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STANDING OVATION: The Antikythera Mechanism

Finnlands Antwort auf PAIN OF SALVATION – wirr, verspielt, kurzzeitig groovy, sporadisch funky, heavy, manchmal melodisch, post-DREAM THEATERisch, wütend

STANDING OVATION klingen wie Finnlands Antwort auf PAIN OF SALVATION – wirr, verspielt, kurzzeitig groovy, sporadisch funky, heavy, manchmal melodisch, post-DREAM THEATERisch, wütend – ja, oft angepisst, ohne dabei in Metalcore-Gefilde abzudriften. Zusammengehalten wird das Ganze von… nun ja, von was eigentlich? Dem Material, aus dem die CD hergestellt wurde. Wo ist ein Konzeptalbum, wenn man es braucht? Der Spagat aus lebensfrohen Texten (Break The News) und Hasstiraden (Travesty) wirkt unschlüssig. Passend dazu sieht man auf dem Bandfoto abgeschlagene Köpfe, die heiter in die Kamera grinsen. Der Gesang agiert entsprechend sehr abwechslungsreich, lässt jedoch leider ein individuelles Charisma und das Gespür für griffige Hooklines vermissen.

The Antikythera Mechanism ist eine stilistische Achterbahnfahrt ohne Anschnallgurt. Die Frage ist weniger, ob man aus der Bahn fliegt, sondern an welcher Stelle. Wer weiß, vielleicht sind es sogar die hypnotischen Verschnaufpausen, die zwischendurch für Dynamik sorgen. Es spricht für die Reife des Sextetts, dass der Spielfluss zu keinem Moment ins Stocken gerät. Den Glauben an eine strukturierte Welt kann man aber leicht beim Anhören verlieren. Und stießen PAIN OF SALVATION einst mit dem beschwingten America viele Fans vor den Kopf, so strapazieren STANDING OVATION mit dem abstrusen Hey Ho! Nerven der Zuhörerschaft. Der unkonventionelle Cocktail wird sicher nicht allen schmecken. Man braucht Geduld, Offenheit und gleichzeitig eine gewisse Verschrobenheit, um sich dieses Album schönzuhören.

Ungeschriebene Arrangementregeln werden im Sekundentakt zerschreddert, worin sich dann auch die einzige Konstante des Albums manifestiert. Da zwischendurch stets Fragmente traditioneller Songstrukturen erkennbar sind, dürfte The Antikythera Mechanism nicht nur für die Frickeljazz-ist-mir-zu-trist-Fraktion interessant sein. Man sollte das Anhören vermutlich am besten als Ausflug in akustisches Neuland oder Klangherausforderung auffassen. Und selbst dann besteht leider ein beträchtliches Risiko, dass man nach einem Besuch so verwirrt ist, dass man nach Hause fährt, ohne sich noch einmal umzudrehen. Es gehört schon eine ordentliche Portion Hunger nach Andersartigkeit dazu, wenn man Freundschaft mit STANDING OVATION schließen möchte.

Veröffentlichungstermin: 23.11.2012

Spielzeit: 55:34 Min.

Line-Up:
Jouni Partanen: Gesang
Johannes Kurvinen: Gitarre
Antti Kukkonen: Gitarre
Panu Nykänen: Bass
Petri Eskola: Keyboards
Mikko Kymäläinen: Schlagzeug
Label: Inverse Records

Homepage: http://www.standingovationband.com
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/StandingOvationBand

Tracklist:
1. Scatter
2. Escapade
3. Travesty
4. Black Box
5. Hey Ho!
6. Hemorrhage
7. I Have Superhuman Powers
8. Break The News
9. The Antikythera Mechanism Pt. 1 – Xekínima
10. The Antikythera Mechanism Pt. 2 – Eureka
11. The Antikythera Mechanism Pt. 3 – Apoptosis

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