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STARKWEATHER: Croatoan

Ein einziges, schmerzendes, ungezügeltes Hassdokument.

Das schmerzt. Das tut so verdammt weh. Das hält man nicht aus. Das ist ein einziges, schmerzendes, ungezügeltes Hassdokument. STARKWEATHER aus Philadelphia sind keine Neulinge mehr, aber kennen werden sie die wenigsten. In den 16 Jahren ihrer Existenz haben sie es auf drei Alben gebracht, Croatoan, ihr neuestes Werk ist das Ergebnis von fünf Jahren Songwriting. Und es drückt beim Anhören den Kopf des Konsumenten brutal unter Wasser, gnadenlos, erbarmungslos.

Hört man sich diese Scheibe an, so bekommt man unweigerlich das Gefühl, dass die, die solche Musik schreiben niemals auch nur einen Hauch Freude in ihrem Leben verspüren und noch nie gelächtelt haben können. Croatoan kann man nicht mal als brutales Metal- oder Hardcore-Album einstufen, weil es so gesehen nicht brutal ist. Die Aggression der Musik wird ganz klar nach innen ausgestrahlt, heißt auf deutsch, wer dazu im Pit abgeht ist entweder blöd oder hat die Musik nicht begriffen. Die Gitarren klingen wie Rasierklingen, die langsam den Körper zerschneiden, wenn Sänger Rennie brüllt tut es nur weh, wenn er aber in seiner psychotischen Art und Weise singt, dann hat man das Gefühl, dass jemand Exorzismus betreibt, der jeglicher Beschreibung spottet. Das Ganze klingt dann, als wäre Carl McCoy auf Drogen – klingt seltsam und ist es auch. Das wird nicht viele Freunde finden, das ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig und doch macht es viel von der Qualität des Albums aus. Nur wenn man den Vocals nicht gänzlich negativ gegenübersteht, kann man das Album mögen.

Obwohl mögen vielleicht das falsche Wort ist. Denn Croatoan kann man eigentlich nur der Herausforderung wegen hören. Schafft man es, die 55 Minuten durchzustehen? Es ist wirklich schwer, denn nach den ersten drei Minuten von Slither ist man bereits am Ende. Ich kann es vollkommen verstehen, wenn manche dieses Album als indiskutabel ansehen und hassen. Fast wäre es mir auch so ergangen, aber die Neugier hat gesiegt. STARKWEATHER machen etwas ganz eigenes, etwas dass es im Metal und Hardcore-Bereich bisher noch nicht da war. Dissonante, noisige Gitarren, monolithische Soundwände, praktisch keine Songstrukturen und abgefahrene Rhythmen sind nichts neues, aber STARKWEATHER bringen das auf eine komplett neue Ebene. Dabei schleichen sich dennoch hier und da Leadgitarren ein, die leicht melodisch sind und gefährlich schnell im Ohr bleiben, siehe Silken Garotte / The Infinity Coil oder Hushabye: Goodnight. Desweiteren sind die Musiker technisch auf der Höhe, Bassist Liam Wilson glänzt mit seinen Basslinien, die komplexer sind als die, die er bei THE DILLINGER ESCAPE PLAN zu spielen hat. Und auch Gitarrist Jim Winters kann sich hier mehr austoben als bei EARTH CRISIS.

Die acht Songs von Croatoan sind extrem vertrackt, durchsteigen ist eigentlich gar nicht möglich, also lasst das Album so auf euch wirken, wie es kommt. Zu beschönigen gibt es nichts, entweder man liebt oder hasst das STARKWEATHER. Und da sie verflucht eigenständig zu Werke gehen und dem Hörer dabei helfen sich selbst zu reinigen, sofern er denn nur will, muss ich sagen, dass dieses massiv produzierte Album nicht nur ein extrem intensives, sondern auch verdammt mächtiger Natur ist. Wie oft ich es mir in der Zukunft anhören werde weiß ich nicht, aber Croatoan ist eine dieser Scheiben, bei denen man oftmals einen starken Drang fühlt, sie zu empfinden. STARKWEATHER ist das vielleicht polarisierendste Album des Jahres gelungen und obwohl niemand diese Musik gut finden kann, ist sie ironischerweise genau das. Wenn ihr euren inneren Dämon vertreiben wollt und ein zentnerschweres Nervenkostüm habt, dies ist für euch.

Veröffentlichungstermin: 15. September 2006

Spielzeit: 54:09 Min.

Line-Up:
Rennie – Vocals
Todd Forkin – Guitar
Jim Winters – Guitar
Liam Wilson – Bass
Harry Rosa – Drums

Produziert von Pierre Remillard
Label: Candlelight Records

Homepage: http://www.holyterror.com/starkweather

Tracklist:
1. Slither
2. Taming Leeches with Fire
3. Vespertilian
4. Silken Garotte / The Infinity Coil
5. Machine Rhythm Confessional
6. Hushabye: Goodnight
7. Bitterfrost
8. Wilding

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