PAINTED BLACK: Cold Comfort & Winter (Storm) [Single]

Wer auf den Düster-Metal steht, der kommt an PAINTED BLACK nicht vorbei. Dann gehört "Cold Comfort" zwingend auf den Einkaufszettel.

Portugal, da denk ich erst mal an schöne Frauen und leckeren Portwein – mit Metal tut sich da aktuell eher nicht sooo viel. Klar gibt es eine kleine, durchaus aktive Szene, aber mit echten Highlights sieht es da eher mager aus. Das sollten nun PAINTED BLACK eigentlich ändern, ihr Debüt Cold Comport bringt dafür absolut alles mit. Das einzige, was fehlt, ist der Blick auf aktuell angesagte Klänge, aber eben deshalb liegen die sechs Herren zumindest bei mir mit ihrem Düster-Metal mit doomigen Elementen, Gothic-Anleihen und zerbrechlichen Momenten voller Melancholie genau richtig.

Dass die Jungs keine echten Jünglinge sind, das hört man sofort. Die Namen ihrer Vorbilder sorgen bei der Ü-30-Fraktion sicher für Gänsehaut, Metalkids heben wohl fragend die Schultern. Vielleicht kann ich es mir einfach machen und einfach auf den Opener Via Dolorosa verweisen. Brachial bricht der Leidensweg über uns herein, treibend und doch zerrend, wie zahllose Peitschenhiebe, wie das Kreuz, das wohl jeder für sich zu tragen hat in seinem Leben. Der Songs fällt zusammen in beschwörende Passagen, die selbst wieder durch wütende Ausbrüche zerrissen werden. Man denkt an die Landsmänner MOONSPELL, plötzlich ein Solo, dessen Melodieführung sofort an TIAMAT erinnert, eine Passage mit tollen weiblichen Gesängen, dann Stille. Nur wieder kurz die schöne Stimme von Micaela Cardoso, bedrohliches Gemurmel, kalte Schauer überall. Hoffnung, eine intensive PINK FLOYD-Bridge, die auch bei TIAMAT gepasst hätte, und doch ist der Leidensweg zu schwer, es wird noch mal laut und verzweifelt. So klingt das ganze Album: jeder Song erzählt seine Geschichte abwechslungsreich, fühlbar, emotional greifbar. Dabei dienen die fordernen lauteren Momente eher dazu, den passenden Rahmen für die ruhigen und schweren Töne zu geben. Die Melodien gehen dann direkt an Herz und Seele, gerade wenn die nicht vom permanenten Sonnenschein verwöhnt ist. Dann kommen auch schnell mal die schwedischen Kollegen von SWALLOW THE SUN in den Sinn, ähnlich intensiv werden auch hier die Disharmonien zwischen schönen, von schwarzen Schatten überzogenen Melodien und wütenden bis verzweifelten Ausbrüchen zu einem stimmigen Ganzen verwoben. Musikalisch stimmt hier bei tollem Sound alles, die Songs tragen unentwegt Emotionen herüber, jedes Instrument bekommt immer im passenden Moment die verdiente Aufmerksamkeit.

Auf diesem Feld düsterer, theatraler Musik kann sich Sänger Daniel ausleben. Zeitweise klingt er mit seinem tiefen Sprechgesang etwas nach MOONSPELLs Fernando, wobei mich der immer etwas an Mr. Bean erinnert hat, die Stimme von Daniel klingt deutlich angenehmer. Hier ein paar böse Growls, dort zarte Melodien, die durch die tiefe Stimme nie zu hoffnungsvoll klingen. In den Momenten, wo die Melancholie tiefer Depression weicht und auch die Instrumente den Song komplett zurück ziehen, macht sich auch bei MY DYING BRIDE-Fans dicke Gänsehaut breit, auch durch die entsprechenden, leidenden Vocals. Zwar klingen PAINTED BLACK nicht so erdrückend und zermürbend, dennoch, die dunklen Klängen scheinen aus tiefster Seele zu kommen und sie berühren den Zuhörer eben genau dort. Wer bei Absent Heart oder beim abschließenden Inevitability nicht in melancholisches Träumen verfällt, dem scheint wohl grundsätzlich die Sonne aus dem Hintern oder er hat seine Seele eh schon woanders abgegeben. Der Titelsong rüttelt einen ordentlich durch, die Single Winter (Storm) kommt mit so fluffigen, dabei natürlich ebenfalls dunklen Wechseln von treibend und traurig mit einer guten Portion Gothic, trotz aller Abwechslung ist der Song ungemein eingängig. Wie schon angedeutet, auf Cold Comfort stimmt einfach alles, auch die Aufmachung spiegelt die Musik der Portugiesen perfekt wider.

Diesem Sound viel Neues zu geben ist wohl kaum möglich. So machen PAINTED BLACK das Beste draus und vereinen die Elemente der Vorbilder zu etwas wirklich Beeindruckenden. Würden sie nicht auf dem Bandfoto so gestellt und desinteressiert schauen, man könnte sie fast lieb haben. Wer auf den Düster-Metal von MOONSPELL und TIAMAT stand, die Dunkelheit von SWALLOW THE SUN liebt und gerne mit MY DYING BRIDE leidet, der kommt an PAINTED BLACK nicht vorbei. Dann gehört Cold Comfort zwingend auf den Einkaufszettel.

Wer sich dieses Album zulegt, der wird wohl unvermeidbar zum Fan und kann sich somit auch nach der Vorabsingle umschauen. Sie enthält die Albumversion des fantastischen Winter (Storm), den Song Expire von der Demo-EP Verbo sowie eine Akustikversion von Aabbyyzz. Expire ist eine sentimentale Ballade, die deutlich von den ruhigen ANATHEMA geprägt ist, ein sehr introvertierter und zerbrechlich schöner Song. In ähnlichem Gewand kommt die abgespeckte Version von AABBYYZZ, sehr ruhig, tief traurig, emotional. Wer von den melancholischen Klängen des Albums begeistert ist, der wird in diesen beiden Songs versinken.

Veröffentlichungstermin: 2010

Spielzeit: 55:48 Min.

Line-Up:
Daniel Lucas – Vocals
Miguel Matos – Guitars
Luis Fazendeiro – Guitars
António Duráes – Bass
Bruno Aleixo – Piano, Keyboards
Rui Matos – Drums

Produziert von Pedro Mendes und Daniel Cardoso
Label: Ethereal Sound Works

Homepage: http://www.painted-black.org

MySpace-Seite: www.myspace.com/blacktapestry

Tracklist:
1. Via Dolorosa
2. Shadowbound
3. The End Of Tides
4. Absent Heart
5. Cold Comfort (Release)
6. Winter (Storm)
7. The Rain In June (Out Of Season)
8. Inevitability

Winter (Storm)-Single
1. Winter (Storm)
2. Expire
3. AABBYYZZ

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