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PLANET X: Quantum

Das hohe Spielniveau ist kurzzeitig eine faszinierende Angelegenheit. Konzentriert man sich aber auf den atmosphärischen Gehalt der Musik, klingt sie ungemein sperrig. Ihr fehlt schlichtweg der Charakter, mit dem man sich anfreunden (oder auch anfeinden) könnte.

Ein wunderschönes Liebesgedicht – nur leider in einer exotischen Sprache; eine bahnbrechende physikalische Entdeckung mit Nobelpreis-Potenzial – nur leider versteht man als Laie nur Bahnhof; ein Bauwerk, dessen innovatives Design gestandenen Architekten den Atem raubt – nur leider kann man darin weder wohnen, noch arbeiten: Quantum ist je nach Perspektive entweder eine große Herausforderung oder eine Belästigung. Ein laues Gefühlsgemisch aus Verwirrung (ob der wirren Harmonien), Neid (ob der spieltechnischen Fähigkeiten), Langeweile (ob dem Mangel an Dynamik) und Neugier (ob der Motivation für derartige Musik) beschleicht mich beim Anhören. Zugängliche Musik klingt anders. Dabei konzentrieren sich PLANET X mehr denn je auf kompakte Songstrukturen. Da die Stücke wie gewohnt komplett instrumental gehalten wurden, bleiben konventionelle Schemata jedoch außen vor. Scheinbar simple Läufe und Rhythmen mutieren im weiteren Verlauf meistens in verspielte Melodiepuzzle bzw. verschachtelte Mehrebenenkonstruktionen. Häufig versuchen PLANET X die technischen Aspekte der Musik zu kaschieren, was natürlich selten gelingt. Schließlich ist der spielerische Anspruch das einzige Alleinstellungsmerkmal der zum Duo geschrumpften Gruppe. Es gibt Raum für Improvisationen, wenngleich diese nie aus dem Rahmen fallen. Die Gastmusiker Brett Garsed, Allan Holdsworth (beide Gitarre), Jimmy Johnson und Rufus Philpot (beide Bass) setzen keine besonderen Akzente, sondern passen sich chamäleonartig an die Klangwelt des zehnten Planeten an.

Für Dauer von zwei, drei Stücken (und auch live) ist das hohe Spielniveau eine faszinierende Angelegenheit. Konzentriert man sich aber auf den atmosphärischen Gehalt der Musik, wenn man beispielsweise gerade mal nur mit einem Ohr zuhört, klingt Quantum ungemein sperrig. Wie schon den Vorgängeralben fehlt der CD schlichtweg der Charakter, mit dem man sich anfreunden (oder auch anfeinden) könnte. Während eine Band wie BEHOLD… THE ARCTOPUS einen direkt anfällt, bleiben PLANET X auf Distanz und versprühen den Charme der Zimmertapete, wenn man diese morgens nach dem Aufwachen anblickt. Fans werden sicher die gediegenen Muster schätzen. Eine musikalische Revolution sucht man als durchschnittlicher Progmetal-Fan dagegen vergeblich.

Veröffentlichungstermin: 18.05.2007

Spielzeit: 50:50 Min.

Line-Up:
Derek Sherinian: Keyboards
Virgil Donati: Schlagzeug
Label: Inside Out

Homepage: http://www.xplanetx.com

Tracklist:
1. Alien Hip Hop
2. Desert Girl
3. Matrix Gate
4. The Thinking Stone
5. Space Foam
6. Poland
7. Snuff
8. Kingdom Of Dreams
9. Quantum Factor

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