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RITUALS OF THE OAK: Hour Of Judgement

RITUALS OF THE OAK werden garantiert kein One Night Stand, die Australier sind motiviert und werden mit ihrem Debüt bereits einen festen Platz in der Doom-Szene finden.

Wer ebenfalls das Glück hatte, sich eines der auf 100 Kopien limitierte Demos zu sichern, der hatte keine Zweifel, was uns von dieser Band aus Sydney erwarten würde. Erst seit zwei Jahren aktiv, legen RITUALS OF THE OAK mit Hour Of Judgement ein beachtliches Debüt vor. Die beiden Demo-Songs finden sich hier auch neu eingespielt wieder.

Die AustralierInnen machen etwas, was es in der Doom-Szene immer weniger gibt – sie machen wirklich DOOM! Hier wird man nicht angebrüllt, nicht von Dröhnwänden erschlagen, hier werden beim Zuhörer die persönlichen Saiten der Melancholie in Schwingung gebracht. Ich hab schon lange keine junge Band mehr gehört, die einen so selbstverständlich und unabwendbar in eine Stimmung versinken lässt, wie sie eben nur wenige Doom-Bands hinbekommen, ohne dass es bemüht oder berechnet klingt. Die melodischen Momente von REVEREND BIZARRE, Melodielinien von frühen SOLITUDE AETURNUS, traditionellste Töne mit Anleihen an PENTAGRAM machen sich breit. Vor allem aber die Eindringlichkeit und intime Stimmung, wie sie fast nur die göttlichen WARNING verbreiteten bzw. deren Nachfolgeband 40WATT SUN nun erklingen lässt. Dass man auch immer wieder an das Kurzzeitwunder MOURN, aber auch die lauteren Töne früher THE GATHERING und oft an THE 3RD AND THE MORTAL denkt, ist unvermeidbar. Hier kommt dann auch Sabine Hamad ins Spiel. Sängerinnen sind ja leider im Doom eher selten, diese im Libanon geborene Mieze aber kann sich ohne Umwege direkt mit an die Spitze der desperate Doomwives setzen. Denn die depressive oder hier meist melancholische Stimmung der Songs bringt sie hervorragend und abwechslungsreich rüber. Ihre Gesangsmelodien erinnern an eine Mischung aus Pat Walker (WARNING), den jungen Rob Lowe (SOLITUDE AETURNUS, CANDLEMASS) und Kari Rueslåtten (THE 3RD AND THE MORTAL). Mit klarer, nicht zu hoher Stimme wickelt sie einen schnell um den kleinen Finger, zieht einen in die besungene Gefühlswelt der Songs. Schnell hat man einfach das Verlangen, sich hinzusetzen und dieser Frau zuzuhören. Wer epischen Gesang ohne Kitsch mag, der ist hier ratzfatz gefangen. Begleitet wird sie von drei Herren, die auf bedeutende musikalische Höhepunkte verzichten und den Songs selbst und den Vocals das Feld überlassen. Durchgehend mit angezogener Bremse fahrend findet man auch hier endlich wieder mal genau das, wofür der Doom eigentlich steht. Man spielt herrlich laid back, zieht die Takte zurück, baut nicht auf brachiale Elemente oder krasse Töne, sondern auf subtile Nuancen, welche ihre Intensität anfangs eher im Verborgenen aufbauen. Shane Linfoot haut einem keine beachtlichen Riffcombos oder filigrane Leads um die Ohren, und doch sitzt jedes Riff, jede eher einfach gestrickte Gitarrenmelodie auf dem Punkt. Die Kollegen Matthew und Nathaniel grooven im Hintergrund recht entspannt und ziehen die Songs herrlich nach Hinten. Höre ich gezielt den Beiden zu, dann denke ich bildlich immer an relaxt im Eukalyptusbaum sitzende Koalas, die vom Stress der Welt unberührt und fernab von Terminen und Erwartungshaltungen locker und entspannt an ihren Lieblingsblättern knuspern.
Einen der überlangen Songs hervorzuheben fällt schwer. Jeder für sich bietet deutliche und versteckte Überraschungen, die Songs sind durchdacht, aber immer fühlbar emotional. Man fühlt sich persönlich angesprochen, versunkenes Zuhören fällt hier nicht schwer. Wenn irgendwann doch mal ein Gesangston etwas danebengeht, who cares, Sabines schönes Klangbild und die ergreifenden Gesangsmelodien lassen diese wenigen Momente sofort vergessen. Rosinenpopler könnten auch bemerken, dass die Vocals im Produktionsfeld etwas aufgesetzt klingen, lieber etwas mehr ins Gesamtbild eintauchen sollten. Aber wenn der Gesang so charmant kommt, und der Gesamtsound ebenfalls zum Ausdruck der Songs passt, dann stört auch dies nur, wenn man anfangs unbedingt nach Kritikpunkten suchen will. Zappt ein Normal-Metaller durch die Scheibe, dann ist ein das klingt ja alles gleicht so sicher wie das ekelige Vegemite-Zeug bei einem australischen Frühstück. Traditionelle Doomer hingegen wird die gleichmäßig schleppende Ausrichtung ohne störende Ausbrüche in schnellere Gefilde sofort in den Bann ziehen und für verträumte Begeisterung sorgen. Nach ein paar Durchgängen sind die überraschend wenigen Kinderkrankheiten schnell vergessen und Hour Of Judgement wird zum Dauerbrenner im Player, der einem vor allem natürlich die dunklen Abendstunden herrlich versüßen wird.

RITUALS OF THE OAK werden garantiert kein One Night Stand, die Australier sind motiviert und werden mit ihrem Debüt bereits einen festen Platz in der Doom-Szene finden. Die Freude ist jetzt schon riesengroß, was uns diese Band bieten wird, wenn sie noch mehr gewachsen ist. Hour Of Judgement wird es auch als echte Mini-Auflage als Vinyl geben, die sicher sofort vergriffen sein wird.

Veröffentlichungstermin: 27.11.2009

Spielzeit: 46:22 Min.

Line-Up:
Sabine Hamad – Vocals
Shane Linfoot – Guitars
Nathaniel Smith – Bass
Matthew Shriffer – Drums

Label: NSP/Eyes Like Snow
MySpace: http://www.myspace.com/ritualsoftheoak

Tracklist:
1. Hour Of Judgement
2. Drown The Wood In Blood
3. Standing In The House Of Suffering
4. Childgoods End
5. The Spell Of Doom

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