PRISTINE: Reboot [Eigenproduktion]

PRISTINE liegen einerseits voll im Retro-Trend, sind aber eigen und offen genug, dass man der Band ihre Musik abnimmt.

Castingshows sind ja nicht wirklich aussagekräftig, oder könnt Ihr euch an die ganzen Gewinner, geschweige denn sonstigen Teilnehmern der zahlreichen Formate erinnern? Passend wird auch die Teilnahme von Heidi Solheim bei der norwegischen Ausgabe von IDOL 2003 oder 2013 bei THE VOICE nicht zu groß nach vorn geschoben. Das wäre auch absolut unnötig, die Frau aus Tromsø im hohen Norden Norwegens zeigt sich lieber als echte Vollblutmusikerin, sowohl solo als auch als Frontfrau, Songschreiberin und Texterin bei ihrer Band PRISTINE. Mit der Band DINOSAURUS gibt es sogar Rockmusik für Kids, zudem hat sie mit zahlreichen angesagten Musikern der Norwegischen Szene zusammengearbeitet. Mit ihrer Band PRISTINE und deren dritten Album Reboot will die Frau nun auch außerhalb ihrer Heimat durchstarten, und das ist gut so!

 

Verkauft wird uns Blues-Rock der härteren Gangart, was dieser bunten Mischung definitiv nicht gerecht wird, die Band überzeugt mit einer bunten Zusammenstellung. Rückblickend auf ältere Songs waren PRISTINE klar dem Blues zuzuordnen, heute lassen sie aber eher die Rockband raus und zeigen eine starke Neigung zu psychedelischen Klängen. So gibt es zum Auftakt aber mit Derek tatsächlich gleich mal einen knackigen Bluesrocker, verziert mit passender Harmonica, angenehm Retro, aber nicht altbacken, dazu eine Bridge, bei der ich immer wieder an die großartigen Wilson-Sisters von HEART denken muss. All Of My Love und auch Bootie Call drücken rasant nach vorn, natürlich wurde und wird auch in Norwegen viel LED ZEPPELIN, THE WHO oder GRAND FUNK RAILROAD gehört. Sie rahmen eins der Highlights ein, All I Want Is You ist eine sphärische Ballade, die Herren Musiker lassen ganz klar durchklingen, dass sie nicht nur Deko sind. Die Chefin selbst überzeugt mit tollem Gesang, der auf dem ganzen Album sehr facettenreich ist. Mal klingt sie bluesy, mal hippiesk, auch mal rotzig dreckig, aber auch jugendlich frisch und unschuldig verträumt. Zur Mitte des Albums gibt es einen deutlichen Ruck Richtung Psychedelic-Rock wie beim Titelsong, beim FLOYDigen The Middlemen denkt man auch mal an die Nachbarn von AIRBAG. Hier hält sich Frau Solheim zugunsten ihrer Kollegen deutlich zurück, die zeichnen eine buntschillernde Klanglandschaft, die Chefin zieht einen später mit betörendem Gesang tief in den Song, klasse! Beim zappeligen California wird deutlich, dass ihre helle Stimme auch mal recht fordernd sein kann, Tinitusalarm, sie kann das, aber weniger wäre mehr gewesen. Louis Lane, wer widmet schon dem Herzblatt von Superman einen Song, kommt erstmal bluesig angekuschelt, explodiert dann wir vorher bereits All I Want Is You mit wabbernden Orgeln, URIAH HEEP und DEEP PURPLE lassen grüßen. Der traditionelle Blues Don´t Save My Soul bleibt was er ist, die Chefin packt ordentlich Sexappeal rein, man weiß nicht, ob man eher an JANIS JOPLIN oder ALANNAH MYLES denken soll. The Lemon Waltz geleitet uns ruhig aus dem Album, Heidi Solheim lädt uns nochmal ein, genauer hinzuhören. Eine wirklich starke Stimme, die ebenso starke Musiker hinter sich weiß.

Deshalb hat man sich auch gleich entschieden, das Album nahezu live einzuspielen, und das hört man. Alles klingt echt, harmonisch, vertraut und nimmt den Zuhörer bei der Hand. Auch die Songs sind stimmig, das Album bietet Abwechslung, wenn PRISTINE alles richtig machen, dürfte da noch einiges passieren. Zumal man weitaus breiter gefächert ist als die modernen Retro-Bands und auch mal große Melodien aus dem 80er Melodic/Hair-Rock einfließen lässt. Wenn man dann noch als Boss eine Frontfrau hat, die nicht betont auf Rocklady oder Hippiemieze macht, sondern geerdet, sympathisch und echt rüber kommt und auch die Mitmusiker eher dem Typ netter Kumpel von Nebenan entsprechen und nicht dem ultrahippen, megacooler Freak vieler Bands entspricht, dann hat man neben der guten Musik auch noch den mag ich-Stempel für sich.

PRISTINE liegen einerseits voll im Retro-Trend, sind aber eigen und offen genug, dass man der Band ihre Musik abnimmt. Egal ob nun Fans aktuellerer Acts wie BLUES PILLS oder auch MARTINA EDOFF, oder eben für die reiferen Rocker ALANNAH MYLES oder frühe HEART, oder wer auf knackigen Blues-Rock oder eben trendigen Retro-Rock steht, alle werden sich bei PRISTINE zuhause fühlen. Wer sich hier widerfindet, der sollte Reboot unbedingt antesten oder kann gleich zuschlagen.

Veröffentlichungstermin: 22.01.2016

Spielzeit: 45:17 Min.

Line-Up:
Heidi Solheim – Vocals
Espen Elverum Jakobsen – Guitars, Percussion, Grand Piano, Synth, Pianet
Benjamin Mørk – Hammond Organ, Keyboard, Farfisa, Grand Piano
Åsmund Wilter Kildal – Bass
Kim Karlsen – Drums, Percussion

weitere Musiker:
Anders Oskal – Hammond Organ, Grand Piano, Pianet
Knut Reiersrud – Harmonica
Ketil Vestrum Einarsen – Flute

Label: Pristine Music Production/Eigenproduktion

Homepage: http://www.pristinemusicproduction.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Pristineband

Tracklist:
1. Derek
2. All Of My Love
3. All I Want Is You
4. Bootie Call
5. Reboot
6. The Middlemen
7. California
8. Louis Lane
9. Don´t Save My Soul
10. The Lemon Waltz

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner