass man dieses Verhalten eigentlichen niemandem verübeln kann. Aber es gibt auch in diesem Sektor Bands aus Italien, die sich den gängigen Vorstellungen der Musik aus diesem Lande zumindest etwas entziehen und objektiv gesehen gute Musik produzieren. Zu diesen Bands gehört auch TIME MACHINE. Das hört man nicht nur an der Hauptband selbst, sondern auch an Projekten, wie zum Beispiel KHALI, an denen Musiker von TIME MACHINE schon mitgearbeitet haben.

Die vorliegende Fassung von Evil ist ein Re-Release aus dem Jahr 2001. Als zusätzlichen Kaufanreiz wurde dem Album mit dem Daemon Mix von Eyes Of Fire ein Bonus-Track spendiert. Nichts weltbewegendes, aber entscheidend ist, dass Evil nach wie vor ein gutes Album ist. Das Konzeptalbum basiert auf dem Bestseller Cherudek, einem Thriller des Historikers und Schriftstellers Valerio Evangelisti. Nicht zum ersten Mal wagt sich die Band an komplexe Inhalte. Beim Debüt Act II: Galileo 1995 setzte man sogar die Lebensgeschichte von Galileo Galilei um.

Der Band ist es gelungen eine düstere Atmosphäre zu erzeugen, welche doch mit einem Thriller assoziiert wird. Schon alleine damit brechen die Italiener etwas mit den häufig verwendeten Power Metal-Klischees der Ritter und Drachen. Das Album hat eine Gothic-Atmosphäre, die in Army Of The Dead zum Beispiel durch Choräle erzeugt wird. Der Band ist es gelungen, die Atmosphäre einzufangen, die durch Artwork und Texte suggeriert wird.
Die Musik verneint trotzdem ihre Herkunft nicht. Gerade gesanglich, mit nettem italienischem Akzent, wird durch Sänger Pino Tozzi das bekannte harmonische Spektrum abgearbeitet. Schöner umgesetzt wurden die Gitarren, die das Fundament sind, auf das TIME MACHINE ihre gotischen Synthesizer- und Keyboardklangbauten stellen. Die im Midtempo-Bereich gehaltenen Riffstrukturen zeigen sich von alten QUEENSRYCHE-Tagen inspiriert. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Band nicht gänzlich unprogressiv zu Werke geht. Damit sind weniger technische Instrumental-Einlagen gemeint, als die Songs, die nicht komplett mit einfachen Strophe-Refrain Strukturen abgearbeitet werden, sondern auch durch atmosphärische Interludes ergänzt sind. Mit Ecclesia Spiritualis gibt es zwar einen Instrumental-Track, der aber keine Technik-Demonstration ist, sondern ein Appetizer, der die Epik des Albums in den Vordergrund rückt. Wenn man einen Song wählen müsste, der die Atmosphäre des Albums wiedergibt, wäre es dieser. Kern des Albums ist Evil Lies, das mit dem Wechsel zwischen Pino Tozzi und Frauengesang das abwechslungsreichste Stück des Albums ist, gleichzeitig aber auch die Schwächen von Evil verdeutlicht. Es fehlen die wirklich überragenden Songs, die Melodien, die man nicht mehr vergisst und die Abwechslung. Das Album ist komplett in einem sehr engen Tempobereich eingespielt. Der Hörer wird so sicher durch das Album geschaukelt und hat ein angenehmes Hörerlebnis, aber mehr auch nicht.

Jetzt zu sagen, Schade, dass die vielen guten Ansätze nicht konsequent durchgezogen wurden, ist übertrieben. Evil ist ein gutes Album, das leider nicht perfekt ist. Um in der Masse der Progressive Power Metal-Kreationen mit symphonischem Charakter nicht unterzugehen reicht das aber schon, denn in keinem anderen Genre wird soviel Vorhersehbares und Standardisiertes veröffentlicht und genau in diese Abfolge von tonalen Klischees reiht sich Evil über weite Strecken nicht ein. TIME MACHINE haben es geschafft eine zwar epische, aber glaubwürdige Atmosphäre zu schaffen. Beim Hörer wächst dadurch die Bereitschaft sich auf das Album einzulassen.

Veröffentlichungstermin: 15.11.2004

Spielzeit: 49:43 Min.

Line-Up:
Pino Tozzi – Gesang

Ivan Oggioni – Gitarre

Gianluca Ferro – Gitarre

Lorenzo Deho – Bass

Eddy Antonini – Keyboards

Claudio Riotti – Schlagzeug

Produziert von Lorenzo Deho
Label: Limb Music Products

Homepage: http://www.timemachine.cjb.net/

Tracklist:
1. Gerona (Instrumental)

2. Where`s My Heaven?

3. Army Of The Dead

4. Eyes Of Fire

5. Ecclesia Spiritualis (Instrumental)

6. Neghenteropia

7. Evil Lies

8. Angel Of Death

9. Hailing Souls

10. Silent Bells (Instrumental)

Bonus Track

11. Eyes Of Fire (Deamon Mix)

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