RESOMUS: Völkermord [EP] [Eigenproduktion]

Um sich irgendwo vorne in der Rockszene zu platzieren, dazu fehlt hier und da noch was. Aber mir sind Bands weitaus lieber, die ihre Musik mit Leidenschaft, Herz und einem gewissen Kampfgeist präsentieren, als die nächsten Überflieger, die zufällig genau das perfekt machen, was die Masse gerade hören will.

Es war ja schon fast Fernsehreif, wie ein Kollege eines anderen Zines RESOMUS und sein Debüt Meine Welt plattgemacht hatte. Fernab jeder musikalischen Wertung einfach mal draufhauen, sehr professionell. Mag es daran gelegen haben, dass Bandkopf Danny Reeves (damals noch als Soloprojekt) dunkelhäutig ist, oder hat der Schreiberling einfach wen gebraucht, um seine eigene Unzufriedenheit mal raus zulassen, wir werden es wohl nie erfahren. Mittlerweile ist aus RESOMUS eine richtige Band geworden, und solch negative Erfahrungen kann man wunderbar nutzen, um noch lauter Weiterzurocken. Und das machen die Jungs auf der aktuellen EP Völkermord.

Dass da noch eine gewisse Wut am Brodeln ist, das hört man sofort. Rockifiziert ist kein kitschiger Partysong, wie der Titel erwarten lässt, hier geht es um Frust und ein beherztes ich mach weiter, was ich will, egal was ihr davon haltet. Ein gradliniger Rocker, passend zur Einstellung der Band. Ein leicht punkiges Labyrinth, beim hart groovenden Titelsong packt man mit einem Hauch Ironie ein böööse gerolltes RAMMSTEIN-RRRR aus, das fröhliche Ohooohohoo zu Mitsingen für TOTE HOSEN-Fans passt da nicht so recht rein. Missbrauch in Spiegel der Seele, mit Einer von Euch ein gestreckter Mittelfinger Richtung Menschen, die andere verurteilen, ohne sie zu kennen – siehe oben – und ein fast metallischer Rausschmeißer, viel zu meckern gibt es nicht. Der Sound ist eher hausgemacht, etwas kratzig und der Gesang etwas zu weit vorn. Damit kann man leben, auch weil die Texte Aussage haben. Daran hat sich zum Debüt nichts geändert, feingeistige Wortspielereien findet man hier nicht, Bandkopf Danny Reeves pöbelt seine Wut über Rassismus, Missstände und die dunklen Seiten des Miteinander direkt heraus. Da passt es auch, dass er keine blütenzarte oder heroisch-metallische Superstimme hat, die Vocals klingen nach dem, was er uns zu sagen hat. Musikalisch hat man sich ganz klar weiterentwickelt, eine richtige Band im Rücken tut hörbar gut. Auch hier gibt es keine Glanzleistungen, aber durchgehend solide Hausmannskost, deftig und saftig präsentiert. Harter Rock, immer mal an der Metal-Kante kratzend, wütende Vocals zu entsprechenden Texten fernab von Liebe, Sonnenschein oder gar mehr oder weniger versteckte Vaterlandsbesessenheit, RESOMUS fahren stur ihr eigenes Ding, vorbei an allen Deutschrock-Trends, und das ist genau so richtig. Eine ehrliche Band, die garantiert keine Charts knacken wird oder die Rockszene revolutionieren wird. Aber wollen sie das?

Um sich irgendwo vorne in der Rockszene zu platzieren, dazu fehlt hier und da noch was. Aber mir sind Bands weitaus lieber, die ihre Musik mit Leidenschaft, Herz und einem gewissen Kampfgeist präsentieren, als die nächsten Überflieger, die zufällig genau das perfekt machen, was die Masse gerade hören will. RESOMUS ist definitiv nicht the next big thing, aber sie werden besser, wer weiß, was da noch so kommt.

Veröffentlichungstermin: Dezember 2012

Spielzeit: 22:08 Min.

Line-Up:
Danny Reeves – Gesang, Bass
Joshua Scherer – Gitarre
Philipp Theisen – Gitarre
Johannes Fettes – Schlagzeug

Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.resomus.de

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/pages/Resomus/172401417458

Tracklist:
1. Rockifiziert
2. Das Labyrinth
3. Völkermord
4. Spiegel der Seele
5. Einer von Euch
6. EinRaster

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