THALAMUS: Hiding From Daylight

Kein Album, das sofort zündet oder ganz oben mitspielen wird. Aber wer auf angedoomten, angeproggten schwedischen Metal der Ära 1993 steht mit spät 70er/früh 80er Hard Rock-Elementen, der sollte bei der neuen THALAMUS reinhören.

THALAMUS sind nun auch schon mehr als 10 Jahre unterwegs und haben ihren Sound immer wieder etwas verschoben. Das Debüt “Beneath A Dying Sun” war noch deutlich geprägt von den Chicago-Doomern TROUBLE, das 2011er “Subterfuge” war Blues-lastiger mit einigen Southern- und Stoneranleihen, das letzte Album “Soul” kenne ich nicht. Ein paar Besetzungswechsel haben sie hinter sich, mal schauen was sie mit dem neuen Album “Hiding From Daylight” zu sagen haben.

Nun, von dem Sound der ersten beiden Alben ist nichts mehr viel übrig geblieben, heute klingen THALAMUS schlichtweg sehr schwedisch im positiven Sinne. Gleich die ersten beiden Songs tragen eine gute Portion von Bands wie TAD MOROSE, weniger technisch-frickelige HEXENHAUS oder auch MEMENTO MORI mit sich, die mächtige Energie dieser Bands wird aber nicht erreicht. Die Herren zeigen sich wenig überraschend als geübte Musiker. Wir sind halt in Schweden, auch wenn es keine wirklichen Wow-Momente gibt. Alles wird solide und sauber präsentiert, Songdienlich und auch etwas spannungslos. Das Wort passt auch ein wenig zu den Vocals von Kjell Bergendahl, der die Stimmung der Songs gut mitträgt, aber mit leicht angekratzter Stimme auf diesem Album immer etwas gebremst oder einfach älter wirkt. Warum auch immer muss ich an einen unausgeschlafenen BLAZE BAYLEY denken, der erst kürzlich mit einer WOLFSBANE-Scheibe auf dem Plattenteller vorbei schaute. Selbst wenn das Tempo mal etwas angehoben wird wie beim RAINBOW-lastigen “Don´t Leave Me Behind” oder mal ein netter Groove zum Mitwippen auftaucht wie bei “Absolution” fühlt man sich von den Vocals ein wenig ausgebremst. Egal, wenn es herrlich zäh doomig wird wie bei “Someday” mit Schwermut verbreitender Orgel, dann nimmt man die nicht so brillanten Vocals nicht so übel. Genau diese Momente sind es auch, die immer wieder Vergleiche zu den Stockholmer Kollegen SIDEBURN aufkommen lassen. Die Mischung aus epischen 80er Metal, 70er Retro-Vibes und doomigen Tönen haben beide gemeinsam. Ok, die Stockholmer haben mit Morgan Zocek einen herausragenden Gitarristen als Bandkopf, aber auch hier auf dem neuen THALAMUS-Album gibt es wenig zu nörgeln. Zumindest was die musikalische Darbietung betrifft, den Songs fehlt meist ein wirklich zündender Moment oder eine Melodie, die sich im Kopf festsetzt. Alles tröpfelt ein wenig an einem vorbei, wenn man “Hiding From Daylight” so nebenher hört. Jetzt und hier unter dem Kopfhörer hingegen gewinnt das Album weitaus mehr und spielt seine durchaus vorhandenen Momente besser aus. Der Sound klingt passend Retro, ohne dies überzustrapazieren, bei der Verpackung wäre etwas mehr drin gewesen. Aber in Zeiten, wo Musik im Handy auf Stream-Portalen stattfindet oder diese sofort irgendwo meist ungewollt umsonst anzuhören ist, kann man es fast nachvollziehen, wenn Bands sich da heute auf das Nötigste reduzieren.

“Hiding From Daylight” ist definitiv kein Album, das sofort zündet oder ganz oben mitspielen wird. Aber wer auf angedoomten, angeproggten schwedischen Metal der Ära 1993 steht mit spät 70er/früh 80er Hard Rock-Elementen, der sollte bei der neuen THALAMUS reinhören. Und bei jedem Durchlauf wieder der Vergleich – wer den Stil der Schweden SIDEBURN mag, der kann ruhig zugreifen. Wer sich neu für die Band aus Borlänge interessiert kann dann gern auch das etwas knackigere “Subterfuge”-Album mitnehmen.

Veröffentlicht: 26.05.2017
Spielzeit: 41:30

Line Up:
Kjell Bergendahl – Vocals, Guitars
Mats Gesar – Guitar
Peter Johansson – Bass
Joakhim Åslund – Hammond Organ, Keyboards
Magnus Karlsson – Drums

 

Label: ViciSolum Records

Website: http://www.thalamusband.se

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/thalamusband

Tracklist:
1. Time
2. The Painter
3. Don´t Leave Me Behind
4. Someday
5. Hiding From Daylight
6. Absolution
7. Down In A Hole
8. Vertigo

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