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THE CULT: Choice Of Weapon

Elektrisierende, starke Songs, grandioser Gesang: THE CULT sind beileibe kein alternder Schatten ihrer selbst.

Alles Gute zum Fünfzigsten, lieber Ian Astbury. Der war ja vergangenen Montag. Klingen tust du immer noch wie, naja, sagen wir zweiundvierzig, keinen Tag älter. Und das obwohl du zuletzt nicht besonders viel Übung hattest, die Kollaboration mit BORIS mal ausgenommen. Born Into This ist schon fünf Jahre her und naja, jünger werdet ihr alle eben nicht. Vielleicht überrascht es deshalb ein wenig, dass Choice Of Weapon ein enorm starkes Album ist. Voller Hits, zündender Ideen, Power, Hooks, Abwechslung, Potential und Seele. Zwischen dem Songwriting-Duo Ian Astbury und Billy Duffy knistert nicht nur die Luft, die elektrisierte Spannung des Songwriting-Prozesses findet sich auf dem Album wieder und trägt zur Intensität des neunten Albums von THE CULT bei.

Nein, ich bin kein wirklicher Kenner von THE CULT, ich habe nur selten Songs von ihnen gehört. Und doch fühlt es sich ein wenig nostalgisch an, Choice Of Weapon zu konsumieren, es ist wie seine Jugendhelden wieder zu entdecken. Dabei waren THE CULT in meiner Jugend quasi nichtexiszent. Wie dem auch sei, zwischen Hardrock und Wave, zwischen Post Punk und Artrock bewegen sich THE CULT durch ihre zehn Songs, die beneidenswert gut geschrieben sind, die von einer theatralischen und doch rockigen Stimme vorgetragen werden, die sich von den großen Mainstreambands durch Originalität, Kreativität und Power auszeichnen. Natürlich, Astbury hat durch seine kräftige, theatralische Stimme großen Anteil an der Musik, die manches Mal ohne ihn vielleicht nach purem Rockdurchschnitt geklungen hätte. Dennoch sind die Riffs von Billy Duffy fast ausschließlich voller Spielfreude, guter Ideen und mit Dynamik gezeichnet. Ganz klar, mit einem anderen Gitarristen hätte Astburys Stimme hier nicht so gut funktioniert.

Zusammen mit der unauffälligen, aber mehr als ordentlichen Rhythmussektion entstehen treibende Rocksongs wie Honey From A Knife, For The Animals, Amnesia, Lucifer und A Pale Horse, die besonderen Eindruck hinterlassen, aber auch die etwas ruhigere Momente wie der Hit Elemental Light und das abschließende, Gänsehaut erzeugende This Night In The City Of Forever sind schwer beeindruckend. Wie gut Songs geschrieben sein können, die aus den typischen Elementen des Stadionrocks bestehen, aber alle Klischees vermeiden, zeigen The Wolf und Life > Death. Nur mit Wilderness Now haben THE CULT einen etwas schwächeren Song an Bord, der aber irgendwie doch gefällt, weil er ein wenig einen gewissen nostalgischen Gothic-Vibe beinhaltet – schwerfällig ist das Stück trotzdem ein wenig.

Dass als Produzenten Chris Goss und Bob Rock agierten, hätte in die Hose gehen können, aber durch die Konsequenz von THE CULT finden sie sich zu keiner Sekunde im Mainstream wieder. Als Beispiel: Die unauffälligen Streicher und Pianos in einigen Songs bereichern die Musik mehr, statt sie zu verwässern. Choice Of Weapon ist mit einer starken Produktion ausgestattet, die drückt, transparent und recht authentisch ist. Nun, Ian Astbury, Billy Duffy und ihre Mitstreiter haben mit ihrem neunten Album ein überraschend starkes Werk parat, das mit jedem Hören besser wird. Alleine schon der unglaublich gute Gesang ist es Wert, diesem Album eine Chance zu geben. Choice Of Weapon hätte ein Totalausfall werden können, getreu dem Motto: Zwei alternde Musiker auf einem Egotrip. Stattdessen haben sie sich zusammen gerissen und das Beste aus sich heraus geholt. Daran könnten sich so viele alteingesessene Bands eine dicke Scheibe abscheiden. Auch als kein wirklicher THE CULT-Fan kann ich Choice Of Weapon bedenkenlos weiter empfehlen.

Veröffentlichungstermin: 18. Mai 2012

Spielzeit: 41:41 Min.

Line-Up:
Ian Astbury – Vocals
Billy Duffy – Guitar
Chris Wyse – Bass
John Tempesta – Drums

Produziert von Chris Goss & Bob Rock
Label: Cooking Vinyl

Homepage: http://www.thecult.us

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/officialcult

Tracklist:
1. Honey From A Knife
2. Elemental Light
3. The Wolf
4. Life > Death
5. For The Animals
6. Amnesia
7. Wilderness Now
8. Lucifer
9. A Pale Horse
10. This Night In The City Of Forever

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