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THE LUST: My Dear Emptiness

THE LUST schlängeln sich zwar ohne Torfehler aalglatt durch die Slalomstangen des Gothic-Rocks und des Power Metals, doch war der Fahrstil zu wenig aggressiv. Ob das zur Qualifikation für den zweiten Durchgang reicht?

Das griechische Plattenlabel Sleaszy Rider Records hat es sich zur Aufgabe gemacht, die hierzulande noch ziemlich unbekannte russische Band THE LUST publik zu machen. Dass Sängerin Mirla erst 16 Lenze zählt, kommt der PR-Maschinerie dabei ebenso zu Gute, wie die Tatsache, dass MYSTIC PROPHECY-Fronter R.D. Liapakis bei der Produktion von My Dear Emptiness seine Hand im Spiel hatte. Doch um auch ganz sicher zu gehen, dass dem Album genug Gehör verschafft wird, posaunen die Promoter auch noch heraus, dass es sich bei THE LUST um eine Band handelt, die einen Amazing, melodic, atmospheric, catchy Gothic/Death Metal spielt. Nun ja, melodisch lasse ich gerade noch gelten – alles andere ist an den Haaren herbeigezogen.

Nach einem wenig einstimmenden Intro folgt mit Revenge ein Song, der mit seinem einleitenden thrashigen Gitarrenriff viel verspricht. Doch der Song entpuppt sich als haltloses Versprechen, indem sich in weiterer Folge – konkret beim Vocal-Einsatz – Disharmonien zwischen Gesang und Gitarre auftürmen, die das harmoniebedürftige Ohr nur langsam abzubauen vermag. Während der nächste Songs mir nichts dir nichts vorbeiplätschert, wird der mit fünfeinhalb Minuten längste Song des Albums, Days in Black, durch einen Synthie-Einstieg eröffnet, der in eine gitarrendominierte Melodie im Midtempo übergeht und einen ganz passablen Refrain zum eventuellen Mitsingen bereithält. Etwas unruhig und unausgeglichen wühlt dann My Dear Emptiness auf, wobei allerdings der Refrain hier ausnahmsweise mal hängen bleibt.

Highlight des ansonsten eher profillosen Albums ist Half-Remebered, das trotz der etwas zu laut abgemischten Gitarren so etwas wie Begeisterung seitens des Hörers hervorzurufen vermag. Grund dafür ist vor allem Mirlas Stimme, die ab diesem Zeitpunkt damit beginnt, wandlungsfähig zu werden. So schwingt sie sich von der vormalig gewohnten rockigeren Klangfärbung eine knappe Oktave höher, um von dort umso filigraner herunter zu trällern. Doch dann haben die Russen das meiste Pulver verschossen und legen lediglich noch ein paar rockigere Nummern nach, die nur kurzfristig im Gedächtnis verharren.

Ich kann mir nicht helfen, aber THE LUST provozieren bei mir nicht viel mehr als Achselzucken. Auch wenn die Songs ordentlich produziert sind, rockigere und ruhigere Nummern nahtlos ineinander übergehen und ich auch den Musikern keineswegs ihr Talent absprechen möchte, fehlt mir der letzte Biss und die abgrenzende Kontur. Das breiige Gemisch aus Gothic-Rock, Power Metal und Alternative ist eben nicht Jedermanns Sache.

Veröffentlichungstermin: 20.01.2005

Spielzeit: 35:42 Min.

Line-Up:
Mirla – Vocals

Yan – Guitars & Back Vocals

Andy – Bass

Max – Keyboards

Marty – Drums

Produziert von R.D. Liapakis & Christian Schmidt
Label: Sleaszy Rider Records

Homepage: http://www.sleaszyrider.com

Tracklist:
1. The Seal (intro)

2. Revenge

3. Whatever

4. Days In Black

5. My Dear Emptiness

6. Half-Remembered

7. Open

8. Revelation

9. For A While

10. A Tribute To The Future (outro)

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