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ROGER GLOVER: If Life Was Easy

Ein schönes, persönliches Album, bluesig, groovig, kuschelig – aber eher für die Ü-30er+-Generation.

Wenn man mit einer Band wie DEEP PURPLE in den 70ern ein ganzes Musikgenre entscheidend mitgeprägt hat, und mit dieser Band auch heute noch den jungen Wilden zeigt, wie man ordentlich rockt, dann hat man viel zu erzählen. So auch Basser ROGER GLOVER, der unregelmäßig immer mal wieder ein Soloalbum heraus bringt. Unterstützt wird er wieder von seiner Begleitband GUILTY PARTY, hier wie auf dem 2002er Vorgänger Snapshot wieder mit Randall Bramblett, Joe Bonadio, Joe Mennonna, Nick Moroch und einigen Gästen. Dabei lebt er nicht nur seinen bunten Musikgeschmack aus, sondern erzählt uns auch ganz privat von guten und schlechten Zeiten, die man als reifer Mann halt so erlebt. Allein dass es hier so persönlich zugeht, macht den Mann sympathisch. Statt extravagantem Rockstar-Gehabe gibt es hier den Mann von Nebenan.

So bringt er gleich mal entspannt groovend den Sommer in Haus und Herz, obwohl sich der ja gerade vom Acker gemacht hat. Allein der Opener reicht schon, um den Tag eine Ecke entspannter zu machen, der relaxte Reggae-Beat entlockt einem sofort ein cooles Yeah, nicht nur wegen der charmanten Backing-Vocals von Töchterchen GILLIAN GLOVER (BEAT:ROOT). Wenn die in London lebende Frau beim soulig-bluesigen Moonlight, dem sentimentalen Set Your Imagination Free, wo ein wenig Gillian´s Verbindung zu Ägypten durchzuklingen scheint, oder dem schmutzigen Blues Get Away mit reichlich Getröte das Mikro für sich allein hat – wow, was für eine schöne Stimme. Da muss Papa GLOVER echt aufpassen, dass sie dem beim smooth swingenden Stand Together singenden Kollegen Randall Bramblett nicht allein mit sexy Backings die Show stiehlt. Der hat allerdings ebenfalls eine coole, rauchige Stimme. Ebenfalls überrascht ist man beim doch recht rockigen The Dream I Had von den Vocals von Dan McCafferty und Pete Agnew aus dem Hause NAZARETH, welche ROGER GLOVER neben zahlreichen anderen Acts bereits als Produzent unterstützt hat. Überraschend, weil die Stimme von Frontmann McCafferty so jung und knackig klingt wie lange nicht mehr. Ebenfalls gibt es Vocals von Multikulti-Musiker Sahaj Ticotin und von Mickey Lee Soule, u.a. Pianist von ELF, bekanntlich die früh-70er-Band mit RONNIE JAMES DIO, DAVID FEINSTEIN und Drummer Gary Driscoll. Mickey Lee Soule passt zum Feeling des Songs The Ghost Of Your Smile, seine Stimme klingt wie eine Mischung aus LEONARD COHEN und einem alten MARK KNOPFLER, denn auch der Song hat nicht nur durch die Gitarren einen DIRE STRAITS-Touch. Auch Walther Galley hat diesen dunklen, melancholischen LEONARD COHEN-Touch im ebenfalls melancholischen When The Day Is Done. Und dann ist da noch der Hausherr selbst, der mit seiner ungekünstelten, tieferen Stimme überzeugt. Je nach Songs hat auch er eine Prise MARK KNOPFLER in der Stimme, mal erinnert er etwas an GORDON LIGHTFOOT, auch mal an FRANK ZAPPA, beim Titelsong an  JOHNNY CASH. Und immer, wenn diese Ähnlichkeiten passend zum Song so deutlich sind, dann schimmert auch ein schelmisches Augenzwinkern durch. So durchlebt er zumeist coole Songs, die selten mit echtem Rock zu tun haben, bluesig daher kommen, mal mit Singer/Songwriter-Touch Richtung GORDON LIGHTFOOT oder kuschelige PINK FLOYD. Beim flotten Ska The Car Won´t Start muss man einfach loslachen, beim verträumten Staring Into Stars lauscht man schunkelnd und der Blick geht aus dem Fenster zum Sternenhimmel. Auch den Texten hört man gern zu, wie einem alten, vertrauten Freund.

Die Ü-30-Generation, oder gern auch älter, wird sich hier in dieser bunten Mischung wohl fühlen. Alles wirkt zeitlos, Experimente gibt es keine, dafür viel Persönlichkeit von ROGER GLOVER, wirklich gute Mitmusiker, gefällige Songs, die immer mit ordentlich Groove und Atmosphäre daher kommen, echt und ehrlich klingen, Großteils am jungen Publikum aber vorbeiziehen werden. Aber für die hat ROGER GLOVER sein Soloalbum sicher nicht gemacht. Wer mit den genannten Namen vertraut ist, der sollte unbedingt mal rein hören oder kann gern gleich zugreifen, mir macht If Life Was Easy jedenfalls riesig Spaß. Abzüge in der B-Note gibt es nur für den blöden, stetig widerkehrenden Ton in Welcome To The Moon, der durchaus was von meinem Handy-Klingelton hat. Da ich das Album seit Tagen beim Renovieren höre, hieß es anfangs immer runter von der Leiter, ran ans Handy – nichts. Hat ´ne Weile und einige Laufereien gedauert, bis ich den Übeltäter entlarvt hatte: ROGER GLOVER! Zur Strafe für den Papa werde ich mir gleich mal das Red Shoes-Album vom Töchterchen Gillian besorgen.

Veröffentlichungstermin: 08.07.2011

Spielzeit: 54:36 Min.

Line-Up:
Roger Glover – Vocals, Bass, Godin Fretless Bass, Guitar, Keyboards, Harmonica, Baglama, Percussion, Piano, Synthesizer, Strings, Tin–Tone-Guitars, Programming
Randall Bramblett – Vocals, Keyboards, Piano, Saxophone
Gillian Glover – Vocals
Joe Bonadio – Drums, Percussion, Electric Drill
Oz Noy – Guitars, Slide Guitar, Sita
Nicky Moroch – Guitar
Harvey Jones – Synthesizers
Eliot Denenberg – Drums, Guitar Atmosphere
Don Airey – Pianet
Sim Jones – Strings
Joe Mennonna – Horns
Dan McCafferty – Vocals
Pete Agnew – Vocals
Walther Galley – Vocals
Mickey Lee Soule – Vocals
Sahaj Ticotin – Vocals

Produziert von Roger Glover und Peter Denenberg
Label: ear Music/EDEL

Homepage: http://www.rogerglover.com

Tracklist:
1. Don´t Look Now (Everything Has Changed)
2. The Dream I Had
3. Moonlight
4. The Car Won´t Start
5. Boy Of Tricks
6. If Life Was Easy
7. Stand Together
8. Welcome To The Moon
9. Set Your Imagination Free
10. When Life Get To The Bone
11. When The Day Is Done
12. Get Away (Can´t Let You)
13. Staring Into Space
14. The Ghost Of Your Smile
15. Cruel World
16. Feel Like A King

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