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THE ALVARET ENSEMBLE: Skeylja

THE ALVARET ENSEMBLE verstecken auf ihrem Improv-Werk einzelne Blüten, wo andere einen ganzen Blumenstrauß bieten – "Skeylja" ist eine stille Herausforderung.

Hast du sie gefunden, die kleine Blüte inmitten der Steinlandschaft, die das Cover von Skeylja ziert? Nein? Ist auch verflucht schwierig, in dieser Auflösung, in der das Artwork gezeigt wird, etwas zu finden. THE ALVARET ENSEMBLE verstecken die betörenden Momente ihrer Musik ebenso hinter einer meterdicken Soundwand und behüten sie, so dass sie nur schwer greifbar sind. Das niederländisch-britische Kollektiv, ergänzt mit Musikern aus Island, sieht seine ganze Erfüllung in der Improvisation. Und Skeylja ist nur ein kleiner Auszug aus einer gesamten musikalischen Erfahrung, die sich über neun Nächte hinweg erstreckte. Wunderbar nokturn beginnen THE ALVARET ENSEMBLE mit Hoarn und zaubern eine faszinierende Posaunenmelodie ins Ohr. Doch danach verhalten sie sich wie Möwen, die vor einer friesischen Insel ruhen: Kommt man ihnen zu nahe, fliegen sie weit, weit weg.

Das Fantasiewort Skeylja besteht aus dem friesischen Namen Skylge und dem isländischen Wort Eyjan, also Insel, und zeigt auf, dass THE ALVARET ENSEMBLE und ihre nordischen Freunde durchaus gleichberechtigt sind. GREG HAINES steht vergleichsweise im Vordergrund mit seinem Klavierspiel, Romke Kleefstra erzeugt mit seiner Gitarre Effekte, ein paar Percussions sind hier und da zu hören, Jan Kleefstra steuert leise säuselnd seine Gedichte bei. Alles ist unwahrscheinlich minimalistisch, beinahe nicht zu greifen. Dank der Bläser und der dezenten elektronischen Instrumente der Isländer, sowie Kira Kiras leisem märchenhaften Gesang bleibt zumindest ein kleines bisschen von der neoklassischen geprägten Improv-Welt beim Hörer hängen. Sich in den Fragmenten der auf Terschelling entstandenen Musik zurecht zu finden ist alles andere als einfach. Aber es gibt kleine Hilfen: Vier Musiker von THE ALVARET ENSEMBLE, vier isländische Gäste. Vier Songs mit friesischen, vier mit isländischen Titeln. Jeder Musiker hat wo anders das Sagen. Abstrakte Orientierung in einem abstrakten, vierzigminütigen Stück Musik.

Es heißt, niemand sei eine Insel. Dieses Musikerkollektiv hingegen kommt dem doch recht nahe. THE ALVARET ENSEMBLE zusammen mit Kira Kira, Eiríkur Orri Olafsson, Ingi Gardar Erlendsson und Borgar Magnason sind mal verstörend, mal so leise, dass man sich nicht sicher ist, ob überhaupt Musik läuft. Und manchmal, wie in Kleifarvatn und Selvatn, haben sie beinahe wunderschöne Momente parat. Als Gesamtkunstwerk kann man Skeylja eine gewisse Faszination nicht abstreiten, aber selbst wenn man sich auf diese zu Tracks zusammengeschnittenen Livemitschnitte einlässt, ist das alles schon sehr anstrengend. THE ALVARET ENSEMBLE hat enormen künstlerischen Anspruch, schießen aber über ihr Ziel hinaus. ULVER, die auf Messe I.X-VI.X. den ähnlichen Ansatz wählten, aus einem Livemitschnitt etwas Neues, im Studio bearbeitetes zu machen, haben daraus einen ganzen Blumenstrauß und nicht nur eine Blüte inmitten von Felsen kreiert. THE ALVARET ENSEMBLE zielen bewusst auf ein kleines, ausgesuchtes Publikum und nicht auf die breite Masse oder konventionelle Hörgewohnheiten ab. Für Freunde von Avantgarde und Improvisation und für wen schon das Debüt The Alvaret Ensemble eine schöne Herausforderung war, der kann sich an Skeylja heran trauen.

Veröffentlichungstermin: 21. März 2014

Spielzeit: 41:18 Min.

Line-Up:
Ingi Gardar Erlendsson – Tuba, Trombone, Thanophone
Greg Haines – Piano
Kira Kira – Voice, Electronics
Jan Kleefstra – Voice, Poems
Romke Kleefstra – Guitar
Borgar Magnason – Contrabass
Eiríkur Orri Olagsson – Trumpet, Electronics
Sytze Pruiksma – Percussion

Label: Denovali Records

Homepage: http://www.skeylja.nl

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/AlvaretEnsemble

Tracklist:
1. Hoarn
2. Aaster
3. Sjouw
4. Duunt
5. Kleifarvatn
6. Selvatn
7. Haravatn
8. Borgarvatn

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