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PRETTY MAIDS: Wake Up To The Real World

Die Dänen sind zurück und zwar mit einem aggressiven Silberling, wodurch die zurückliegenden, frustrierendsten 4 Jahre der Bandhistorie musikalisch verarbeitet werden.

Vier lange, für die Band unvorhersehbar schwierige Jahre gingen ins Land, bis man mit Wake Up To The Real World den Nachfolger des für PRETTY MAIDS-Verhältnisse eher durchschnittlichen Werks Planet Panic präsentieren konnte und der Titel der neuen Scheibe passt eben für diese letzten vier Jahre wie die Faust auf´s Auge. Zuerst musste die Band Insolvenz anmelden (sogar die eigene Homepage konnte nicht mehr bezahlt werden), dann folgten gesundheitliche Probleme bei Ken Hammer (Embolie im Herz) und zu guter Letzt warf auch noch der langjährige Drummer Michael Fast das Handtuch. Für die wackeren Dänen aber kein Grund die Segel zu streichen und nachdem man mit Allan Tschicaja (ex-ROYAL HUNT, ex-KINGDOM COME) einen neuen Drummer ins Boot geholt hatte, standen alle Zeichen wieder auf Sturm.
Augenscheinlich ist, dass der neue Output im Gesamtbild fast durchgehend aggressiv und düster wirkt und somit wohl auch als Verarbeitung der jüngsten Geschehnisse zu betrachten ist. Ob das Stück nun eher gemächlich durch die Gehörgänge wandert, wie das mit modernern Industrialsounds versehene und am ehesten an Planet Panic erinnernde I am the end oder doch im Schnellzugtempo, wie z.B. das knackige Brave young new breed oder das wütende Why die for a lie, die jetzt erst recht-Mentalität ist merklich hörbar und spürbar. Auch im langsameren Rocker Another shot of your love oder in den für die Formation obligatorischen Balladen, dem semi-akustischen As guilty as you und Where true beauty lies, die schlicht melancholischer und bedrückender wirken als ihre Vorgänger, ist eine gewisse Verbissenheit nicht zu überhören. Auch die übrigen Titel, das flotte All in the name of love, das heftige Terminal violence und das gut aber unspektakulär dargebotene DEEP PURPLE-Cover Perfect strangers schlagen in dieselbe Kerbe. Einzig der imposante Midtempostampfer Such a rush lässt erahnen, was den PRETTY MAIDS im Jahre 2006 auf Wake Up To The Real World fehlt: eine Hymne à la Rodeo, Wouldn´t miss you oder Hell on high heels, die Ohrwurmcharakter besitzt und sich unweigerlich in den Gehörgängen festsetzt, denn dafür stehen die Dänen ebenso, wie für tolle Balladen und High-Speed Granaten.
Aufgrund des schwierigen Vorlaufs ist Wake Up To The Real World allerdings eher als eigenständiger Neuanfang, denn als Weiterführung von Planet Panic zu bewerten und wie heißt es so schön: Aller Anfang ist schwer, was in diesem Fall auch auf die PRETTY MAIDS zutrifft. Bleibt nur zu hoffen, dass die Band von weiteren, schweren Schicksalsschlägen verschont bleibt und sie somit auch wieder allen Grund dazu hat, mehr positives Liedgut zu produzieren, denn, dass Ken Hammer und Ronnie Atkins ausgezeichnete Songwriter sind, ist absolut unbestritten und wird auch durch das neue Album unterstrichen. Es mangelt lediglich ein bisschen an Stimmungsvielfalt. Trotzdem ist Wake Up To The Real World ein Comeback, das durchaus Lust auf mehr macht und keinen altgediegenen Fan enttäuschen sollte.
Schlussendlich muss aber noch kurz eine eher unscheinbare, aber dennoch interessante Kleinigkeit erwähnt werden. Das Bandfoto auf der äußeren Papphülle von Wake Up To The Real World stammt aus dem Jahre 2002 und zierte damals schon die Rückseite von Planet Panic. Wie kann das sein? Vor allem dann, wenn es im Line-Up Veränderungen gab. Hatte man in den letzten Monaten keine Möglichkeit, ein aktuelles Foto von der Band zu schießen? Schlichtweg irgendwie bezeichnend für die letzten vier chaotischen Jahre der Bandhistorie, aber wohl eher eine Schlamperei der Plattenfirma. Dennoch kann das Motto weiterhin nur lauten: We are red, we are white, we are danish dynamite! Und vielleicht kann die Band auf der Welle des derzeit in Dänemark anhaltenden Metal-Booms ein Stück weit mitschwimmen.

Veröffentlichungstermin: 10.11.2006

Spielzeit: 45:17 Min.

Line-Up:
Gesang: Ronnie Atkins
Gitarre: Ken Hammer
Bass: Ken Jackson
Schlagzeug: Allan Tschicaja

Produziert von den Pretty Maids
Label: Frontiers Records

Homepage: http://www.prettymaids.dk (immer noch Stand Ende 2003/Anfang 2004)

Tracklist:
1.Wake up to the real world
2.All in the name of love
3.I am the end
4.As guilty as you
5.Why die for a lie
6.Such a rush
7.Where true beauty lies
8.Brave young new breed
9.Terminal violence
10.Perfect strangers
11.Another shot of your love

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