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THE FLYING EYES: Leave It All Behind Sessions

THE FLYING EYES reißen von zu Hause aus und trällern bittersüße Folknummern, von denen immerhin die Hälfte richtig gut ist.

Servus. Tschüss. Bye. Au revoir. Ist doch alles kacke hier, ich hau erstmal ab. Das denke nicht nur ich in aller Regelmäßigkeit, sondern auch THE FLYING EYES. Und sie ziehen es durch. Sei es ihnen vergönnt. Leave It All Behind Sessions ist so ein Vagabundenalbum. Der Psychedelic Rock der beiden Vorgänger wird vorerst ad acta gelegt, dafür gibt es Folk, America, ein wenig Country. Eine halbe Stunde lang besingen die jungen Musiker aus Baltimore das leichte Leben, immer ein wenig bittersüß, immer tiefenentspannt und schelmisch schlau. Das Banjo wird gespielt wie bei BEIRUT, ohne dass THE FLYING EYES in Richtung Chanson oder Balkanfolk abdriften, das Feeling ist aber hier und da recht ähnlich, wie im grandiosen I´ve Seen The Rain.

Überhaupt verweigern sich THE FLYING EYES dem angesagten Indie-Folk-Trend vehement und setzen eher auf das, was NEIL YOUNG schon vor dreißig Jahren etablierte und nicht auf das, was heute hippen Stundentinnen die Sehnsuchtstränen in die Augen treibt. Leave It All Behind hätte eine Menge Gelegenheiten, richtig mitzureißen, richtig unter die Haut zu gehen. Es beginnt ja auch wunderschön mit dem Intro One, das geradezu Aufbruchstimmung vermittelt. Und On My Mind ist ein kleines, schönes Lied mit guter Hook, Pedal Steel und allem was dazu gehört. THE FLYING EYES fangen stark an, im Verlauf dieser guten halben Stunde lässt allerdings die Substanz nach. Es scheint, als wäre Leave It All Behind Sessions um ein paar wenige ausgezeichnete Nummern herum aufgebaut worden.

Natürlich, diese Stücke zwischen dem krachenden Psychedelic Rock einzustreuen, den es von THE FLYING EYES sonst zu hören gibt, hätte auch nicht funktioniert. Klammern wir uns an die Momente, in denen Leave It All Behind Sessions tatsächlich magisch sind: All Day Long ist ein simpler, kurzer Song, der eine Hymne an das einfache Leben ist, Fireflies ist so die Art Hymne, die man am Lagerfeuer singen kann, während Hippies um die Flammen tanzen, und I´ve Seen The Rain ist so bittersüß und das mit unglaublich guten Gesangsharmonien auskommt, dass einem der Atem stockt. Den Rest kann man sich gut anhören, ist im schlimmsten Fall aber belanglos.

THE FLYING EYES hätten gut daran getan, aus Leave It All Behind Sessions eine kleine EP mit fünf starken Songs zu machen, dann hätte es eine hundertprozentige Veröffentlichung gegeben. Immerhin leisten THE FLYING EYES an ihren Instrumenten durchgehend ordentliche Arbeit und liefern eine bodenständig produzierte Scheibe mit guten Gesangsarrangements, die zumindest zur Hälfte unter die Haut geht. Wer von THE FLYING EYES Psychedelic Rock und nur das erwartet, sollte vorsichtig sein. Wer Folk und Americana vom alten Schlag mag, muss sich entscheiden, ob die wenigen guten Songs den Kauf von Leave It All Behind Sessions rechtfertigen. Immerhin: Ein paar der Nummern schaffen es auf mein Vagabunden-Mixtape, das im gepackten Rucksack liegt, bis ich bereit bin, selbst auszubüxen.

Veröffentlichungstermin: 19. September 2014

Spielzeit: 30:51 Min.

Line-Up:
Will Kelly – Vocals, Guitar
Adam Bufano – Guitar
Mac Hewitt – Bass, Vocals
Elias Mays Schutzman – Drums
Label: Noisolution

Homepage: http://www.theflyingeyes.com/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/theflyingeyes

Tracklist:
1. One
2. On My Mind
3. Lead Me Blindly
4. All Day Long
5. No Change
6. Two
7. I´ve Seen The Rain
8. Fireflies
9. Stay Away
10. Hold On

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