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PER GESSLE: Party Crasher

Zwölf gewohnt kompakte Popsongs, die zwar nicht die brutalen Ohrwurmqualitäten früherer ROXETTE-Klassiker besitzen, dafür aber intimer und zeitgemäßer wirken. Die Begegnung von Gitarren und Drumloops verläuft dabei wesentlich erfolgreicher als zuletzt bei ROXETTE.

PER GESSLE kommt nicht zur Ruhe. Sein jüngstes Album nennt sich selbstbewusst Party Crasher. Es enthält zwölf gewohnt kompakte Popsongs, die zwar nicht die brutalen Ohrwurmqualitäten früherer ROXETTE-Klassiker besitzen, dafür aber intimer und zeitgemäßer wirken. Während andere Mega-Stars nach dem Überschreiten ihres kommerziellen Zenits nur noch mit kreativen Belanglosigkeiten ankommen, hat Per Gessle immer noch ein Händchen für eingängige Melodien, deren Urheber man schon nach wenigen Sekunden erkennt.

Nachdem der im Januar 50 gewordene Schwede zuletzt hauptsächlich 70er-Jahre-lastige Alben produzierte – in Deutschland erschien davon einzig das SON OF A PLUMBER-Projekt -, besteht das Fundament von Party Crasher in erster Linie aus modernen Drumloops. Erfreulicherweise klingen diese nicht so verkrampft hip wie seinerzeit auf den letzten beiden ROXETTE-Studio-Alben Have A Nice Day und Room Service. Zugleich konnte sich Gessle ein paar Rocksongs mit verzerrten Gitarren und Glitterrock-Schlagseite nicht verkneifen. Während Gut Feeling in dieser Hinsicht vielleicht etwas zu simpel gestrickt ist, zuckt bei Thai With A Twist unweigerlich das Tanzbein. Auch die erste Single-Auskopplung Silly Really kommt mit reichlich Gitarren daher, die zusammen mit dem typischen Gessle-Vers-Gesang Erinnerungen an Glanztaten wie The Look und Dangerous wachrufen.

Der eigentliche Reiz des Albums liegt aber nicht in den latenten Nostalgie-Vibes. Richtig hörenswert finde ich nämlich, wie eigentlich ganz schlimme Musiksparten der Marke R´n´B durch das typische Schweden-Flair ihren Schrecken verlieren und desöfteren sogar richtig gut tönen! Paradebeispiel hierfür ist Perfect Excuse. Die Instrumentierung kann man fast schon als nackt bezeichnen. Dazu kommt, dass der Falsettgesang in den Strophen im ersten Moment ungewohnt klingt. Doch das sind alles Äußerlichkeiten. Denn dahinter stecken Melodien und Emotionen. Die Musik ist um Welten eindringlicher als die Plastikmonotonie, mit der mir junge Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln gewöhnlich auf die Nerven gehen. Abgerundet wird das Stück durch die Eiscreme-Stimme von Teilzeitsängerin Helena Josefsson, die einen angenehmen Gegenpol zu den synthetischen Instrumenten-Klängen darstellt.

Nicht immer ist es so einfach, ein Urteil zu fällen. Stuck Here With Me und Hey, I Died And Went To Heaven wirken im ersten Moment sperrig, haben aber sicherlich ihre Reize. Schließlich hat Per Gessle ein fast unfehlbares Gespür für schlüssige Harmonien und zuckersüße Hooklines, die man in der heutigen Chartlandschaft mit der Lupe und reichlich Glück suchen muss. Das verträumte Doesn`t Make Sense, das leichte Breath Life Into Me und natürlich der schwungvolle Party Pleaser sind weitere Belege dafür, dass die Mischung aus traditionellen und modernen Popelementen durchaus gut klingen kann.

Wer lediglich die alten ROXETTE-Sachen kennt und sich generell für Pers Solo-Material interessiert, dem würde ich eher das kürzlich mit tonnenweise Bonusmaterial wiederveröffentlichte The World According To Gessle-Album ans Herz legen. Das rockt mehr und ist einfach genial. Wer jedoch hören will, wie schön die hiesige Poplandschaft klingen könnte, wenn die Leute ein bisschen mehr Geschmack hätten, möge dem Party Crasher eine wohlverdiente Chance geben.

Veröffentlichungstermin: 27.03.2009

Spielzeit: 42:46 Min.

Line-Up:
Per Gessle: Gesang, Instrumente
Helena Josefsson: Gesang
Clarence Öfwerman: Instrumente
Christoffer Lundquist: Instrumente

Produziert von Clarence Öfwerman, Christoffer Lundquist und Per Gessle
Label: EMI

Homepage: http://www.gessle.com

MySpace: http://www.myspace.com/gessle

Tracklist:
1. Silly Really
2. The Party Pleaser
3. Stuck Here With Me
4. Sing Along
5. Gut Feeling
6. Perfect Excuse
7. Breathe Life Into Me
8. Hey, I Died And Went To Heaven
9. Kissing Is The Key
10. Thai With A Twist
11. I Didn`t Mean To Turn You On
12. Doesn`t Make Sense

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