RUNNING WILD: Resilient

Man sollte sich dieses gute, rockige Album, dessen Frische überrascht, nicht durch unrealistische Erwartungen verderben.

Resilient ist die beste RUNNING WILD-Platte der letzten 15 Jahre. Sie ist gut und erstaunlich frisch. Die Songs klingen unverkrampft und die fette Produktion lässt einen häufiger vergessen, dass auch dieses Album eigentlich ein Solo-Werk von Rock`n`Rolf ist. Im Gegensatz zum mauen Vorgänger Shadowmaker zünden die Melodien, und in Erinnerung an alte Metal-Zeiten gibt es als Opener und Rausschmeißer gleich zwei 6/8-Tracks mit dezentem Hymnen-Flair. Nein, es ist keine Rückkehr zu alten Tugenden. Bloody Island ist sicher kein Treasure Island – aber eben auch nicht schlecht. Textlich wirkt das neue Material über weite Strecken sehr simpel. Natürlich geht es meistens darum, sein eigenes Ding durchzuziehen, wirklich Neues gibt es hier also nicht. Zumindest Bloody Island ist jedoch einen zweiten Blick wert, vielleicht sogar einen dritten. Oberflächlich handelt der Text von einer verfluchten Insel. Man kann aber mühelos die Insel als Haifischkapitalismus umdeuten. Mit etwas Fantasie könnte man auch soweit gehen, in der blutigen Insel die Bandvergangenheit zu sehen. Ich stelle es mir verlockend vor, einfach Under Jolly Roger 2 zu produzieren. Haben das GAMMA RAY, QUEENSRYCHE und HELLOWEEN nicht vorgemacht? Wahrscheinlich wäre es für Rock`n`Rolf auch relativ leicht, eine Speed Metal-Nummer (Stormrider? Black Hand Sea?) zu konstruieren, die an alte Glanztaten erinnert. Ganz zu schweigen von hochbezahlten Auftritten mit diversen ehemaligen Bandenmitgliedern. Diesen Reizen hat der Kapitän widerstanden.

So rockt Rolf auf Resilient mal stampfend (Titeltrack), mal flott (Adventure Highway) durch die Gegenwart. Qualitativ (wie auch stilistisch) bewegt sich das Ganze auf dem Niveau der B-Seiten Dancing On A Minefeld und Poisoned Blood aus dem Jahr 1994. Es ist freilich schwer, sehr schwer, sich das Album losgelöst von der Bandgeschichte anzuhören. Vielleicht liegt aber auch gerade hier das Bloody Island der Kritiker. Es ist verführerisch einfach zu sagen, früher sei alles besser gewesen. Dabei vergleicht man jedoch Äpfel mit Birnen (vom selben Erzeuger, ja), und Resilient bietet ordentliches Futter für Birnen-Freunde. Und mit Birnen-Freunde meine ich Fans des rockigeren RUNNING WILD-Materials. Genauso überflüssig ist es, über die Schlagzeugproduktion zu spekulieren. Die letzten Alben mit Jörg Michael klangen in dieser Hinsicht im Endeffekt ebenso undynamisch und eintönig. Somit ist es egal, ob die Drums programmiert oder nachträglich getriggert und quantisiert wurden. In diesem Fall – wie auch im Allgemeinen – sollte man sich Resilient nicht durch unrealistische Erwartungen oder Hoffnungen verderben. Es wäre schade drum.

Veröffentlichungstermin: 04.10.2013

Spielzeit: 51:03 Min.

Line-Up:
Rock`n`Rolf: Gesang, Gitarre, Bass
Peter Jordan: Gitarre

Produziert von Rock`n`Rolf
Label: Steamhammer/SPV

Homepage: http://www.running-wild.net

Tracklist:
1. Soldier Of Fortune
2. Resilient
3. Adventure Highway
4. The Drift
5. Desert Rose
6. Fireheart
7. Run Riot
8. Down To The Wire
9. Crystal Gold
10. Bloody Island

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