NUCLEAR ASSAULT: Third World Genocide

Nach über 10 Jahren meldet sich die Kult-Truppe zurück, doch der Kultstatus scheint nun abzubröckeln.

Was waren das noch für Zeiten, als Covers wie Handle With Care oder Songs wie auf The Plague für Furore und an ein über die Jahre hinweg großes Andenken sorgten. Ja, ich hatte sie immer gut in Erinnerung – die Mannen rund um Ex-ANTHRAX Basser Danny Lilker, der mich im Übrigen mit der Bandgründung von BRUTAL TRUTH auch dem Grindcore näher brachte. Doch was soll ich sagen, mit Third World Genocide verblasst diese Erinnerung. Über zehn Jahre nach dem letzten Studioalbum (Something Wicked) wollen es die nun schon etwas betagten Herren noch einmal wissen und machen eigentlich genau das, was man von ihnen erwarten würde: schmissigen Thrash Metal mit einer Portion Hardcore. Zudem klingen sie auch noch so wie früher. Also, wo liegt das Problem?

Zuerst einmal kommt Third World Genocide mit seinem gleichnamigen Opener nur sehr langsam in die Gänge. Und selbst wenn dann die nächsten Songs der Scheibe das Tempo anziehen, so vermisst man das gewisse Etwas früherer Tage. Es ist fast so, als hätte der Zahn der Zeit an der Energie und an der Verspieltheit des Quartetts genagt. Da helfen auch die allerorts auffindbaren, rasend schnellen Gitarrensoli nichts. Die Furiosität und Authentizität der späten 80er-Jahre sind einfach flöten gegangen. Ein gutes Beispiel ist diesbezüglich auch Schreihals John Connelly. Zwar konnte dieser auch schon früher nicht wirklich singen, aber sein hohes Geschrei machte die sozialkritischen Texte glaubhaft und passte in eine Zeit, in der man sich mit politischen Botschaften noch Gehör in der Metal-Szene verschaffen konnte. Doch heute gibt es einfach schon zu viele Bands, die aktiver, aggressiver und mit mehr Nachdruck ihrem Unmut freien Lauf lassen. Natürlich ist auch das bloße Schreien heutzutage, wo growlende Deather auch von einer cleanen Stimme Gebrauch machen, nicht mehr en vogue. Um diesbezüglich fair zu bleiben, soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich neben all den thrashig schnellen, auch punkigere Nummern wie Whine And Cheese oder der abstruse Country-Song Long Haired Asshole befinden, die mit leicht variablem Gesang für Auflockerung sorgen.

Ein weiterer Punkt, der das Festhalten am eigenen, etwas angestaubten Stil unterstreicht, ist der drucklose Sound. Dieser könnte genauso gut von meinem Plattenteller kommen. Gemessen an jungen Produktionen ist der Klang einfach viel zu lasch und scheint – räumlich gesehen – von weit weg zu kommen. Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde: Third World Genocide ist keineswegs ein schlechtes Album. Es bietet Thrash der alten New Yorker Schule, der mit großteils achtbaren Songs aufwartet. Und handelte es sich um eine x-beliebige Formation, würde ich sicherlich nicht so hart mit ihr ins Gericht gehen. Aber hier handelt es sich schließlich um eine Kult-Truppe, die mit ihrem Reunion-Album auf dem besten Wege ist, das Wörtchen Kult zu verspielen.

Veröffentlichungstermin: 29.08.2005

Spielzeit: 40:30 Min.

Line-Up:
Eric Burke – Guitar

John Connelly – Guitar, Vocals

Glenn Evans – Drums

Danny Lilker – Bass, Vocals
Label: Steamhammer/SPV

Homepage: http://www.nuclearassault.us

Email-Adresse der Band: nuclearassault@adelphia.net

Tracklist:
1. Third World Genocide

2. Price Of Freedom

3. Human Wreckage

4. Living Hell

5. Whine And Cheese

6. Defiled Innocence

7. Exoskeletal

8. Discharged Reason

9. Fractured Minds

10. The Hockey Song

11. Eroded Liberty

12. Long Haired Asshole

13. Glenn´s Song

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