OBSCURA: Cosmogenesis

"Cosmogenesis" umgibt vielleicht ein ungeheurer Hype, dieser ist aber alles andere als unbegründet.

Na sieh mal einer an, was aus OBSCURA geworden ist. Waren im sie Jahre 2006, als sie ihr Debütalbum Retribution in Eigenregie veröffentlicht habben, eine technische Death Metal-Band unter vielen, sind sie heute und mit völlig neuem Line-Up eine Band, bei der schon so manchem Werbefachmann in den letzten Monaten die Superlative ausgegangen sind. Die Frage ist nun, ob dies in Anbetracht der Tatsache passiert, dass die Plattenfirmen um die Verkäufe ihrer neuen Schützlinge bangen, oder ist Cosmogenesis wirklich die Sensation, von der dieses Jahr jeder sprechen wird?

Fangen wir mal so an. Mit Anticosmic Overload beginnt die metaphorische Reise zur Geburt des Kosmos und wirft mit furiosen, komplexen, aber nicht verkopften Riffs nur so um sich. Und genau hier, als wäre es das Einfachste auf der ganzen Welt, liegt das Geheimnis von OBSCURA. Ganz in der Tradition und auf der Ebene von den großen US-Bands der frühen Neunziger spielen Steffen Kummerer und seine neuen Mitstreiter Christian Münzner, der für sensationelle Soli verantwortlich ist, und der flinke, versierte Drummer Hannes Großmann, die beide schon bei NECROPHAGIST aktiv waren. Auch neu in der Besetzung ist Bassist Jeroen Paul Thesseling, ehemals PESTILENCE, der mit seinem sechssaitigem Fretless Bass im Gegensatz zu den meisten Death Metal-Bassisten alles andere als im Hintergrund steht und auch zusätzlich einen großen Anteil an der ungewöhnlichen Eingängigkeit der Musik hat.

Die großen Einflüsse von OBSCURA sind sicherlich DEATH, ATHEIST und CYNIC, aber auch EMPEROR, somit gibt es viele verspielte Momente zu hören, die aber niemals dazu da sind, um zu zeigen, wie toll die Musiker denn spielen können, es steht immer der Song im Vordergrund, egal wie viele Schichten an Gitarren da vorhanden sind. Und auch wenn diese Stücke mal brutaler und schneller sind, oder ob sie sich mehr Zeit lassen und sogar in epische Richtungen tendieren, jeder der zehn Songs ist erstaunlich, selbst wenn sie mit Vocoder-Einsätzen, wie in Choir of Spirits und Noosphere schon fast frech zu mehr als nur einer Hommage an CYNIC werden. Aber das Material ist so verdammt gut, dass auch solche Kleinigkeiten den Gesamteindruck nicht schmälern.

Neben dem bereits erwähnten Opener mit seinen sensationellen Riffs und der vielen Abwechslung, ist auch Universe Momentum ein furioses Stück, das sogar mit OPETH zu Zeiten von My Arms, Your Hearse liebäugelt, wenn auch auf Schubumkehr. Großartiges Kino bieten auch das Instrumental Orbital Elements und Infinite Rotation, die beide auch überraschend gefühlvoll sind und mit viel Tiefgang aufwarten können. Das schnelle, furiose Element liefern vor allem die Songs Desolate Spheres und der Titeltrack, aber mit dem abschließenden Titeltrack Centric Flow, gibt es ein gigantisches Finale mit einem Outroriff für die Ewigkeit. So endet nach fünfzig Minuten ein Album, das keine Längen, dafür einen überwältigenden Gesamteindruck hat.

Die instrumentalen Leistungen sind selbstredend überragend, jeder der Instrumentalisten beherrscht sein Metier aus dem Effeff, und weder die Soli, noch die Riffs noch das Drumming sind irgendwo zu komplex. Auch der Gesang ist weder zu eintönig oder sogar in lieblos gestaltet. Der Song steht stets im Vordergrund, mit allem was dazu gehört und somit ist Cosmogenesis ein niveauvolles Album, mit zehn jeweils völlig unterschiedlichen Songs, die dennoch ein schönes Gesamtbild ergeben. Die Mischung aus Brutalität und Technik stimmt vorbildlich, auch die Produktion von DARK FORTRESS-Chef V. Santura ist schön lebendig und nicht zu steril. Und zu guter Letzt kann auch das Artwork von Orion Landau noch völlig überzeugen und visualisiert die Musik bestens.

Während sich andere Tech-Deather in ihrer scheinbaren Genialität sonnen, liefert die bayerische Band OBSCURA ein Album voller großartiger, spannender, höchst anspruchsvoller Songs ab. Cosmogenesis umgibt vielleicht ein ungeheurer Hype, aber dieser ist alles andere als unbegründet. Wenn OBSCURA an dieser fantastischen Ausgangsposition weiter arbeiten, dann kann ihnen schon mit dem nächsten Album ein Genre-Klassiker gelingen, der sie unsterblich macht.

Veröffentlichungstermin: 27. Februar 2009

Spielzeit: 50:07 Min.

Line-Up:
Steffen Kummerer – Vocals, Guitar
Christian Muenzner – Guitar
Jeroen Paul Thesseling – Bass
Hannes Großmann – Drums

Produziert von V. Santura und OBSCURA
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.obscura-metal.com

MySpace: http://www.myspace.com/realmofobscura

Tracklist:
1. Anticosmic Overload
2. Choir of Spirits
3. Universe Momentum
4. Incarnated
5. Orbital Elements
6. Desolate Spheres
7. Infinite Rotation
8. Noosphere
9. Cosmogenesis
10. Centric Flow

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