SOUL MANIFEST: White Season

Nicht überzogen spacig, zu anstrengend psychedelisch oder übertrieben Retro macht "White Season" sicher jedem Classic-Rocker und Althippie Spaß.

Also irgendwas passt hier nicht, das war anfangs immer mein Gedanke, wenn White Season lief. Retro-Rock, ein freakiges Cover, nicht wie fast zu erwarten beim Transubstans-Label, aber beim neuen eigenen Nighttripper-Label von Transubstans´ Konrad. Obwohl hier also alles nach typisch schwedischem Classic/Retro/Psychedelic-Rock mit einem Hauch Stoner-Rock aussieht und eigentlich auch klingt, durchziehen das Album recht eigene Vibes. Vielleicht sollte man einfach mal seine Hausaufgaben machen, denn SOUL MANIFEST stammen nicht wie vermutet aus Schweden, sondern aus Frankreich. Vielleicht ist das der Grund für die etwas zurückhaltenden, fast introvertierten Vibes auf dem Debüt der 2008 gegründeten Band, bestehend aus Soul, OscArt sowie Stodguy an den Drums.

Zum Auftakt des relaxten Opener zitiert man groovend JIMI HENDRIX, nicht so deutlich wie z.B. die Rotterdamer THE MACHINE, aber JIMI´s Hey Joe hat man sicher auch in Frankreich schon mal gehört. Part 1 des Titelsongs kommt hingegen recht grob, zäh doomrockig, aufgehübscht werden die Songs immer von eingängigen, schönen Hippie-Melodien. Die kommen vor allem auch in den beiden ruhigen Momenten Do We Have The Same View und dem traumhaften, zarten Instrumental White Season (Part 2) zum Tragen. Diese Leichtigkeit ist ergreifend, mit den gern genutzten Umschreibungen von endlosen Highways blabla kommt man hier nicht aus. Bei mir wecken diese schönen Klänge eher Erinnerungen an einen Ritt im Bandbus, wenn man von einem schweißtreibenden Gig auf sich durch die Landschaft windende Landstraßen durch die Nacht fährt, müde und verträumt die aufgehende Sonne bewundert, die ihre goldenen Finger über endlosen Rapsfeldern spielen lässt. Au ja, und die Leckereien beim Bäcker beim Boxenstop in Lille, aber lassen wir das und kehren zurück zum Album. Devil´s Meeting lässt mit seinem klassischen John Lord-Hammondintro erst auf einen straighten Hard-Rocker á la DEEP PURPLE schließen, wird dann aber doch ein beschwingter Schunkelrocker. Eine bunte Mischung also, die herrlich Retro, aber nie zu aufgesetzt klingt. Wie anfangs erwähnt wird hier nicht ausschließlich typisch schwedisch Popo getreten und energisch nach vorn gerockt oder psychedelisch abgeflogen. Die Songs wirken immer dezent zurückgezogen und erlangen dadurch einen ganz eigenen Charme, der sich von den jungen Wilden dieses Genres erfreulich abhebt. Wahrscheinlich ist es eben die französische Lebensweise, die den Songs diesen eigenen Touch verpasst und ihnen viel Seele verpasst. Das transportiert auch die softe, warme Stimme vom Sänger, die super zum Gesamtsound passt. Beim spacigen The Light gibt es dann auch noch passend charmante weibliche Vocals dazu. Auch musikalisch drückt sich niemand in den Vordergrund, die Band gibt sich als stimmiges Gesamtpaket, très bien!

SOUL MANIFEST passen wunderbar in den doch mittlerweile unüberschaubaren Pool an schwedischen Classic/Retro-Rock-Bands, heben sich aber angenehm ab durch den heimischen französischen Charme. Nicht überzogen spacig, zu anstrengend psychedelisch oder übertrieben Retro macht White Season sicher jedem Classic-Rocker und Althippie Spaß. Schade nur – wie heute schlichtweg zur Gewohnheit geworden – die recht kurze Spielzeit, 1-2 Songs mehr hätte das Album gut vertragen. Zumal der ein oder andere Song nicht ganz zu Ende gespielt wirkt, da wäre noch etwas mehr drin gewesen. Den Spaßfaktor mindert das aber nur peripher.

Veröffentlichungstermin: 18.12.2010

Spielzeit: 39:34 Min.

Line-Up:
Soul
OscArt
Stodguy – Drums

Label: Nighttripper Records

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/soulmanifest

Tracklist:
1. Dead Man
2. White Season (Part 1)
3. Do We Have The Same View
4. Devil´s Meeting
5. White Season (Part 2)
6. All But My Dreams Can Be Erased By The Rain
7. The Light
8. Who´s The Rock´n´Rolla ?

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