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REVOCATION: Existence Is Futile

Ein Großreinemachen im Thrash Metal.

Das R macht´s! Denn auch wenn sowohl EVOCATION als auch REVOCATION extremen Metal spielen, beide Bands liegen stilistisch nicht unwesentlich auseinander. REVOCATION mögen zwar auch ein wenig mit Death Metal liebäugeln, ihr RELAPSE-Debüt sprudelt aber auch vor Ideen aus anderen Metal-Genres über. Die drei Musiker aus Boston sind irre talentiert, ballern ungestüm und tight, wie ich es zuletzt vor einigen Jahren bei den Münchnern SLID gesehen haben, aber dennoch gibt es hier mehr als ultratighten Thrash Metal zu hören. Also, lass es mich so sagen, REVOCATION haben eine klare Thrash-Basis, und zwar eher bei den Damen und Herren der Bay Area. Während andere Bands dieser Kategorie seit Jahren denselben Brei aufwärmen, verschafft diese sympathische Band den Riffs der Achtziger neue Identität, führt sie mit einer unglaublichen Hingabe in Richtung des Einundzwanzigsten Jahrhunderts. Dabei werden sie unterstützt von Death Metal, ein wenig Black Metal, einer Prise Progressive Metal und einer homöopathischen Dosis Hardcore.

REVOCATION setzen sich so gekonnt zwischen die Stühle, dass sowohl Freunde von technischem Thrash Metal, Death Metaller mit Niveau und Extremisten generell, die es anspruchsvoll, aber doch irgendwie zugänglich mögen, gleichermaßen überrascht sein werden. Die Klasse von Songs wie Pestilence Reigns, Deathonomics, Brain Scramblers, Dismantle The Dictator und Leviathan Awaits lässt sich schlicht und ergreifend nicht wegdiskutieren. REVOCATION klingen hier einerseits traditionsbewusst, aber überhaupt nicht angestaubt und so frisch wie VOIVOD anno 1989 zuletzt klangen. Hier können sie alle reinhören, die Fans von EXHORDER und MUNICIPAL WASTE, von ANATA und OBSCURA. Wer es etwas langsamer mag erhält aber auch genügend Gelegenheiten, sich auszutoben, die Nummern Anthem Of The Betrayed und The Tragedy Of Modern Ages hauchen dem Album das nötige Quäntchen Abwechslungsreichtum ein.

Aber auch die IMMORTAL-Hörerschicht könnte sich vom epischen Instrumental Across Forests And Fjords angesprochen fühlen. Aber Vorsicht, vor allem wenn du Traditionalist bist. Die Übergänge zwischen den Stilistiken sind auf Existence Is Futile fließend und REVOCATION setzen alles daran in ihrem pfeilschnellem, hochintelligentem Metal mit den Erwartungen der Hörer zu spielen. So gibt es oftmals ein paar herbe Brüche in den Songs, abgewürgt wird die Aggression aber niemals. Die drei jungen Musiker rocken mit einer Freude durch die siebenundvierzig Minuten ihres Zweitwerks, dass es zwangsweise ansteckt. Dabei liefern sie eine irre Performance ab, die Riffs sind verflucht schnell und sauber, die Soli strotzen nur so vor Klasse, der Bass ist mal jazzig, mal einfach nur heavy und das Drumming ist durchgehend versiert und sauber wie ein Schweizer Uhrwerk. Nur das kehlige Geschrei hätte sich der versierten Instrumentalfraktion anpassen müssen.

Aber ich will nicht jammern: Das etwas zu sauber produzierte Existence Is Futile ist eine positive Überraschung für jemanden, der von Thrash Metal eigentlich gar nichts mehr erwartet. Anthony, David und Phil alias REVOCATION haben mit ihrem anspruchsvollen, mutigen und vor Kreativität überschäumenden Zweitwerk aber fast alles richtig gemacht und katapultieren sich frech zwischen die Elite im extremen Metal. Jetzt heißt es dran bleiben und bald noch einen drauf setzen. So lange gilt: Gib diesem frechem Album eine Chance und lass dich überzeugen.

Veröffentlichungstermin: 2. Oktober 2009

Spielzeit: 47:21 Min.

Line-Up:
David Davidson – Guitar, Vocals
Anthony Buda – Bass, Vocals
Phil Dubois-Coyne – Drums
Label: Relapse Records
MySpace: http://www.myspace.com/revocation

Tracklist:
1. Enter The Hall
2. Pestilence Reigns
3. Deathonomics
4. Existence Is Futile
5. The Brain Scramblers
6. Across Forests And Fjords
7. ReaniManiac
8. Dismantle The Dictator
9. Anthem Of The Betrayed
10. Leviathan Awaits
11. The Tragedy Of Modern Ages

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