SISTER SIN: True Sound Of The Underground

Wer rauen, ungekünstelten Female-Fronted Metal mag mit einer gehörigen Portion schminkefreien Glam-Rock, der sollte bei SISTER SIN zugreifen.

Ja ja, ich geb es ja zu, Switchblade Serenade war noch nicht der totale Burner, mit ein paar eher unspannenden Songs, aber auch einigen durchaus coolen Songs, die Neugierig machten. Da kann das neue Album True Sound Of The Underground locker einen drauf setzen, die Göteborger SISTER SIN um Shouterin Liv sind auf dem richtigen Weg. Und der führt direkt durch schmuddelige, düstere Straßen des Arbeiterviertels.

Die Schweden bleiben von aktuellen Sounds soweit entfernt wie Sängerin Liv vom elfenhaften Getue vieler Metal-Miezen. Hier wird dreckig drauflos gerockt, ganz im treibenden Stil der 80er. Und gerade, weil SISTER SIN so herrlich geradeaus sind und statt auf spielerische Raffinessen lieber voll auf Energie setzen, macht das Album richtig Spaß. Oft gibt es Anleihen an Glam-Rocker wie die frühen MÖTLEY CRÜE,  oft mal an Bands wie W.A.S.P. oder SKID ROW. Auch RATT mag man heraushören, wenn diese nicht aus dem sonnigen Kalifornien kämen, sondern aus den Malocherecken von Göteborg. Mit dem Opener und Titeltrack macht man schnell klar, wo Thors Hammer hängt. Ohne viel Schnickschnack gibt es voll auf die Zwölf, Riffs, Bass, Beats, alles kommt direkt und lädt zum Abhotten ein. Zur groovenden Single Outrage gibt es bereits ein Video, das bei uns mal wieder nicht mehr angeschaut werden kann. So bringt ein teures Video ja mal richtig viel! Ein klares Highlight, das sein Original locker an die Wand rockt, ist 24/7. Der U.D.O.-Song kommt hier so rotzig und frisch, wie es das Original nie gewesen ist. Die Begeisterung der Schweden für ACCEPT/U.D.O.-Sound scheinen immer mal wieder etwas durch. Eine weitere Band, die zu den ganz großen Vorbildern gehören, und die bei den rauen Gröhlbackings, dem pumpenden Bass und dem straighten Beat immer wieder in den Kopf kommen, sind eindeutig TWISTED SISTER. Oft sieht man die Vorzeigeschwuchteln bildlich vor Augen über die Bühne wirbeln wie beim catchy I Stand Alone, nur dass Liv weitaus heißer aussieht als DEE SNIDER.

Das Aushängeschild von SISTER SIN hat sicher nicht die schönste und beste Stimme unter all den Metal-Mädels, und das ist gut so. Rau, wild, mit mehr Dreck in der Stimme als die meisten ihrer männlichen Kollegen, verbreitet Liv die Rock`n´Roll-Attitüde von JOAN JETT, röhrt wie die CHASTAIN-Shouterin Leather Leone oder deren Nachfolgerin Kate French mit der Weiblichkeit von HYDROGYNs Julie Westlake. Liv ist dirty und dabei verdammt sexy, dabei nie billig oder gar bitchy. Dass sie durchaus auch richtig nett sein kann, das steht außer Frage. Live hat diese Frau jedoch dickere Eier als viele ach so harte Kerle, zum Glück natürlich nur sinnbildlich. Dass hier auf dem Album doch mal ein schräger Ton durchrutscht, das wirkt echt und passt zum Gesamtbild. Dass 1-2 Songs nicht mit dem Rest mithalten können, damit kann man gut leben, die wären zumindest die besseren Songs auf dem Vorgängeralbum. Ich fand das schon recht gelungen, aber True Sound Of The Underground setzt dem mächtig einen drauf, ungeschminkt, ehrlich, dreckig, sexy.

Wer rauen, ungekünstelten Female-Fronted Metal mag mit einer gehörigen Portion schminkefreien Glam-Rock, der sollte zugreifen.

Veröffentlichungstermin: 23.07.2010

Spielzeit: 39:47 Min.

Line-Up:

Liv – Vocals
Jimmy – Guitar
Benton – Bass
Dave – Drums

Produziert von Henrik Edenhed
Label: Victory Records

Homepage: http://www.sistersin.com

MySpace: http://www.myspace.com/sisterssin

Tracklist:

1. Sound Of The Underground
2. Outrage
3. Better Than Them
4. 24/7
5. Heading For Hell
6. I Stand Alone
7. Built To Last
8. The Devil I Know
9. Times Aren´t A-Changing
10. Nailbiter
11. Beat ´Em Down

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