SOPHIA: People Are Like Seasons

„Es gibt Leute, die Musik machen, und es gibt Musiker. Robin Proper-Sheppard ist einer!“

Einer meiner Lieblingskünstler, der nie den ganz großen Durchbruch geschafft hat bzw. vielleicht auch gar nicht schaffen wollte, ist Robin Proper-Sheppard. Er veröffentlichte mit THE GOD MACHINE 1992 („Scenes From The Second Storey“) und 1994 („One Last Laugh In A Place Of Dying“) zwei überragende Alben, die leider nur um Underground einschlugen. Ich mochte die Band schon damals, klang die Mischung aus düsteren, hart-punkigen und atmosphärischen Klängen doch etwas nach TOOL und WARRIOR SOUL (einer weiteren Band, die ich sehr, sehr verehre…). Doch die Karriere der Band wurde durch den Tod von Basser Jimmy Fernandez (er verstarb an den Folgen eines Gehirntumors) auf brutalste Art und Weise gestoppt, denn ohne ihren Freund sahen sich die beiden verbliebenen Bandmitglieder (neben Robin gehörte noch Drummer/Pianist Ron Austin zur Band) nicht in der Lage, ihre hoffnungsvolle Karriere fortzusetzen. Robin Proper-Sheppard gründete nach dem Split das Label „Flower Shop Recordings“, produzierte etliche Bands, veröffentlichte deren Alben und brauchte Zeit, um über den o.g. Verlust seines Freundes hinwegzukommen. 1996 erschien dann endlich ein neues Album. SOPHIA hieß die „Band“, Fixed Water das Album. Auch dieses überzeugte. Spartanisch instrumentiert, viele akustische Gitarren, viel Gesang und eher mit Singer/Songwriter- als mit Rock-Charakter. Zwei Jahre später erschien mit The Infinite Circle ein weiteres SOPHIA-Album, das nicht mehr ganz so melancholisch-depressiv klang, von den Medien völlig unbeachtet blieb, natürlich wieder Klasse hatte und sich auch ohne große Budgets noch größerer Labels wohl ziemlich gut verkaufte. Seine bis dahin (für mich) porentiefreine und blütenweiße Weste beschmutzte sich Herr Proper-Sheppard mit dem sicherlich ambitionierten, für mich aber völlig mißlungenen selbstbetitelten THE MAY QUEENS-Album (2000). Eine halbstündiges und krachiges PunkGlamPsychedelicRock-Scheibe, mit der ich nichts bzw. nicht viel anfangen konnte. Doch nun ist alles wieder gut und ich habe Herrn Proper-Sheppard auch wieder richtig und ganz doll lieb. Denn mit People Are Like Seasons (10 Songs, 49:06 Min.) legt er ein neues SOPHIA-Album vor. Und zum ersten Mal ist es Herrn Proper-Sheppard gelungen, die musikalischen Grenzen etwas weiter zu stecken bzw. die Kraft und den Lebensmut von THE GOD MACHINE und die Melancholie und die Traurigkeit, die die beiden SOPHIA-Vorgänger auszeichnete, auf einem Album zu vereinen. So gibt es kräftige Rockstücke wie “Oh My Love”, ”Darkness (Another Shade In Your Black)” oder das (mich) an die ROLLING STONES erinnernde „If A Change Is Gonna Come“, aber auch traurige Songs wie „Another Trauma“, ”Desert Song No.2”, „I Left You“, das Piano-unterstütze „Fool“ oder das mit Streicherklängen angereicherte „Swept Black“, denen man förmlich die Schwere anhört, die Robin wohl häufiger mal befällt. Doch Robin Proper-Sheppard ist immer noch für echte Überraschungen gut, denn auf „Holidays Are Nice” geht er ungewohnt poppig-eingängig zu Werke und fügt so seinem Schaffen noch eine weitere Facette bei. Es fällt (mir) wirklich schwer, einzelne Songs hervorzuheben, denn das Songmaterial bewegt sich vom ersten bis zum letzten Ton auf einem konstant hohen Niveau. Dabei sind die Songs von der Machart alles andere als spektakulär, aber gerade diese unspektakuläre macht das Album (für mich und hoffentlich viele andere) so einzigartig und gut. Wie schrieb ein Kollege der schreibenden Zunft? „Es gibt Leute, die Musik machen, und es gibt Musiker. Robin Proper-Sheppard ist einer!“ Dem habe ich nichts hinzufügen. Wieso ist mir dieser Satz eigentlich nicht eingefallen?

Spielzeit: 49:06 Min.

Line-Up:
Robin Proper-Sheppard

Produziert von Robin Proper-Sheppard
Label: City Slang / Labels

Homepage: http://www.sophia-music.com

Tracklist:
1.Oh My Love

2.Swept Back

3.Fool

4.Desert Song No.2

5.Darkness (Another Shade In Your Black)

6.If A Change Is Gonna Come

7.Swore To Myself

8.Holidays Are Nice

9.I Left You

10.Another Trauma

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