blank

PAATOS: Timeloss (Reissue)

Hypnotisch, melancholisch, ekstatisch, verträumt – PAATOS schicken den Hörer durch viele tiefe Emotionen.

RADIOHEAD, BJÖRK, PORTISHEAD, THE MARS VOLTA, MOLOKO. Es gibt eine Reihe von Bands, die sich auf Grund vielfältiger Einflüsse, experimentellen Klangcollagen und ausufernden Songstrukturen nur schwer einordnen lassen. Dennoch verbindet diese Bands etwas. Es ist der Wechsel zwischen Melancholie und Hoffnung, zwischen Sturm und Windstille, zwischen Minimalismus und Avantgardismus. Die Musik pendelt oft zwischen Genie und Wahnsinn. Mal gehen die Werke dieser Bands als wegweisende Schritte in die Musik-Geschichte ein, manchmal bleibt nur Unverständnis zurück. Bei Timeloss handelt es sich um ein von InsideOut veröffentlichtes Re-Release des 2002 erschienenen Debütalbums (Nachfolger Kallocain, 2004) von PAATOS, das bisher nur in Schweden erhältlich war.

Die Band kann sich durchaus in die Liste der oben genannten Bands einreihen. Nicht kommerziell, aber musikalisch – und das ist das entscheidende – findet sich vieles wieder, was die Musik zwischen Trip-Hop, modernem und psychedelischem 70er Rock ausmacht. Auch das jazzige Drumming, das auf Timeloss eingesetzt wird, ist in diesen Gefilden durchaus gängig.

So erinnert der Opener Sensor nach anfänglichem Lounge-Flair auch nicht wenig an THE MARS VOLTA. Ein Eindruck, der durch Sängerin Petronella Nettermalm unterstützt wird. In ihrer Stimme liegt oft die ganze Sehnsucht, Wut und Verzweiflung, die unsere westliche Welt auslösen kann (I put myself to sleep – Slowly running from my dreams – Disappointed, disillusioned creep). In der ganzen Melancholie gibt es dennoch diesen warmen, flächigen Bass, der trotz der musikalischen Wechsel, für einen Fixpunkt sorgt, egal ob er von Latin Percussion, Hammond Orgel, Akustik Gitarre und Piano Arrangements oder gar wuchtigen Synthesizer Klängen als Basis benutzt wird.

Selbstredend wächst Timeloss mit jedem Hördurchlauf. Erst langsam erschließen sich die oft behutsam aufgebauten Songdramaturgien und es reift die Erkenntnis, dass kleinen Details große Bedeutung zukommen kann. Der längste Song des Albums ist Quits, der in seiner Wandlung von ruhigen Synthesizer Klängen bis in chaotische Jazz Arrangements geht. Mit dramatischen Streichern endet der Track Hypnotique. Jedes Fragment der Musik ist ein klares Statement, das die Multi-Kultur zelebriert. Durch Klangcollagen werden Grenzen zerschmettert. Am Ende steht der musikalische Kosmopolit. Das ist die Perspektive, die aus der melancholischen Atmosphäre des Albums entsteht. Gleichzeitig fesselt das Album durch seine Dynamik und die homogene Verbindung der verschiedenen Elemente.

Hypnotisch, melancholisch, ekstatisch, verträumt – PAATOS schicken den Hörer durch viele tiefe Emotionen. Um Luft zu holen muss man sich manchmal aus der Umklammerung befreien, die Ton für Ton fester wird. Die Distanz zwischen Hörer und Künstler wird in manchen Momenten verschwindend gering. Was dann bleibt, ist ein Hörerlebnis, über das man nicht nur einmal reflektiert. Doch ohne die Bereitschaft, sich sein Seelenleben für 40 Minuten diktieren zu lassen, wird man die Welt von PAATOS nicht erreichen, sondern mit Unverständnis vor dem CD-Player sitzen.

Veröffentlichungstermin: 06.12.2004

Spielzeit: 39:47 Min.

Line-Up:
Petronella Nettermalm – Gesang, Cello

Ricard Huxflux Nettermalm – Schalgzeug

Stefan Dimle – Bass

Johan Wallén – Klavier, Synthies etc.

Peter Nylander – Gitarre

Produziert von PAATOS
Label: InsideOut

Homepage: http://www.paatos.com

Tracklist:
1. Sensor

2. Hypnotique

3. Tea

4. They Are Beautiful

5. Quits

Bonus Track

6. Hypnotique (Videoclip)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner