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STEVEN WILSON: Insurgentes

RADIOHEAD treffen PINK FLOYD. Parkplatz. Parkplatz. Eine ganze Welt voll Parkplatz.

Das erste Solo-Album von PORCUPINE TREE-Kopf Steven Wilson! Ich glaubte, vorbereitet zu sein. Ein großer Irrtum. Miese CDs muss ich alle Nase lang besprechen. Aber nur ganz selten bekomme ich Musik, die jegliche Antriebskräfte lähmt, die meine Motivation betäubt und musikalisches Wertesystem durch Watte ersetzt. Nur etappenweise kann ich mich durch Insurgentes kämpfen. Die perfekte Produktion gaukelt ein gewöhnliches Album vor. Es ist, als würde man in einem edlen Sportwagen sitzen in einer Welt, in der es keine Straße gibt. Konzepte wie Stau, Überholspur und Stoßdämpfer verlieren mit einem Schlag ihre Bedeutung. Am Ende bleibt nur ein Gedanke: Parkplatz. Parkplatz. Eine ganze Welt voll Parkplatz.

Alben, die mir nicht gefallen, lösen gewöhnlich Abneigung und Unwohlsein aus. Nicht so Insurgentes. Die CD treibt mich nicht in den Wahnsinn; auch nicht in den Selbstmord. Ich bräuchte noch so etwas wie Ambition, um überhaupt auf Suizidgedanken zu kommen. Aber in meinem Kopf befindet sich nichts als Watte. Keine kuschelige Watte. Keine kratzige Watte. Einfach nur Klänge, die so greifbar sind wie die Wolken auf dem Titelbild der Promo-CD. (Dass letztlich ein Gasmaskengesicht auf dem Cover gelandet ist, sehe ich als Metapher für die Beliebigkeit der Musik.) Wenn ich mich sehr konzentriere, meine ich, mich an dunkle Momente in meiner Vergangenheit erinnern zu können, als ich im Musikgeschäft in PORCUPINE TREE-CDs reinhörte. Ich glaube, die Musik hatte damals eine ganz ähnliche Wirkung. Nämlich keine.

Die Mischung aus RADIOHEAD-Harmonien und PINK FLOYD-Klangflächen wird verdünnt durch uncharismatischen, klagenden (aber im begrenzten Tonumfang durchaus talentierten) Gesang und entspannte NIRVANA-Basslinien. Die Übergänge zwischen auskomponierten Teilen und ausufernden Jam-Passagen sind fließend. Die Stücke sind so komplex, wie es ein Haufen Watte nur sein kann. Versucht man die Teile auseinanderzunehmen, muss man feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Alles sieht gleich aus. In dieser Hinsicht kann Steven Wilson zumindest ein bisschen Abwechslung bieten. So kann ich mich überraschend deutlich an ruhige Klangsphären und auch an stetig anschwellende verzerrte Gitarren erinnern. Wenn es so etwas wie konventionelle Liedstrukturen gab, so waren sie sehr gut getarnt. Also keine Angst vor Nadeln im Wattehaufen. Parkplatz. Parkplatz und grüne Wolken.

Veröffentlichungstermin: 06.03.2009

Spielzeit: 55:22 Min.
Label: Kscope

Homepage: http://www.swhq.co.uk

MySpace: http://www.myspace.com/therealstevenwilson

Tracklist:
1. Harmony Korine
2. Abandoner
3. Salvaging
4. Veneno Para Las Hadas
5. No Twilight Within The Courts Of The Sun
6. Significant Other
7. Only Child
8. Twilight Coda
9. Get All You Deserve
10. Insurgentes

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