SCHEITAN: Nemesis

Das neue Album „Nemesis“ hat mit Black Metal gar nichts mehr zu tun, die Bezeichnung Death n´Roll ist wohl die passendste. Was da aus den Boxen dröhnt, ist einerseits ziemlich gut, andererseits gibt es auch den ein und anderen Ausfall…

SCHEITAN hatten 1996 ihr Album „Travelling in ancient times“ herausgebracht, welches guten Black Metal bietet, der sich nicht einmal hinter aktuellen Scheiben verstecken braucht. Davon ist heute aber nichts mehr zu hören. Das neue Album „Nemesis“ hat mit Black Metal gar nichts mehr zu tun. Was da aus den Boxen dröhnt, ist einerseits ziemlich gut, andererseits gibt es auch den ein und anderen Ausfall. Eigentlich wollte ich die Platte nach den ersten Durchgängen zur Seite legen, doch irgendwie schaffen es die Schweden, mich davon zu überzeugen, dass die Platte doch Vorzüge hat. Im Gegensatz zu vielen rockigen Stücken werden die Songs nicht langweilig, was wohl auch am hohen Arschtret-Faktor der Jungs liegt.

Die rockigen Stücke, die sofort ins Ohr gehen, sind super. Relativ einfach strukturierte Party-Tracks, mit griffigen Hooks, die mehr als einmal an AC/DC erinnern, lassen sofort Gelüste nach einem kalten Bier und einer geselligen Runde aufkommen. SCHEITAN stehlen sich irgendwie durch die Rockgeschichte, neben den erwähneten Australiern klauen sie mal bei SENTENCED (“Fury Flow”), mal bei ENTOMBED (“Psyched”), und der Gesang erinnert am ehesten an Mille von KREATOR. Das ist sehr nett und ich kann mich dafür begeistern.

“Nemesis” hat zwei Gesichter

Allerdings kann ich mich über manche Keyboard-Einsätze auch wieder stark wundern. Was Keyboarder Göran Norman sich bei den Spielereien in „Black Rain“ gedacht hat, ist mir schleierhaft. Das passt doch gar nicht zum Rest des Songs! Vielleicht verstehe ich es auch einfach nicht, zumindest gewöhnt man sich mit der Zeit an die seltsamen Düdeleien und stört sich nicht mehr daran. So weit, so gut, wären nur solche Rock-Kracher, die sich zudem durch einen warmen, staubigen Sound auszeichnen, der Kneipen-Feeling aukommen lässt, auf dem Album. Diese Songs rocken und grooven wie sich das für guten Death’n’Roll gehört.

Doch leider müssten Pierre Törnkvist und Oskar Karlsson (genau, der Drummer von GATES OF ISHTAR) ja partout noch Stücke wie „Silent Hum“ schreiben – und dann ist das Ding auch noch über sechs Minuten lang. Gepflegte Langeweile, gesungen von einer Lotta Högberg, die zugegebenermaßen eine tolle, dunkle und rauchige Stimme hat. Doch leider plätschert der Song belanglos vor sich hin, und wird durch billige Keyboard-Fanfaren zu einem kitschigen, aufgeblasenen Möchtegern-Gothic-Track. Schade, die Stimme hat etwas Besonderes, leider ist die Umsetzung recht dürftig, zwischendurch wabern die Synthies belanglos durch die Luft und die Idee hinter dem Song auf diese Länge auszudehnen, war nicht unbedingt die Beste. Mit jeder Wiederholung wird der Gegensatz zwischen Gesang und Instrumentierung deutlicher. Selbiges gilt übrigens für „My Isle“, leider auch sechs Minuten lang.

Außderdem passen diese beiden Songs überhaupt nicht zu den anderen Tracks. Sie passen ungefähr so gut wie Bier zu klebrigem, eklig süßem Likör der Marke Batida de Coco.

SCHEITAN liefern eine fröhliche Party-Scheibe ab

Zum Schluss gibt’s noch ein Cover: “Emergency” von DANCE TRANCE. Leider kenne ich das Original nicht (hab ich mich jetzt blamiert?) …aber irgendwie klingt der Song stark nach achtziger Jahre, und hat somit einen ganz besonderen Charme. Und hier darf Lotta auch mal bei einem Stück mitsingen, das ihrer Stimme gerecht wird.

Um es mal zusammenzufassen: Wären da nicht diese seltsamen Keyboards, die bei „Ways“ ziemlich nach 29,90 DM-Keyboard a la ELÄKELÄISET klingen, und diese komischen Songs namens „A silent Hum“ und „My Isle“, wäre diese Platte ein klarer Tipp für alle, die die neuen SENTENCED/ENTOMBED-Sachen mögen und sich mal gerne eine fröhliche Party-Scheibe antun.

Line-Up:

Pierre Törnkvist – vocals, guitars
Oskar Karlsson – drums, guitars

Gastmusiker:
Lotta Högberg – vocals
Göran Norman – keyboards

Label: Century Media

Hompage: http://come.to/scheitan

SCHEITAN “Nemesis” Tracklist

Fury Flow
Psyched
Black Rain
Marionette
Forgive Me
A Silent Hum
Ways
My Isle
Emergency

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