THE EMBRACED: The Birth

Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass bei THE EMBRACED die beiden Gitarristen entweder den Schlüssel zum Proberaum besitzen oder etwas wissen, mit dem sie ihre Bandkollegen erpressen können…

Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass bei THE EMBRACED die beiden Gitarristen entweder den Schlüssel zum Proberaum besitzen oder etwas wissen, mit dem sie ihre Bandkollegen erpressen können. Wie anders ließe es sich erklären, dass die drei verbleibenden Mitmusiker so gnadenlos untergebuttert werden?! Technischer Anspruch schadet nie, ganz besonders wenn man sich dem sogenannten technischen Death Metal verschrieben hat. Was gibt es da doch an schönen Veröffentlichungen…ATHEIST, CYNIC… THE EMBRACED wollen nicht nur in die Fußstapfen dieser Bands treten, nein, sie wollen anscheinend noch einen draufsetzen.

Dabei verlieren die Norweger leider immer mal den berühmten roten Faden. Statt ein zusammenhängendes Ganzes aus verschiedenen Einzelteilen zu stricken, verheddern sich THE EMBRACED in ihren Songstrukturen und liefern am Ende nur notdürftig zusammengeflicktes Patchwork ab. Dabei sind die Einzelteile meistens richtig gut, doch was bringt mir eine Minute guter, melodischer Skandinavien-Death, wenn er mit allerlei Blendwerk wie überlangen Gitarrensoli und Zwischenparts auf die sechsfache Länge aufgebläht wird?! In ihren konventionellen Momenten erinnert die Band an alte IN FLAMES und andere Schwedenbands. Die Entscheidung, dieses alte Strickmuster etwas aufzupeppen, ist sicherlich nicht falsch. Doch THE EMBRACED wollen zuviel. „The Plague Divine“ zum Beispiel zeigt, dass die Band durchaus in der Lange ist, ein interessantes Stück innerhalb der Sieben-Minuten-Grenze zu schreiben. Doch das scheint den Norwegern nicht genug zu sein und deshalb darf einer der Gitarristen noch ein knapp anderthalbminütiges Solo über den Song spielen, das mit dem Song an sich gar nichts zu tun hat und zu einer bloßen Demonstration des Könnens verarmt. Es ist durchaus bewundernswert, was der Gute da spielt, ohne sich die Finger zu verknoten – doch leider hat dererlei Tonleiterartisik nur einen Effekt: Druck auf die FF-Taste. Die leichte Irritation, die sich bis Song 4 verspüren lasst, macht mit dem nächsten Track völligem Unverständnis Platz. „Apart“ besteht aus klassischem Gitarrrengezupfe und klarem, weiblichem Gesang – der Bezug zu den restlichen Songs des Albums bleibt leider völlig im Dunkeln. Allerdings wissen wir nun, dass die Gitarristen auch unverzerrt komplizierte Dinge spielen können.

Als Fazit bleibt hier nur festzustellen, dass eine Band ihr Potential maßlos verschwendet, indem sie etwas wesentliches außer Acht lässt. Anspruch ist gut und lobenswert, doch wenn dabei das Hörvergnügen völlig auf der Strecke bleibt und Songs nur durch eine Unterteilung in verschieden lange Abschnitte auf einer CD definiert werden, dann bleibt der Spaß an der Musik auf der Strecke. Das ist bedauerlich, denn an einzelnen Stellen wird deutlich, dass THE EMBRACED nicht nur spielen, sondern auch ihr Können in ansprechende Songfragmente packen können. Leider bleibt es bei Fragmenten.

Tracklist:

The Birth (Intro)

A Path That Never Ends

The Beautiful Angels

The Plague Divine

Apart

Daughter Of The Lupus Moon

Thymus

Last Departure

Besetzung:

Rune Holm – Gitarre

Geir frode Stavsoien – Gitarre

DanielSet – Bass

Frank Boseth – Vocals

Vargon – Schlagzeug

Spielzeit: 59:20

Label: Aftermath Music/Gutter Records/Point Music

Veröffentlichungstermin: 29.10.2001

Hompage: http://www.theembracedcentral.com

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