blank

SHADOWKEEP: Shadowkeep

Nach zehn Jahren Wartezeit überraschen SHADOWKEEP mit einer leichten Kurskorrektur – und James Rivera am Mikro. Was war zuerst da, die Henne oder das Ei?

Zehn Jahre haben SHADOWKEEP sich für ihr viertes Album Zeit gelassen. Und Ulle nannte die sechs Jahre zwischen “A Chaos Theory” und “The Hourglass Effect” damals schon eine Ewigkeit. Schlimmer geht immer, dachten sich die Briten wohl. Inzwischen gab es mal wieder einen Wechsel am Mikro – Richie Wicks stieg kurz nach der Veröffentlichung von “The Hourglass Effect” aus und zwischendurch kam Originalsänger Rogue Marechel zurück, ist aber auch schon wieder Geschichte.

Schließlich konnten SHADOWKEEP die US Metal-Legende James Rivera für den Posten des Sängers gewinnen. Ich liebe seinen Gesang auf den HELSTAR und DESTINYS END-Alben ja wirklich über alles, von daher sollte man meinen, dass sein Einstieg bei SHADOWKEEP eine gute Nachricht ist. Zumindest dürfte es der Band etwas mehr Aufmerksamkeit bringen, auch wenn man vielleicht Gefahr läuft, zu sehr auf Rivera reduziert zu werden.

Droht die Riveraisierung von SHADOWKEEP?

Solche Sätze im Promozettel sind da nicht hilfreich: “Wurden die Briten zuvor gerne in die Ecke von QUEENSRYCHE und CRIMSON GLORY gedrängt, kann bei ihrem Comeback-Werk auch von einer klassischen US Metal-Langrille gesprochen werden.”

Nun ja, es wird ja bekanntlich nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird. Aber ja, “Shadowkeep” ist eine ganze Ecke härter als seine Vorgänger, was nicht zuletzt aber auch nicht ausschließlich an James Riveras Gesang liegt. Ihrer prinzipiellen Linie sind SHADOWKEEP allerdings treu geblieben. Auch auf ihrem vierten Album spielen die Briten vertrackten, leicht progressiven Power Metal. Dabei gehen sie allerdings härter und technischer vor, was ein Stück weit zu Lasten der Eleganz und Leichtigkeit der ersten Alben geht.

Spielerisch ist das alles ganz großes Kino, was SHADOWKEEP hier abliefern. Jeder einzelne Musiker agiert hier auf Top-Niveau. Vor allem das Gitarren-Duo Chris Allen und Nikki Robson feuert aus allen Rohren aber auch die Rhythmus-Fraktion um Bassist Stony Grantham und Drummer Omar Hayes bekommt hier Raum zum Glänzen. Das James Rivera ein genialer Sänger ist, muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden, ich tue es der Vollständigkeit halber trotzdem – sowohl seine messerscharfen Screams als auch seine Gesangslinien sind auch hier erste Sahne.

Technischer US Metal aus England? SHADOWKEEP können das!

Gleich nach dem kurzen Intro “Atlantis” hauen SHADOWKEEP mit dem Opener “Guardian Of The Sea” ein furioses Stück technischen US Metal raus – auch wenn nur ein Fünftel der Band aus den USA ist. Vertrackte Riff-Attacken, garniert mit James Riveras typischen Screams. Ein mehr als gelungener Einstand. Mit dem epischen, getragenen “Horse Of War”, dem straighten Power Metal-Vorschlaghammer “Angels And Omens” sowie dem abwechslungsreichen Opus “Immortal Drifter” haben SHADOWKEEP weitere Kracher im Gepäck. Das vertrackte “Isolation” braucht etwas länger um zu zünden, reiht sich letztendlich aber in die Runde gelungener Kompositionen ein.

Mit dem knapp achtminütigen “Flight Across The Sand” sowie dem Abschlusstrack “Minotaur”, welcher an der Zehn Minuten-Grenze kratzt, haben SHADOWKEEP zwei überlange Stücke auf das Album gepackt. Ersteres ist ein erhabenes, größtenteils schleppendes Stück über die Flucht der Juden durch die Wüste. Nachdem der Song etwa zur Hälfte um ist, treten SHADOWKEEP dann aber plötzlich aufs Gaspedal und das Stück entwickelt sich zu einer wilden Achterbahnfahrt. “Minotaur” wiederum ist zwar hauptsächlich im Mid Tempo gehalten, dabei aber genau so vertrackt wie die Heimat der im Text besungenen Kreatur des Minotaurus – das Labyrinth.

Und zu guter letzt sind da noch die beiden kurzen Balladen “Little Lion” und “Never Forgotten”. Ersteres ist eigentlich kaum mehr als ein Zwischenstück und fügt dem Album nichts wirklich essentielles hinzu. “Never Forgotten” ist da schon von anderem Kaliber und wirkt als ruhiges, simpel gehaltenes Stück als schöner Gegensatz zu den vertrackten Riff-Attacken.

Wichtig ist, was hinten raus kommt. Und da gibt es bei “Shadowkeep” nichts zu meckern!

Wie fällt nun also das Urteil über “Shadowkeep” aus? Die stilistische Anpassung ist natürlich Geschmackssache und prinzipiell mag ich sowohl den alten als auch den neuen Sound der Band sehr gerne. Ein Stück Eigenständigkeit hat die Band in meinen Augen schon verloren und sich zu sehr ihrem neuen Frontmann angepasst.

Wichtig ist aber nun mal, was hinten raus kommt. Und auch wenn nicht jeder Song “Shadowkeep” das Hitpotential von Stücken wie “Guardian Of The Sea”, “Immortal Drifter” oder gar früheren Stücken wie “Dark Tower” haben, so ist das vierte Album der Band letztendlich doch ein ziemlich starkes technisches Power Metal-Album. Mal schauen, ob die Zusammenarbeit mit James Rivera etwas langfristiges ist und wieviel Zeit bis zum nächsten SHADOWKEEP-Album vergeht. Für Fans von vertracktem US Power Metal (Ja, ich weiß, dass die Band aus England kommt, es geht mir hier rein um den Stil) ist “Shadowkeep” auf jeden Fall ein gefundenes Fressen. Solche Platten gibt es ja leider heutzutage nicht mehr allzu häufig.

Veröffentlichungsdatum: 30.03.2018

Spielzeit: 55:06

Line Up:
James Rivera – vocals
Chris Allen – guitars
Nikki Robson – guitars
Stony Grantham – bass
Omar Hayes – drums

Produziert von: Karl Groom & Larry Barragan

Label: Pure Steel Records

Bandhomepage: shadowkeepmetal.co.uk
Facebook: facebook.com/Shadowkeepmetal
Bandcamp: shadowkeep.bandcamp.com/

SHADOWKEEP “Shadowkeep” Tracklist

01. Atlantis
02. Guardian Of The Sea
03. Flight Across The Sand
04. Horse Of War
05. Little Lion
06. Angels And Omens
07. Isolation
08. Never Forgotten
09. The Sword Of Damocles
10. Immortal Drifter
11. Minotaur

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner