SOLEFALD: Pills Against The Ageless Ills

Wie wäre es mal mit ein bißchen gepflegter Verrücktheit? Wieso nicht abgefahrene Schlagzeugrhythmen auf Old School Black Metal treffen lassen, nur um zwei Minuten später MARYLIN MANSON-Atmosphäre aufkommen zu lassen, welche dann im nächsten Song durch locker-rockige Gitarrenriffs und Hammond-Orgel ad absurdum geführt wird..?

Ich präsentiere: ein extravagantes, geiles, abgefahrenes Klasseabum erster Güte! Rock’n’Roll, meine Damen und Herren, Rock’n’Roll lebt! Und zwar in Norwegen, nicht nur in Finnland, nein, auch in Norwegen hat man jetzt entdeckt, daß es keinen mehr hinter dem Ofen hervorlockt, wenn man immer noch an altem Black Metal festhält, bzw. diesen mit sog. „atmosphärischen“ Keyboards bereichert. Wie wäre es denn stattdessen mal mit ein bißchen gepflegter Verrücktheit? Wieso nicht abgefahrene Schlagzeugrhythmen auf Old School Black Metal treffen lassen, nur um zwei Minuten später MARYLIN MANSON-Atmosphäre aufkommen zu lassen, welche dann im nächsten Song durch locker-rockige Gitarrenriffs und Hammond-Orgel ad absurdum geführt wird?

Genau das haben sich nämlich SOLEFALD überlegt, die schon auf ihrem alten Label Avantgarde Music zwei Alben veröffentlichten, die ebenfalls alles andere als Black Metal-Hausmannskost waren. „Pills Against The Ageless Ills“ ist nun ein Album geworden, welches zwar verrückt, aber nicht wirklich undurchschaubar ist und dabei genau den richtigen Weg eingeschlagen hat. Mit „Hyperhuman“ geht es extrem eingängig zur Sache, man möchte schon meinen, es handele sich um Viking Metal, dann kommt plötzlich „Pornographer Cain“ daher und beschert uns vertrackte Rhythmen, Disharmonien und immer wieder diese wunderschönen Melodien, die das ganze Album durchziehen und bei aller Verrücktheit den roten Faden bilden, der das Wirrwarr zusammenhält (und der dafür sorgt, daß man es überhaupt nach einigen Durchläufen durchschaut). Künstlerisch-durchgeknallte Ästhetik wechselt sich ab mit irgendwie entrücktem klaren Gesang, wütendem Kreischen und MANSON-beeinflußtem Sprechgesang, und das alles rockt, liebe Leute, es rockt wie Sau! Wer bei „The USA Don’t Exist“ (was für ein Titel!) nicht tanzt, ist kein Freund von Gitarrenmusik, ganz zu schweigen von den mitreißenden Ska-Einflüssen bei „Pornographer Cain“, die sich mischen mit bombastischem Keyboard-Gedöns… einfach nur cool!

Nicht so cool ist hingegen die undiffenrenzierte Produktion, die Gesang, Gitarre und Schlagzeug oftmals zu einem undurchschaubaren Brei zusammenmischt (was mir auch schon bei den ähnlich verrückten, aber viel weniger guten …AND OCEANS aufgefallen ist). Schade ist das auf schlechteren Anlagen; ist man im Besitz einer Stereo-Anlage mit vernünftigen Boxen schlägt der durchschnittliche Sound natürlich nicht so sehr ins Gewicht – unterm Strich kann man aber auch hier nicht wirklich meckern.

„Pills Against The Ageless Ills“ ist also ein wirklich erfrischendes, innovatives Werk geworden, welches zudem dem Info nach zu schließen mit einem interessanten Textkonzept aufwartet, das ich hier aber nicht besprechen kann, da mir weder Cover noch Texte vorliegen. Sei’s drum, ab dem 24.09.2001 sollte auch das kein Hindernis mehr sein.

VÖ: 24.09.2001

Spielzeit: 46:28 Min.

Line-Up:
Cornelius – Vocals, Guitar & Bass

Lazare – Vocals, Synthesizers & Drums

Label: Century Media

Homepage: http://www.solefald.org

Tracklist:
1. Hyperhuman

2. Pornographer Cain

3. The Change Of Total Affect

4. Hate Yourself

5. Fuck Talks

6. The Death Of Father

7. The USA Don’t Exist

8. Anti-City Strategy

9. Hierarch

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