blank

OCTOBER FILE: Our Souls To You

Endlich: OCTOBER FILE überzeugen auch auf Albumlänge.

Mit OCTOBER FILE ist es so eine Sache. Prinzipiell eine mächtige Band, aber irgendwie schafften sie es auf bisher keinem ihrer Alben ihre Stärken wirklich konsequent auszuspielen. Our Souls To You, der dritte Longplayer der Briten, ist allerdings ein deutlicher Schritt nach vorne. Ihr origineller Hardcore ist treffsicher, wütend, direkt und kompromisslos. Our Souls To You ist ein Biest, es ist zynisch, mit bitterem Sarkasmus gekennzeichnet und befindet sich mit seiner Attitüde dort, wo GODFLESH und NAPALM DEATH zu frühen EARACHE-Zeiten ebenfalls tummelten, allerdings mit einer anderen musikalischen Ausrichtung. Inzwischen haben sich OCTOBER FILE den klassisch-wütenden UK-Bands der Neunziger angenähert, PITCHSHIFTER haben hier großen Einfluss, aber auch RAGING SPEEDHORN und selbstverständlich immer noch KILLING JOKE sind die Eckpfeiler von Our Souls To You. Das heißt, es gibt treibende, flotte Grooves, hypnotische Tribal-Parts, massive Riffs und ziemlich gutes Gebrüll.

Die Songs auf Our Souls To You sind allesamt sehr catchy und mit eingängigen Parts ausgestattet, selbst wenn Melodien hier nicht wirklich gebraucht werden. Mit Crawl, dem verzweifelten Falter, Isolation, September und Love Is (A Warm AK47) haben OCTOBER FILE einige richtig gute Songs mit einer enormen Durchschlagskraft parat. Obwohl die vier Engländer auf Our Souls To You hauptsächlich lange Stücke stehen haben, ziehen sie sich selten in die Länge. Nur das fast zehnminütige Dredge, das prinzipiell auch eine tödliche Nummer ist, wirkt mit zunehmender Spieldauer langatmig. Im Gegensatz dazu steht der erste Teil des Titeltracks, der sich boshaft aufbaut und die in einen Strudel aus sinnloser Gewalt und Angst reißt. Sehr beeindruckend ist es, wie OCTOBER FILE es auf diesem Album verstehen, einfach nur mit wütendem Gesang, treibenden Basslinien, punkigen Riffs und direkten Grooves, dem schlechten der Welt ein Antlitz zu geben.

Dazu passt es, dass Our Souls To You aus zwei CDs besteht, so dass der Hörer wählen kann, welchen Mix er bevorzugt. John Mitchell ist für den klaren, druckvollen Sound der ersten CD verwantwortlich, besser passt aber zur Musik der verzerrte Industrial-artige Mix der zweiten CD von Justin Broadrick. Hier versinkt die klar strukturierte Musik im Chaos, hier werden die Zähne erst recht gezeigt. Dennoch, Broadricks Mix ist deutlich weniger massenkompatibel und daher wohl auf der zweiten CD gelandet. Zusammen mit einem wie schon bei Holy Armour From The Jaws Of God großartigen Artwork zeigen OCTOBER FILE nun endlich, dass ihre Stärken auf auch Albumlänge funktionieren, selbst wenn Our Souls To You wegen diverser Längen noch immer nicht das große Ding ist, das wir von ihnen erwarten dürften. Wie dem auch sei, wer gerne originellen metallischen und auch leicht martialischen Hardcore mag, der im Großbritannien der Neunziger verwurzelt ist, darf diesem brachialen Album durchaus eine Chance geben.

Veröffentlichungstermin: 16. April 2010

Spielzeit: 61:55 + 54:54 Min.

Line-Up:

Ben Hollyer – Vocals
Matt Lerwill – Guitar
Steve Beatty – Bass
John Watt – Drums

Produziert von John Mitchell
Label: Candlelight Records

Homepage: http://www.octoberfile.com

MySpace: http://www.myspace.com/octoberfile

Tracklist:

1. Crawl
2. Corporate Evation
3. Falter
4. Dredge
5. Eau Du War
6. Our Souls To You (Part 1)
7. A Public Display Of Anger
8. Isolation
9. September
10. Love Is (A Warm AK47)
 11. Our Souls To You (Part 2) (Nur auf CD1)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner