Die vier jungen Leute von der TERRORGRUPPE sind alte Hasen im Punk-Geschäft und wissen, daß man mit Live-Scheiben Geld machen kann. Meistens sind Live-Scheiben auch nur dazu da, sie sind sinnlos und unwichtig, da sie weder ein Konzert noch eine Studio-Aufnahme ersetzen können. Sie sind nichts halbes und nichts ganzes. Das dachten sich eben auch diese Herren mit dem lustigen Namen hier und bringen nun deshalb eine Platte auf den Markt, die neben der üblichen Livemitschnitte auch noch eine Art satirischen Charakter aufweist. Jedenfalls will uns dies das Label weismachen, das im Info schreibt, daß „Blechdose“ ganz bewußt durch technische Studio-Finessen wie das Einfügen von Fangeschrei aufgewertet werden soll, um ein Statement zu setzen gegen die übliche Fanverarsche sog. „Live-Alben“. Nun gut, das ist lobenswert; allerdings muß man sich auch mal fragen, wieso man dann in dieser Maschinerie mitmacht – den Status der TERRORGRUPPE als Kommerzpunkband muß man nicht mehr festigen, den proklamiert man mit vor Stolz geschwellter Brust ständig und überall.
Ist aber „Blechdose“ nun ein gutes Album oder nicht? Darauf enthalten sind 80 Minuten Punkrock aus acht Jahren Bandgeschichte in gutem Sound, eine recht gute Mischung, soweit ich das beurteilen kann (Trackliste gibt’s weiter unten), aber nichts Weltbewegendes. Vielen Leuten dürfte auch der eine oder andere Song fehlen (läßt sich nicht vermeiden). Spannenden neuen Stoff gibt es nicht, dafür aber so überflüssige Stücke wie „Keiner hilft euch“ oder „Enemy No. 1“. Die Ansagen und das Fangeschrei hätten auch zahlreicher sein können – gerade wegen dieser nämlich sind Live-Alben erst interessant. Was mich aber wiederum sehr freut, ist die Erwähnung von Bertolt Brecht vor „Adolf Hitler (dem sein Bart)“, von dem nämlich nur die wenigsten wissen dürften, daß es aus Brechts „Alfabet“ stammt. Interessant ist auch das Intro „Konferenzschaltung“, daß Live-Alben wirklich gut auf die Schippe nimmt (unter anderem hört man eine KISS-Ansage) und das Medley „Dicke Deutsche fahren mit dem Wochenendticket in die Hauptstadt“.
Grundsätzlich also eine Sache, die sich für Fans sicher lohnt, aber nichts wirklich Besonderes bietet. Die infantil-prollige TERRORGRUPPE jedenfalls wird „Blechdose“ sicherlich das einbringen, was sie möchte: ordentlich Kohle. Wieso auch nicht.
Spielzeit: 78:00 Min.
Line-Up:
Archi „MC“ Motherfucker – voc, git
Johnny Bottrop – git, voc
Maschine West – d, voc
Slash „Salatschüssel“ Vicious – b, voc
Label: Destiny/Aggropop
Homepage: http://www.terrorgruppe.com
Tracklist:
1.Konferenzschaltung
2. Nazis im Haus
3. Leider nur ein Traum
4. Destroy the krauts
5. Neulich Nacht
6. Schöner Strand
7. Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland
8. Tresenlied
9. Allein gegen alle
10. Ernst August
11. Stay away from the good guys (Oi!-Warning)
12. Mein Papa bewacht die BVG
13. Adolf Hitler (dem sein Bart)
14. Keiner hilft euch
15. Namen vergessen
16. Opa
17. 5 Kilo
18. Dicke Deutsche fahren mit dem Wochenendticket in die Hauptstadt
19. All comic heroes are fascist pigs (ACAB)
20. Sonntag morgen
21. Amerika
22. Ich bin ein Punk
23. Enemy No. 1
24. Sunny
25. Wir müssen raus