THESE ARMS ARE SNAKES: Oxeneers of The Lion Sleeps When Its Antelope Go Home

Eine besondere Form der Schmerzbewältigung oder gehören THESE ARMS ARE SNAKES schlicht in die Geschlossene?

Wenn ihr euch wegen des ungewöhnlichen Namens oder des seltsamen Albumtitels für diese Band interessiert, seid zunächst gewarnt: Ich bin mir sicher, der Großteil der Leser wird sich schwertun, dieses lärmende Etwas auch nur ansatzweise zu ertragen. Keine Frage, THESE ARMS ARE SNAKES stellen hohe Ansprüche in Sachen Nervenkostüm an ihre Hörer, doch es gibt so eine kleine Liebhaberschar, die wird dieses Album mit offenen Armen empfangen.

Wie also klingen THESE ARMS ARE SNAKES? Schwer zu sagen. Lärmende, dissonante Gitarren die wenn sie etwas zärtlicher behandelt werden würden Indiepop wären, heller Gesang der wenn er weniger manisch vorgetragen werden würden auch im Emocore gute Chancen hätte. Der verzerrte und übersteuerte Bass und die vollkommen schief eingesetzten Synthies hingegen sind Zeichen dafür, dass THESE ARMS ARE SNAKES einen Hang zum Übertreiben haben. Herrlich ist es, was die vier aus Seattle aus Noise Rock machen, denn eine dermaßen kreative Einheit habe ich lange nicht gehört. Seien es coole Rocknummern mit einer gehörigen Portion Wahnsinn wie Angela´s Secret und der Hit Big News oder dunkle und traurige Stücke wie Your Pearly Whites, THESE ARMS ARE SNAKES beherrschen die ganze Palette.

Ebenso finden sich kranke Nummer wie La Stanza Bianca, in denen die Hardcore-Wurzeln der Band immer wieder ans Tageslicht kommen. Ganz klar, hier ist eine Band auf der Suche nach ihrem Stil und es kostet viele Nerven sie bei der Suche zu begleiten. Und so konfus wie die Scheibe ist, kann man sie eigentlich gar nicht genießen, außer man hat sich ordentlich reingehört oder ist ein kompletter Freak. Ungefähr im selben Maße wie die Band. Doch die Übergänge zwischen den verschiedenen Launen und Stimmungen sind so zart, dass man durch das unübersichtliche Labyrinth doch leicht hindurch geführt wird.

Besonders fordernd sind die Soundscapes in Gadget Arms, das in über acht Minuten so ziemlich alles daran setzt den Hörer in die Klapsmühle zu verfrachten. Denn der Hang zum Experiment wird hier besonders deutlich. Kranke Samples, Töne und Dissonanzen fordern den Hörer eigentlich zum Ausschalten auf. Aber so einfach geht das nicht. Es muss durchgestanden werden. THESE ARMS ARE SNAKES sind sicherlich begnadete Musiker, die Herausforderungen brauchen, die gerne mal den Wut des Festivalpublikums, das Hard Rock liebt auf sich zieht. Ist Oxeneers nun eine besondere Form der Schmerzbewältigung oder gehören die Vier in die Geschlossene? Das ist von Lied zu Lied sicherlich neu zu bewerten. Fakt ist, dass ihr diese Scheibe bitte nicht hören sollt, wenn ihr genervt seid, dann werdet ihr sie hassen wie euren schlimmsten Feind.

Bitte lasst euch nicht von krummen Tönen, nervtötenden Soundscapes oder dem allseits präsenten Chaos beeinflussen. Und wenn, dann habt ihr THESE ARMS ARE SNAKES nicht verstanden. Die nämlichen lieben Musik, selbst wenn sie diese vergewaltigen. Für mich ist dies ein beeindruckendes und wunderschönes wie unverzichtbares Album, das auch mir meine Grenzen zeigt.

Veröffentlichungstermin: 27. September 2004

Spielzeit: 46:44 Min.

Line-Up:
Steve Snere – Vocals, Microkorg

Ryan Fredriksen – Guitar, Pump Organ

Brian Cook – Bass, Microkorg, Vocals, Pump Organ

Erin Tote – Drums, Percussion

Produziert von Matt Bayles und THESE ARMS ARE SNAKES
Label: Jade Tree / Cargo Records

Homepage: http://www.thesearmsaresnakes.com

Tracklist:
1. The Shit Sisters

2. Angela´s Secret

3. Big News

4. Tracing

5. Your Pearly Whites

6. Gadget Arms

7. Greetings from the Great North Woods

8. La Stanza Bianca

9. Darlings of New Midnight

10. Oxeneer

11. Idaho

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