OSI: Fire Make Thunder

OSI bieten Klangmalerei mit weiten Klangflächen, sporadischen Gitarrenriffs, moll-lastigen Songfragmenten und entrückten Harmonien. Die Hektik von Blood ist einer ausgeglicheren Grundstimmung gewichen, die mal nach Ferienende in einer verlassenen U-Bahn-Haltestelle, mal nach dem letzten Menschen auf dem Mond klingt.

Das führt doch zu nichts!
Ja, aber es klingt faszinierend.

Solche Gespräche führen das Headbängerchen und das Teufelchen auf meiner Schulter, während ich mir das vierte OSI-Album Fire Make Thunder anhöre. Entrückte Monotonie schwappt aus den Boxen und kriecht die Wände hoch. Dynamische Gitarrenriffs untermalen das Geschehen sporadisch, während ansonsten warme Keyboardflächen für einen Rest Menschlichkeit im Klangbild sorgen. Gerade bei ruhigen Stücken wie Indian Curse und Wind Won`t Howl entwickelt sich so eine karge Schönheit, die in dieser Form keine Entsprechung in anderen Sinnen hat. Der Gesang von Kevin Moore ist mehr denn je lediglich ein gleichberechtigtes Stilelement neben den restlichen Instrumenten. Dadurch eignet sich die Musik bestens als Soundtrack zum Herumsinnieren und Gedanken schweifen lassen. Ungeduldige Menschen dürften häufiger frustriert sein, weil gerade die härteren Momente förmlich danach schreien, mit kraftvollem Lead-Gesang verziert zu werden. Doch sie schreien stumm – und das jeweilige Lied biegt lieber in eine andere namenlose Straße ab, wo die Sonne selten scheint und es viel grau gibt.

Entsprechend macht nur wenig von dem, was Alice im Fire-Make-Thunderland da so erlebt, wirklich Sinn. Doch der Gesamteindruck bleibt positiv, da die Hektik von Blood einer ausgeglichenen Grundstimmung gewichen ist, die mal nach Ferienende in einer verlassenen U-Bahn-Haltestelle, mal nach dem letzten Menschen auf dem Mond klingt. Die Kompositionen wirken weniger fragmentiert als zuletzt, wodurch das Album sehr konsistent wirkt und ohne Füllmaterial auskommt. Die Heaviness der elektrischen Gitarre verleiht dem Album hinreichend viel Energie, lässt aber häufiger als in der Vergangenheit ruhigeren Momenten den Vortritt. Und so ertappe ich mein altes Progherz, wie es erfreut im Takt der pulsierenden Geradlinigkeit schlägt und zu keinem Zeitpunkt nach Komplexität verlangt. Folglich kann ich Fire Make Thunder rückhaltlos empfehlen als Album für gewisse Stunden und als Eintrittskarte für eine eigentümliche, elektronisch angehauchte Klangerlebnisreise voller Ausblicke auf sonderbare Stimmungslandschaften. Zudem ist die CD auf ihre eigene Art und Weise eine ernsthafte Konkurrenz für A Pleasant Shade Of Gray von FATES WARNING als Album, das man sich anhört, wenn man nachts wachliegt, einem alle möglichen und unmöglichen Dinge durch den Kopf gehen und sowohl Einschlafen als auch Aufstehen komplett unsinnige Handlungsoptionen zu sein scheinen.

Veröffentlichungstermin: 23.03.2012

Spielzeit: 43:10 Min.

Line-Up:
Kevin Moore (CHROMA KEY, ex-DREAM THEATER): Keyboard, Gesang
Jim Matheos (FATES WARNING): Gitarre, Bass, Keyboard
Gavin Harrison (PORCUPINE TREE): Schlagzeug

Produziert von OSI
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.osiband.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/pages/OSI/203893353038854

Tracklist:
1. Cold Call
2. Guards
3. Indian Curse
4. Prayer Missiles
5. Wind Won`t Howl
6. Big Chief II
7. For Nothing
8. Invisible Man

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