ROTTING CHRIST: Kata Ton Daimona Eaftou

Ein Gegengewicht zur griechischen Depression: ROTTING CHRIST haben ein selbstbewusstes Album geschaffen.

Vielleicht gerade weil ihr Land momentan von Armut geprägt ist von Schulden, Arbeitslosigkeit, Unterdrückung der Linken und so weiter, versuchen sich ROTTING CHRIST mit ihrem sage und schreibe elften Album wieder ein wenig näher dem zuzuwenden, für das dieses Land ursprünglich stand. Den Gebrüdern Tholis geht es mehr darum, Musik mit Hirn und Herz zu bieten, als sich von der bedrückenden griechischen Gegenwart herunter ziehen zu lassen. Der Titel Kata Ton Daimona Eaftou, was bedeutet True to his own spirit oder Do What Thou Wilt, kommt nicht von ungefähr. Schön, dass sich ROTTING CHRIST also ihrer Stärken bewusst sind, weshalb Kata Ton Daimona Eaytoy ein abermals souveränes und sicherlich typisches Album ist. Sehr ausgewogene, durchaus stilvolle Songs mit hervorragenden Riffs, mitreißenden Melodien, mythisch anmutender Gesangsarbeit und einer breiten Palette an genrefremden Ideen bietet das Album und vermeidet mit Leichtigkeit ein Abdriften in kitschige Regionen.

ROTTING CHRIST haben schon auf Aealo den Willen gezeigt, orientalische Momente in die Musik einfließen zu lassen – der größte Schwachpunkt an dem damaligen Album, da diese Elemente zu aufgesetzt wirkten. Nun gibt es Chöre, die fast nach NILE klingen, Harmonien, die ein arabisches Flair ausstrahlen, beinahe orchestrale Momente, die aber großen Pomp vermeiden. Dennoch ist es überraschend, dass ROTTING CHRIST Kata Ton Daimona Eaftou nur mit einer Duobesetzung, plus ein paar Gäste natürlich, realisiert haben. Aus der üblichen, sogenannten Dark Metal-Basis in Verbindung mit songwriterischer Reife, genügend Selbstbewusstsein entstehen tiefe, leidenschaftliche Songs wie In Yumen – Xibalba, die Omen-Verneigung Grandis Spiritus Diavolos, Kata Ton Daimona Eaftu Русалка und das wunderbare Ahura Mazda-Aŋra Mainiuu. Ein paar Längen haben sich dennoch nicht vermeiden lassen: Cine Iubeste Si Lasa klingt wie ein zu langes Interlude, Χ Ξ Σ kommt nur sehr langsam in Fahrt, steigert sich zum Schluss aber dennoch ordentlich.

Kata Ton Daimona Eaftou ist kein wirklich komplexes Album, keines, das überfordert, es ist elegisch, stilvoll und ist trotz seiner ausladenden Momente, der Chöre und den epischen Elementen recht simpel, es ist mal ein wenig schneller, dann wieder etwas langsamer, insgesamt aber sehr ausgewogen. Es gibt zwar keine großen Überraschungen auf diesem knapp einstündigen Werk, aber dennoch Momente, die man so nicht unbedingt erwarten würde. Die Tholis-Brüder sind ein eingespieltes Team, auch nach fünfundzwanzig Jahren sind ROTTING CHRIST kein Schatten ihrer selbst, sie zeigen wie man sich selbst treu sein kann und sich dennoch jedes Mal neu definiert und das mit recht untypischem Understatement unterstreicht. Wer ROTTING CHRIST liebt und sich darüber bewusst ist, dass ihre wilde Phase endgültig vorbei ist, wer das Vorgängeralbum schon mochte und sich davon eine Weiterentwicklung erhofft hat, wird nicht enttäuscht sein.

Veröffentlichungstermin: 1. März 2013

Spielzeit: 55:53 Min.

Line-Up:
Sakis Tolis – Vocals, Guitars, Bass
Themis Tolis – Drums

Label: Season Of Mist

Homepage: www.rotting-christ.com

Mehr im Netz: www.facebook.com/pages/Rotting-Christ/290468585669

Tracklist:
1. In Yumen – Xibalba
2. P´unchaw kachun – Tuta kachun
3. Grandis Spiritus Diavolos
4. Kata Ton Daimona Eaftou
5. Cine iubeşte şi lasă
6. Iwa Voodoo
7. Gilgameš
8. Русалка
9. Ahura Mazdā-Aŋra Mainiuu
10. Χ Ξ Σ
11. Welcome To Hel (Bonus Track)

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