TIGERTAILZ: Bezerk (Re-Release)

Soll man über Textpassagen wie „Ah, Ah, Ah, Ah“, „Sha La La La Laa“ oder “Wah Oh Oh Wah Ah Oh Oh Oh“ ernsthaft diskutieren?

Ich oute mich hier, jetzt und an dieser Stelle: Ich fand so genannte Poserkapellen wie POISON oder RATT Anfang/Mitte der Achtziger Jahre richtig Klasse und sehe bis heute keinen großen Unterschied, wie sich Bands wie POISON, FASTER PUSSYCAT auf der einen bzw. Kapellen wie DESTRUCTION, DIMMU BORGIR oder meinetwegen IMMORTAL auf der anderen Seite optisch präsentieren.
Poser (für mich nicht zwangsläufig eine negative Bezeichnung) sind für mich alle dieser gerade genannten Bands – dass es musikalische Unterschiede zwischen all diesen Combos gibt, ist logisch, sollte aber nicht auf das Outfit geschoben werden.
Ich fand aber auch schon immer Gefallen an den Poser- und Glambands aus Liga Zwei. Ich denke da an PRETTY BOY FLOYD, WRATHCHILD, die deutschen HELTER SKELTER (die ein sträflich unterbewertetes Album namens Welcome To The World Of Helter Skelter veröffentlichten) oder TIGERTAILZ aus dem Vereinigten Königreich.
Die Letztgenannte Combo aus Cardiff/Wales veröffentlichte u.a. das Bezerk-Album, das im Original mit so einem geilen wie farbenfrohen Cover ausgestattet wurde, dass Bezerk die erste und bislang einzige Picture-LP ist, die ich mir kaufte.

Dieses von Chris Tsangerides produzierte Album, das ursprünglich im Jahre 1990 veröffentlicht wurde, liegt nun nach einem Re-Mastering als Re-Release vor.
Das geniale Artwork fand zwar auch fünfzehn Jahre nach der Erstveröffentlichung Verwendung, wurde aber farblich leider sichtbar verändert und sieht deshalb heutzutage deutlich düsterer und dunkler aus.
Sicher, musikalisch ist das Ganze nicht sonderlich anspruchsvoll ausgefallen und Kim Hooker, Jay Pepper, Pepsi Tate und Ace Finchum tauchten zu Recht in keinem Jahrespoll in den Sparten „Bester Sänger“, „Bester Gitarrist“, „Bester Bassist“ oder „Bester Trommler“ auf bzw. bekamen auch nie ein Sonderlob oder einen Award für fürchterlich originelles Songwriting.
Aber der einfach strukturierte Glamrock’n’Roll mit Melodie, catchy Refrains, Partyfeeling und knackigen Gitarren macht Spaß und klingt wie eine Mischung aus SLADE, AEROSMITH, KISS und POISON.
Mit „Heaven“ hat man dann noch eine sackstarke Ballade am Start, die einem Klassiker wie POISONs „Every Rose Has Its Thorn“ qualitativ kaum nachsteht.
Sicher, man kann über Textpassagen wie „Ah, Ah, Ah, Ah“, „Sha La La La Laa“ oder “Wah Oh Oh Wah Ah Oh Oh Oh“ diskutieren und kann sich verbale Auseinandersetzungen über den Inhalt von Songs wie um „Sick Sex“, „Love Bomb Baby“ oder „Action City“ sicherlich sparen. Einigen wir uns darauf, dass Tiefgang etwas anderes bedeutet, oder?

Aufgemotzt wurde dieser Re-Release durch einen durchschnittlichen Bonustrack namens „Love Junkie“, viele bunte Bilderchen, abgedruckte Texte und ein paar Linernotes von MURDERDOLLS-Mitglied WEDNESDAY 13, der sich als echter Fan von Band/Album outet („Bezerk Is An Album That Left A Permanent Scar On My Rock’n’roll Soul That I’m Very Proud To Have…“)

Und ob man den letzten Satz im Booklet – “TIGERTAILZ will return with Bezerk 2.0” – als Bedrohung oder als Silberstreif am Glamhorizont empfindet, überlasse ich jedem selbst. Ich bin gespannt…

Veröffentlichungstermin: 23.05.2005

Spielzeit: 46:02 Min.

Line-Up:
Kim Hooker (Vocals)

Jay Pepper (Guitar)

Pepsi Tate (Bass)

Ace Finchum (Drums)

Thighpaulsandra (Keyboards)

Produziert von Chris Tsangarides
Label: Castle Music / Sanctuary Records

Homepage: http://www.tigertailz.co.uk

Email: tailz.mail@virgin.net

Tracklist:
Sick Sex

Love Bomb Baby

I Can Fight Dirty Too

Noise Level Critical

Heaven

Love Overload

Action City

Twist & Shake

Squeeze It Dry

Call Of The Wild

Love Junkie (Bonus Track)

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