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RORCAL: Vilagvege

Die Hölle, das bist du selbst. Und RORCAL zeigen mit ihrer bitterbösen Mischung aus Sludge und Black Metal einen Weg in das Herz dieses Ortes.

Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein, schrieb Friedrich Nietzsche in Jenseits von Gut und Böse. Soweit nichts Neues. Das erleben wir jeden Tag aufs Neue, vor allem wenn die Kälte von draußen in die Knochen kriecht und wir mit Hiobsbotschaften bombardiert werden. Ebenfalls nichts Neues. Und natürlich, diese Spirale aus (akustischer) Gewalt und Bestialität, sie dreht sich an solchen Tagen besonders schnell und kommt besonders langsam zum Stehen. Da kommen RORCAL gerade recht. Sie schließen den neunten Kreis der Hölle. Und dieser Ort, das bist du selbst. Die Hölle, das ist, wo wir gerade sind, wo wir immer waren, wo wir immer sein werden. Ob Vilagvege der Abschluss der Spirale aus Finsternis ist, sei dahingestellt. Sicher ist hingegen, dass es in letzter Zeit kein konsequent boshafteres Album zu hören gab.

RORCAL verlassen den Pfad des Langsamen und suchen nun ihr Seelenheil im Black Metal, allerdings in der Form, die auch von CELESTE zelebriert wird. Die Sludge-Wurzeln der Band sind stets präsent, Vilagvege mit seinen acht monströsen Stücken beginnt beinahe ruhig und langsam, wird nach dem minimalistischen Intro von einem knapp zehnminütigen Doom-Monstrum abgelöst, um danach schier zu explodieren. Die neue Ausrichtung zwischen CELESTE und WATAIN ist wenig überraschend, zumindest wenn du RORCALs Beitrag auf der letzten FALLING DOWN COMPILATION kennst, da war schon das sehr brutale und konsequente Stück V zu hören. Vilagvege als Ganzes fassen zu können, ist aber beinahe unmöglich. RORCAL türmen Riffs auf, hauen Blast Beats raus, die zusammen mit dem wuchtigen Gitarrensound beinahe keine Transparenz kennen lassen. Die Lücken im Bauchbereich werden durch den Bass zugekleistert, darüber wird Geschrien wie am Spieß.

Diese Höllenvision ist mit knapp fünfundvierzig Minuten, verglichen mit dem restlichen Schaffen von RORCAL, erstaunlich kurz ausgefallen. Und doch kann sich die Musik gut entfalten und laugt den Hörer erbarmungslos aus. Wenn Vilagvege wieder langsam, schleppend und doomig mit VIII endet, gleicht das einem finalen Fatality Move. RORCAL haben ihren Blick erweitert, komprimieren ihre Musik, die Seele wird nach jedem Konsum wieder ein bisschen Schwärzer. Auch wenn dieses Chaos sich nicht wirklich festigen will, auch wenn es deutliche Überwindung braucht, Vilagvege überhaupt laufen zu lassen, diese Vorstellung RORCALs ist beeindruckend. Heliogabalus war seinerzeit das vielleicht bessere Album, aber mit Vilagvege boxen sich RORCAL aus ihrer Sackgasse heraus, auch wenn das alles andere als geschmeidig abläuft. Immerhin, hier und dort blitzen wieder kleine Riffs auf, die an IMMORTAL oder WOLVES IN THE THRONE ROOM erinnern und mit so viel Charme gespielt werden, dass wir wieder auf den Boden der Tatsachen geholt werden und ein feistes Grinsen zu erkennen glauben.

Aber das war es auch schon mit der Freundlichkeit. RORCAL sind ansonsten geradezu bestialisch, erbarmungslos und sorgen für eine zähflüssige Finsternis, die dick wie der Morast in einem Moor ist und die dich ebenso runter zieht. Wenn du da lebend herauskommst, kannst du froh sein. Vilagvege gibt es jedenfalls in streng limitierter Vinylauflage und als Gratisdownload. Konsultiere hierfür bitte den Shop der Bandhomepage, beziehungsweise RORCALs Bandcamp-Seite.

Veröffentlichungstermin: 1. März 2013

Spielzeit: 43:37 Min.

Line-Up:
Yonni
Bruno
Diogo
JP
Ron
Label: Cal Of Ror Records

Homepage: http://www.rorcal.com

Mehr im Netz: http://rorcal.bandcamp.com/

Tracklist:
1. I
2. D
3. II
4. V
5. IV
6. VII
7. VI
8. VIII

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