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SOULFLY: Dark Ages

Mit Elan und sackweise Experimenten, Gastmusikern und akustischen Abenteuern an Bord hat Max Cavalera das fünfte Album der Bandgeschichte zu etwas besonderem gemacht – und damit trotzdem das straighteste und metallischste Album der Bandkarriere geschaffen.

SOULFLY sind zurück. Wieder werden einige jubeln, andere gähnen, wieder andere gar nicht erst Notiz vom neuen Album von Max Cavalera nehmen, der mit Dark Ages nun sein fünftes Werk fertiggestellt hat. Wieder mal ist alles beim alten und doch nicht. SOULFLY klingen immer noch modern, gehen aber zu großen Teilen sehr old-schoolig zu Werke. Nach dem Intro Dark Ages beginnt der erste Song Babylon mit schweren, groovenden Riffs, die auch auf Roots hätten stehen können. Diese Tatsache ist es, die einen bei dem Song hin- und herreißt: Es klingt fast etwas zu sehr nach SEPULTURA. Jeder, der nicht auf beiden Ohren sitzt, erkennt sofort die SOULFLY-Trademarks. Schwere, groovige Riffs, die sich oft endlos zu wiederholen scheinen, überzogen von Max´ einzigartiger Stimme und einigen originellen Details. I And I beginnt dagegen richtig old-schoolig. Richtig derb thrashen die Mannen los und lassen das Gefühl aufkommen, das Dark Ages vielleicht das Album ist, mit dem SOULFLY einen weiteren Schritt zurück zu den Wurzeln gegangen sind, wie sich dies bereits bei den letzten Alben angedeutet hat. Auch Carved Inside ist ein interessanter Song, der ohne viel Schnickschnack auskommt und mit ideenreichem Bassspiel und energischem, kraftvollem Metal beeindruckt. Der zweite Song auf dem Album, der schnellen Thrash im modernen Gewand verarbeitet, bevor mit Arise Again der fünfte Song eingeläutet wird, der einen bereits über den Titel schmunzeln lässt. Zufall oder bewusstes Tribut an die Wurzeln? Jedenfalls hätte das Stück auch problemlos auf Chaos AD stehen können. Erste große Experimente deuten sich erst ab der Hälfte der Platte an. Das in spanisch vorgetragene Molotov ist eines der wütendsten und rohesten Stücke der Scheibe, Frontlines packt abermals den Thrash-Knüppel aus, wirkt dabei aber teilweise etwas zu stumpf und eintönig. Dennoch sind auf Dark Ages keine wirklichen Ausfälle auszumachen. SOULFLY sind immer noch 100% SOULFLY. Max Cavalera hat sich nicht neu erfunden, aber trotzdem Mut zur Veränderung gezeigt. SOULFLY sind jedenfalls anno 2005 heftiger als jemals zuvor. Von der alternativen Note der ersten Scheiben, zu einer Zeit, wo der NuMetal boomte, ist nichts übriggeblieben. Natürlich kommen nach wie vor akustische Einsprengsel in allen erdenklichen Formen zum Einsatz. Die typische Tribal-Attacke darf ebenso wenig fehlen wie ruhige Gitarrenparts, aber anders als zuvor werden diese Elemente eher ergänzend als überlagernd eingesetzt. Natürlich gibt es trotzdem Experimente zuhauf. Im cleanen Gesang bei Innerspirit, im Crossover-mäßigen Corrosion Creeps oder im THE PRODIGY-Tribut Riotstarter.

Auf Dark Ages sind es die Details, die das großen Ganze bilden. Ein Song wie Bleak bekommt nur durch solche akustischen Feinheiten ein eigenes Gesicht. Max Cavalera hat seiner Kreativität dabei freien Lauf gelassen. In allen Ecken der Welt ließ der Rasta-Metaller sein Aufnahmegerät laufen und verwob Stadtgeräusche, Arbeiter und Maschinenklänge dezent in das Klangbild von Dark Ages. Auch mit Gastsängern ließ sich Mastermind Cavalera nicht lumpen und auch hier gibt es lustige Details, die einem als Hörer erst gar nicht auffallen werden. So sang zum Beispiel Billy Milano seine Gesangsparts kurzerhand über das Telefon ein und Max packte sie direkt so auf das Album.

SOULFLY sind jedenfalls wütend wie nie zuvor. Das zornige Fuel The Hate geht schnurstracks nach vorne und das Gemeinschaftsprojekt Staystrong, wo Max und sein Sohn Richie gemeinsam das traurige Thema persönlicher Verluste aufarbeiten (der Song beschäftigt sich mit dem Tod von Dana und Moses).

Nach dem langatmigen Ausklang von Staystrong und dem obligatorischen Instrumental Soulfly V geht die Scheibe schließlich zu Ende. SOULFLY sind immer noch SOULFLY, klingen aber wie eine spontanere, rauere, ursprünglichere Variante ihrer selbst. Für mich sind jedenfalls SOULFLY eindeutig kreativer und einfach besser als die letzten Auswürfe von SEPULTURA. Und mit Dark Ages haben die Jungs nicht nur ihr schnellstes, sondern meiner Meinung nach auch ihr stärkstes Album gemacht – und das, obwohl sich genaugenommen gar nicht so wirklich viel geändert hat.

Veröffentlichungstermin: 30. 09. 2005

Spielzeit: 66:30 Min.

Line-Up:
Max Cavalera – Vocals, Guitar

Marc Rizzo – Guitar

Bobby Burns – Bass

Joe Nunez – Drums

Produziert von Max Cavalera
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.soulfly.com

Tracklist:
01. The Dark Ages

02. Babylon

03. I And I

04. Carved Inside

05. Arise Again

06. Molotov

07. Frontlines

08. Innerspirit

09. Corrosion Creeps

10. Riotstarter

11. Bleak

12. (The) March

13. Fuel The Hate

14. Staystrong

15. Soulfly V

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