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PLANET X: Universe

Derek Sherinian: der erste wahre "Poser" des Progressive Metals? Nun, zumindest bietet PROJEKT X, die Band des ehemaligen DREAM THEATER-Keyboarders musikalisch nicht viel mehr als heiße Luft, zwar verpackt in technisch imposante Spielereien, aber dennoch belanglos. Form vor Inhalt. Selbsdarstellung vor Substanz. Sonnebrille rules!

Ob PLATYPUS, TRANSATLANTIC CHROMA KEY, GORDIAN KNOT oder das LIQUID TENSION PROJECT: Bislang schien das Mitwirken eines Musikers aus dem Umfeld der Prog-Metal-Koryphäen DREAM THEATER stets Garant für hochanspruchsvolle, gleichsam qualitativ herausragende Bandprojekte zu sein. Doch einer tanzte im Traumtheater schon immer ein wenig aus der Reihe: ex-Keyboarder Derek Sherinian, dessen Engagement denn auch im Jahre 1999 ein jähes Ende fand. Sein exaltiertes Bühnengebaren, und da waren sich Fans, Band und Presse ausnahmsweise einig, passte schlicht und einfach nicht zu einer Band wie DREAM THEATER, in der die Musik seit jeher einen weit wichtigeren Stellenwert einnahm als die Show. Technische Klasse hin, spielerische Begabung her, der Mann war fehl am Platze und wurde konsequenterweise durch Jordan Rudess ersetzt.

Doch Sherinian wäre nicht Sherinian, hätten ihn seine Rockstar-Ambitionen nicht rasch wieder ins Studio getrieben, um der Welt weiterhin sein Können an den Keyboards zu beweisen. Resultat: ein Instrumental-Album namens “Planet X”, das vor allem an halbgarem Songwriting kränkelte. Dennoch ward es zum Grundstein eines Musikertriumvirates namens – man beachte die ausgklügelte Namensgebung – PLANET X. Neben Sherinian bemühen sich noch der “Planet X”-erprobte Drummer Virgil Donati und Tony MacAlpine (Überbleibsel der Shrapnel-Gitarrenhelden-Ära der 80er Jahre), den Hörer mit technischen Kabinettstückchen zu erfreuen. Um es vorweg zu nehmen: Es bleibt beim Versuch.

Auf “Universe” dominiert die Form den Inhalt

Denn einmal mehr dominiert die Form den Inhalt, erneut scheinen rasante Tonfolgen, rasche Tempowechsel und imposante technische Protzereien den Mangel an songwriterischer Substanz kaschieren zu wollen. “All of us are composers”, erdreistet sich MacAlpine da zu behaupten. So? Seid Ihr? Warum nur mag dann kaum ein Song im mittlerweile nur mehr mäßig innovativen Spannungsfeld zwischen Jazz, Prog- und Hard Rock eine eigene Identität entfalten? “King’s Universe” ist einer der wenigen, “Chocolate” ein weiterer. Vielleicht noch “2116”. Und dann? Bleibt nur noch musikalisches Blendwerk.

Hochgeschwindigkeitsphrasen, derer sich DREAM THEATER selbst bei Verwendung als Bühnenimprovovisation schämen würden. Innovationen? Mut zu Experimenten? Fehlanzeige. Emotionale Tiefe? Zwingende Melodieführung? Gibt’s nicht. DAS soll das Album sein, von dem Donati behauptet, es präsentiere “emotions and moods people have not felt before when listening to music”? Als sei heiße Luft eine musikalische Revolution und interessierte Langeweile etwas Neues.

Mastermind Derek Sherinian etabliert sich als der erste ultimate Poser des Prog Metal

“This band is the ultimate combination of musical virtuosity and rock’n’roll pomposity”, gibt Sherinian zu Protokoll und etabliert sich damit zumindest als eines: als der erste ultimative Poser des Progressive Metal. “With the new millenium it’s time for heroes, and we look forward to rising to the top of our genre.”, proklamiert er, und ich seh’ ihn schon – oh Graus! – grinsend und mit Sonnenbrille und Glitzerhemd bewaffnet auf der Bühne stehen, ebenso technisch perfekt wie uninspiriert die Tasten malträtieren, sich an seinem unwiderstehlichen Charme erfreuen und im Jubel der Masse baden. So sie denn kommen wird…

Spielzeit: 56:16 Min.

Line-Up:

Derek Sherinian – keyboards & sunglasses
Tony MacAlpine – guitars
Virgil Donati – drums

Produziert von Planet X
Label: InsideOut

Homepage: http://www.xplanetx.com

PLANET X “Universe” Tracklist

  1. Clonus
  2. Her Animal
  3. Dog Boots
  4. Bitch
  5. King Of The Universe
  6. Inside Black
  7. Warfinger
  8. Chocolate
  9. Europa
  10. Pods Of Trance
  11. 2116
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